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Schroders ist Altersvorsorgepartner für Versicherer und Vermittler

Seit über 20 Jahren bietet Schroders als Altersvorsorgepartner Lösungen in Deutschland an. Der Geschäftsbereich wird personell wie auch produktseitig kontinuierlich ausgebaut – auch weil der Asset-Manager einen Wandel in der Vorsorgementalität erkennt. Interview mit Charles Neus, Head of Retirement Solutions, und Andreas Brandt, Head of Client Interaction & Marketing Deutschland, Österreich und CEEMED bei der Schroder Investment Management GmbH.

Herr Neus, helfen eigentlich die Diskussionen um Staatsfonds oder auch Aktienförderung der privaten Altersvorsorge?

Charles Neus: Mich freut es sehr, dass man in Deutschland über dieses Thema wieder aktiver diskutiert. Es zeugt von dem nachhaltigen Bedürfnis, sich über das wichtige Thema Altersvorsorge Gedanken zu machen, und immer mehr Deutsche zeigen hier ein offenes Interesse. Herkömmliche Sparmodelle sind angesichts der andauernden Nullzinspolitik mehr als überholt und nicht mehr ausreichend, um den Lebensstil der Menschen auch im Ruhestand zu gewährleisten. Dies gilt für Jung und Alt gleichermaßen, was uns sowohl in zahlreichen Gesprächen mit der Zielgruppe selbst als auch durch unser hauseigenes Research eindeutig bestätigt wird.

Herr Brandt, nun ist die Skepsis der Deutschen gegenüber Kapitalmarktprodukten immer noch hoch. Oder gibt es hier doch einen allmählichen Wandel?

Andreas Brandt: Wir veröffentlichen einmal im Jahr unsere Global Investor Study zu Finanzthemen und persönlichem Anlageverhalten, an der allein in diesem Jahr über 25.000 Personen aus 32 Ländern teilgenommen haben und die somit durchaus repräsentativen Charakter besitzt. Dabei nimmt das Thema Altersvorsorge immer einen sehr wichtigen Stellenwert ein, und zwar sowohl global als auch auf Deutschland heruntergebrochen. Die seit geraumer Zeit andauernde Niedrigzinsphase wird als immense Herausforderung für die eigenen Vorsorgeanstrengungen wahrgenommen. Speziell in Deutschland steckt die bis vor Kurzem stark praktizierte Priorisierung von Garantie und Sicherheit bei Altersvorsorgeprodukten noch in vielen Köpfen. Aber auch hier ist der Trend hin zur Bereitschaft, risikoreichere Anlageformen für die Anspar- und Wiederanlage auszuwählen, fundamental spürbar.

Auf der Anbieterseite hat sich in den vergangenen Jahren das Angebot ja drastisch verändert. Was sind für Ihr Unternehmen hier die wichtigsten Trends?

CN: Wir sind mittlerweile bei über 30 Versicherern in deren Fondspolicen vertreten. Das zeigt klar, dass man uns in der Branche als Produktpartner schätzt. Als breit aufgestellter Anbieter stellen wir eine große Bandbreite an unterschiedlichen Publikumsfonds zur Verfügung: vom klassischen Aktien- und Rentenfonds bis hin zu modernen, innovativen Multi-Asset-Lösungen, die für den Kunden speziell bei der Altersvorsorge ihren größten Vorteil ausspielen können, nämlich die aktiv gemanagte Streuung der Gelder über verschiedene Anlageklassen. So kann das Verlustrisiko möglichst gering gehalten werden, ohne auf die sich eröffnenden Marktchancen verzichten zu müssen. Ich nenne dies den „Gute-Nacht-Effekt“. Das ist ein Beispiel dafür, wie wir die wachsenden Ansprüche der Kunden nach überzeugenden Lösungen und Anlagekonzepten adressieren. Des Weiteren wird das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger im Kontext der Altersvorsorge.

Ist Ihr noch junger Multi-Asset-Fonds also eine Reaktion auf diese Entwicklungen?

CN: Multi-Asset als Anlageklasse hat sich in den vergangenen Jahren am Markt stark etabliert und stellt bei vielen Kunden die präferierte Wahl als Basisinvestment dar. Schroders ist seit mehr als 70 Jahren in dieser Anlageklasse aktiv und verfügt über ein sehr breites Angebot an entsprechenden Produkten, sowohl für institutionelle Kunden als auch für Privatanleger. Unser Multi-Asset-Fonds Schroder ISF Flexible Retirement – ISF steht für Schroder International Selection Fund – besitzt ein innovatives, eingebautes Auffangnetz, das den Anleger bei Kurs- und Marktschwankungen vor Verlusten von mehr als 8% über alle Anlagezeiträume schützen soll.

Wie würden Sie denn darüber hinaus die Positionierung von Schroders als Altersvorsorgepartner beschreiben?

AB: Altersvorsorgepartner heißt für uns, sich vor allem mit einer langfristigen Orientierung aufzustellen. Dieses Ziel haben wir in der Vergangenheit auf Basis der erhaltenen Rückmeldungen aus der Branche gut gemeistert. Die sich anbahnenden Veränderungen – sowohl in der Finanzindustrie im Allgemeinen als auch beim Kundenverhalten und den internen Transformationsprozessen unserer Partner – wollen wir proaktiv und mit innovativen Lösungsansätzen begleiten. Dabei können wir uns zum Beispiel wunderbar aus dem bei Schroders vorhandenen Baukasten im Bereich der digitalen Transformation bedienen. Er beinhaltet zahlreiche Beteiligungen an innovativen, globalen Start-ups sowie eigenständig entwickelte digitale Tools, die mit großem Erfolg von uns und unseren Partnern weltweit eingesetzt werden und auch Komponenten der Altersvorsorgeplanung beinhalten.

Wie unterstützen Sie Vermittler dabei?

AB: Wir haben uns im letzten Jahr intensiv mit dieser Frage beschäftigt und nicht nur unsere Situation am Markt, sondern auch die zukünftigen Bedürfnisse unserer Partner, deren Mitarbeiter und wiederum deren Kunden intensiv beleuchtet. Neben dem bereits aufgeführten großen Interesse an interaktiven Tools zur Vermittlung von Finanzwissen und Verhaltenspsychologie bieten wir einen großen Pool an hochaktuellem Finanzmarkt-Content an, den wir auch speziell für den jeweiligen Partner und seine internen und externen Zielgruppen aufbereiten und anpassen. Erfolgreich sind wir auch mit Co-Creation-Workshops mit unseren Partnern, die mit der Betrachtung einer gemeinsamen Problemstellung beginnen und die Konzeption von fachlich oder technisch orientierten Piloten zum Ziel haben, bei deren Entwicklung reale Aufgabenstellungen zur Anwendung kommen.

Wo gibt es denn für Vermittler das große Potenzial?

CN: Wir sehen besonderes Potenzial bei der Zielgruppe „Generation 55plus“, die demografisch immer stärkeren Zulauf hat. Diese Personen sind aktiv, haben Zeit und Geld und noch viele Lebensjahre vor sich – und reichlich Fragen. Wer diese „Best Ager“ im Hinblick auf Finanzen, Versicherungen, Gesetzesregelungen, aber auch Lebensplanung umfassend beraten kann, erschließt sich eine wachsende Gruppe vermögender Kunden, deren Bedürfnisse unserer Meinung nach vom Markt aktuell noch nicht ausreichend gedeckt werden.

Ist dann die Ruhestandsplanung etwas, das Sie bewusst bei den Vermittlern platzieren?

AB: Wir ermutigen Vermittler dazu und unterstützen sie dabei, diesen Weg zu gehen. Als Asset-Manager mit langjähriger Erfahrung in der Erstellung von Altersvorsorgekonzepten stellen wir beispielsweise Inhalte für die Aus- und Weiterbildung zur Verfügung. Wir haben zudem Strategien entwickelt, die explizit auf Menschen zugeschnitten sind, die sich kurz vor der Rente oder bereits im Ruhestand befinden und ihr Vermögen zielführend wiederanlegen und vor Wertverlust schützen möchten.

Nun kommt mit den ESG-Anlagenkriterien der EU ein weiteres Thema auf die Branche zu. Wie hoch ist hier das Veränderungspotenzial?

CN: Wir verspüren dieses Veränderungspotenzial deutlich und freuen uns über eine hohe Nachfrage nach entsprechenden Fondslösungen. Wir haben uns hier als einer der führenden Anbieter in den vergangenen Jahren positioniert und möchten diesen Vorteil nun ausspielen.

Mit all den besprochenen Herausforderungen und auch Veränderungen, wo sollte dann der Branchenfokus in den nächsten Monaten liegen?

CN: Die oft noch vorhandene, starre Ausrichtung in der Altersvorsorge auf Garantien und Produktverkauf sowie der fehlende Fokus auf die Auszahlungs- und Verrentungsphase sind nicht mehr zeitgemäß. Das Thema Ruhestandsplanung steht vor spannenden Zeiten, eine fundierte Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich ist alternativlos. Wir von Schroders sehen uns hier als Aktivposten und Mitgestalter.

Bild: © Panumas - stock.adobe.com

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 08/2019, Seite 54 f. und in unsrem ePaper.

 
Ein Artikel von
Charles Neus
Andreas Brandt

Das sagen Investmentexperten zum Zinshammer der US-Notenbank

Die US-Notenbank hat erstmals seit zehn Jahren den Leitzins gesenkt – und damit die Kurse an den US-Börsen auf Talfahrt geschickt. Auch Donald Trump reagierte verärgert auf die Fed-Entscheidung. In der Zwischenzeit haben sich auch mehrere Investmentexperten zu den Folgen des Zinsschritts in den USA geäußert.

Die Fed hat am Mittwoch die Leitzinsen gesenkt. Die neue Spanne liegt bei 2,0 bis 2,25%. Das ist ein Viertelpunkt weniger als zuvor. Es ist zudem das erste Mal seit der Finanzkrise, dass die US-Währungshüter den Leitzins gesenkt haben. An der Börse löste das ein kleines Beben aus. Die US-Leitindizes gaben kräftig nach. Auch US-Präsident Donald Trump wetterte gegen die Entscheidung seiner Währungshüter.

Märkte bekommen, was sie wollen

Investmentexperten reagieren gelassener. Sascha Werner, Portfoliomanager bei Moventum AM, zufolge bekommen die Märkte mit der Zinssenkung nur das, was sie wollen. „Die US-Notenbank hat gerade zum ersten Mal seit zehn Jahren die Zinsen wieder gesenkt. Eine andere Chance hatte die Fed gar nicht, auch wenn viele Gründe gegen eine Zinssenkung sprachen. Trump und die Wall Street machten Druck – und bekamen, was sie wollten“, so Werner. Insgesamt sende die Fed mit ihrer Entscheidung aber ein merkwürdiges Signal. Für Anleger sei der Schritt zunächst einmal neutral.

Viel Lärm um Nichts

Christian Scherrmann, Volkswirt USA der DWS seiht vor allem viel Lärm um nichts. „Wie erwartet hat die Fed die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf einen Zielkorridor von 2.00–2.25% gesenkt. Das war’s aber dann auch schon fast an kommentierungswerten Neuigkeiten. Bis vielleicht auf die Tatsache, dass die Fed ab 01.08. auf eine weitere Bilanzreduktion verzichtet, wie wir ebenfalls bereits angenommen hatten“, so Scherrmann.

Über die letztendliche Rechtfertigung für einen Zinsschritt, und die damit einhergehende „forward guidance“ sei lange spekuliert worden. „Ursprüngliches Argument war die Strategie das Wirtschaftswachstum gegen negative Einflüsse, resultierend aus Handelskrieg und schwächelnder globaler Aktivität, zu versichern“, erläutert Scherrmann. „In den letzten Wochen gewann jedoch das Argument, dass niedrigere Zinsen strukturell ohnehin angebracht seien, mehr und mehr an Bedeutung.“ Insgesamt sei der Zinsschritt lediglich eine Versicherung gegen externe Einflussfaktoren – eine Adjustierung der Geldpolitik also, wie sie mitten im Zyklus nicht unüblich wäre.

Viele weitere Kürzungen zu erwarten

Nick Maroutsos, Co-Head of Global Bonds von Janus Henderson, meint derweil, dass die Fed angesichts anhaltend niedriger Anleiherenditen, schwacher Inflation und eines verlangsamten Wachstums der Weltwirtschaft dazu gezwungen werden könnte, noch viele weitere Kürzungen vorzunehmen. Profiteure einer solchen Entwicklung wären wie US-Aktien, aber auch Staatsanleihen in Ländern, in denen die Zentralbanken ebenfalls aktiv die Zinsen senken. Andrew Mulliner, Global Bonds Portfolio Manager bei Janus Henderson, glaubt, dass die Fed Gefahr läuft, niedrige Risikoprämien in den Märkten mit Vertrauen in den wirtschaftlichen Ausblick zu verwechseln. Daher ist er nicht überrascht, dass risikoreichere Anlageklassen während der Pressekonferenz nachgaben, während die Zinskurve abflachte und der Dollar an Wert gewann.

Neue Chancen in den Schwellenländern

Michael Bourke, Manager des M&G (Lux) Emerging Markets Income Opportunities Fund, erkennt nach der Zinserhöhung durch die Fed vor allem für die Schwellenländer nun Chancen. „Die gestrige Entscheidung ist für viele Schwellenländer eine gute Nachricht. Eine ganze Reihe dieser Länder hat eine Anpassungsphase hinter sich gebracht und ihre Staatsfinanzen verbessert. Einzelne Währungen werteten gegenüber dem Dollar ab – zusammen bildet das einen ermutigenden Ausgangspunkt für die zukünftige Entwicklung“, so Bourke. (mh)

Bild: © peshkov stock.adobe.com

 

Serviceentgelte sind eine Chance für Vermittler

Depotbanken haben sich in den vergangenen zehn Jahren grundlegend gewandelt. Sie haben sich immer mehr zum Technologiedienstleister und lösungsorientierten Partner für Finanzanlagenvermittler entwickelt. Diese müssen sich im aktuellen Umfeld Gedanken um tragfähige Preismodelle und ihre Dienstleistungen für die Zukunft machen. Dabei werden sie von Depotbanken unterstützt, sagt Peter Nonner, Geschäftsführer der FIL Fondsbank (FFB).

Finanzanlagenvermittler haben viele Vorgaben zu beachten. Allein 20.000 Seiten umfasst das Regelwerk zur EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II. Die europäischen Aufsichtsbehörden haben die regulatorischen Vorgaben für Berater nach der Finanzkrise deutlich verschärft. Bei all den umfangreichen Änderungen der Regulierung gilt es aber, den Blick auf das Wesentliche zu richten, um Haftungsrisiken zu minimieren und die Beziehung zum Kunden auch in Zukunft vertrauensvoll zu gestalten.

Mit MiFID II rücken Kosten und Provisionen von Finanzprodukten stärker in den Blickpunkt. Produkte, die Vermittler empfehlen, müssen nachweislich den individuellen Zielen und Bedürfnissen des Anlegers entsprechen. Für Finanzanlagenvermittler ist das aufwendig und scheint auf den ersten Blick Geschäft zu verhindern. Mehr Anlegerschutz ist aber gut für die gesamte Branche und kann dazu beitragen, verloren gegangenes Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.

Berater müssen Provisionen, die sie für ihre Tätigkeit erhalten, gegenüber ihren Kunden ausweisen. Statt wie bisher Provisionen zu erhalten, können sie sich aber auch direkt über Serviceentgelte bezahlen lassen. Das sorgt für klare Verhältnisse: Anleger können damit auf einen Blick erkennen, für welche Dienstleistung ihr Vermittler welchen Betrag abrechnet. Mehr Transparenz ist die Folge.

Von Provisionen emanzipieren

Derzeit stehen wir in einer Übergangsphase von der Provision zum Serviceentgelt. An die Stelle der für den Endkunden häufig kaum nachvollziehbaren, produktabhängigen Provisionen treten verstärkt Serviceentgelte, denen konkrete Leistungen gegenüberstehen. Das bedeutet: Berater müssen umdenken, ihre Dienstleistungen und Preismodelle neu definieren und damit auch ihre bisherigen Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen. Die Voraussetzung dafür ist, sich Gedanken zu machen, worin genau ihre Leistung besteht, welchen Mehrwert sie ihren Kunden bieten können und was sie dafür berechnen möchten. So können sich Vermittler stärker von Provisionen emanzipieren. Damit entfallen auch potenzielle Interessenkonflikte bei der Auswahl von Finanzprodukten.

Serviceentgelte bieten damit die Chance für Finanzanlagenvermittler, sich ihren Kunden mit einem differenzierten Dienstleistungsangebot zu präsentieren. Denkbar sind grundsätzlich unterschiedliche Leistungspakete, zum Beispiel mit einem Gespräch pro Jahr oder auch in jedem Quartal. Zusätzlich sind laufende Informationen, etwa mit Reportings über die Geldanlage oder einem regelmäßigen Newsletter, denkbar. Die Logik ist klar: Wer mehr Service haben möchte, muss auch mehr bezahlen. Mit maßgeschneiderten Dienstleistungen können Berater ihre Beziehung zum Kunden stärken. Der vermeintliche Nachteil besteht darin, dass sie ihren Kunden vermitteln müssen, dass es Anlageberatung nicht zum Nulltarif gibt. In der alten Provisionswelt ist dieser Eindruck leider oft entstanden.

Da es grundsätzlich keine Provisionsverbote in Deutschland gibt und es derzeit auch keine Signale gibt, dass es dazu kommen könnte, sind auch in Zukunft weiter Kombinationsmodelle aus Serviceentgelten und Provisionen denkbar. Ein Umdenken zeichnet sich langsam ab: So vereinbaren bei der FFB mittlerweile 26% der Finanzanlagenvermittler bei neuen Verträgen Serviceentgelte, 54% räumen ihren Kunden Rabatte ein. Ganz egal, für welche Lösung sich Berater entscheiden, sie müssen sich Gedanken um ihr Preismodell machen und auf Fragen der Kunden vorbereitet sein. Denn diese legen mehr Wert auf Transparenz. Depotbanken begleiten Berater in diesem Prozess, indem sie ihnen Aufträge über Serviceentgelte bereitstellen und auch die Abrechnung übernehmen.

Hohes Interesse an vermögensverwaltenden Konzepten

Doch Kunden verlangen nicht nur mehr Kostentransparenz, sie wünschen häufig auch eine umfassendere Beratung, als das etwa noch vor zehn Jahren der Fall war. Stand damals vielfach der Vertrieb von Einzelfonds im Fokus, geht es heute darum, das Portfolio stärker nach den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden zu gestalten. So ist ein klarer Trend zu strukturierten Portfoliolösungen zu beobachten, die den Charakter einer Vermögensverwaltung haben. Während Finanzanlagenvermittler also früher einzelne Fonds für Kunden ausgewählt haben, gilt es heute fast immer, ein Portfolio anhand der Ziele des Anlegers zu gestalten.

Mithilfe von Modellportfolio-Tools können Finanzanlagenvermittler ihren Kunden passende Lösungen anbieten. Dabei lassen sich Portfoliostrukturen mit einer entsprechenden Aufteilung von Fonds festlegen. Portfolios von Anlegern, deren Ziele und Risikobereitschaft ähnlich sind, lassen sich gemeinsam steuern. Das ermöglicht auch einzelnen Vermittlern eine effiziente Abwicklung. Ein weiterer Vorteil: Informationen zu Kosten sind per Sammelabruf für jedes einzelne Portfolio erhältlich.

Solche Modellportfolios sind einfach zu überwachen. Finanzanlagenvermittler müssen die Zusammensetzung des Portfolios regelmäßig überprüfen und anpassen. Sie können das für mehrere Kunden in einem Schritt abwickeln und sie mit einem regelmäßigen Reporting informieren. Mit dem Kunden vereinbarte automatische Rebalancings, um die Portfoliostruktur zu erhalten, ergänzen die Möglichkeiten. In einem Umfeld komplexer Märkte ist der Bedarf an übergreifenden Portfoliolösungen immens. Das Modellportfolio bietet damit ein zeitgemäßes Konzept, das auch die regulatorischen Auflagen von MiFID II erfüllt.

Die vergangenen zehn Jahren waren durch eine zunehmende Digitalisierung gekennzeichnet. Depotbanken haben diesen Wandel aktiv begleitet. Mittlerweile sind bei der FFB zwei Drittel aller Kunden Online-Kunden. Auch immer mehr Vermittler entdecken die Chancen der Digitalisierung. Online-Auftritte erweitern den Markt der früher vor allem regional tätigen Vermittler. Wenn das Angebot passt, können sie ohne großen Aufwand auch Kunden aus anderen Regionen gewinnen. Sie können online schnell und effizient kommunizieren. Die Depotbanken liefern die Voraussetzung dafür und stellen Ex-ante- oder Ex-post-Kostenausweise sowie Rechnungen und Belege zunehmend elektronisch zur Verfügung.

Von FinTechs lernen

Durch die Digitalisierung haben Depotbanken darüber hinaus ihr Spektrum erweitert. Sie wurden deutlich flexibler. Dazu hat auch die Zusammenarbeit mit FinTechs beigetragen, die etwa die technische Infrastruktur rund um Fondsdepots und die Depotadministration von Fondsbanken nutzen. FinTechs verändern radikal den Blickwinkel auf Prozesse. Ein Beispiel dafür sind viele der früher papierbasierten Abläufe, die Depotbanken inzwischen komplett digitalisiert haben. Kunden können die früher oft umständliche Depoteröffnung einfach und sicher online per Videolegimitation abwickeln. Und so haben Depotbanken ihr Leistungsangebot angepasst und ermöglichen es Finanzanlagenvermittlern, ihren Kunden Topleistungen anzubieten – und das in einem stärker regulierten und anspruchsvolleren Marktumfeld.

Bild: © Eigens – stock.adobe.com

Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 07/2019, Seite 46 f. und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Peter Nonner

Santander lagert Management neuer Fonds an Mitbewerber aus

Santander Asset Management hat den Start von Santander GO bekannt gegeben. Die Fondstochter der Santander Bank setzt bei der neuen Produktpalette auf Fondsmanager externer Gesellschaft. Sie sollen die tägliche Arbeit für die insgesamt fünf neuen Fonds übernehmen.

Santander AM hat die neue Fondspalette Santander GO vorgestellt. Bei dieser vergibt die Tochter der Santander Bank das Fondsmanagement an externe Manager. Santander GO ist eine globale Initiative von Santander AM und besteht fünf neuen Anlageinstrumenten der Kategorien Absolute Return, US-Aktien, globale Aktien, globale flexible Anleihen und kurzfristige US-Anleihen.

Fünf namhafte Partner

Nach einem Due-Diligence-Prozess habe Santander die Spezialisten für das Fondsmanagement ausgewählt, von denen der Asset Manager glaubt, dass sie die Managementkapazitäten von SAM besten in jeder der Kategorien am besten ergänzen. Santander GO Absolute Return wird von Amundi verwaltet; Santander GO North American Equity von Morgan Stanley; Santander GO Global Equities ESG von Robeco; Santander GO Short Duration Dollar von JPMorgan und Santander GO Dynamic Bond Fund von Pimco.

Verantwortlich für das tägliche Geschäft

Auswahlkriterien der waren laut Santander AM die Rentabilität, die Konsistenz im Zeitverlauf sowie der Status innerhalb der Vermögensverwaltungsbranche, insbesondere im Hinblick auf deren operative Leistungs- sowie Kontrollfähigkeiten. Die externen Manager sind für die tägliche Verwaltung des Fonds verantwortlich, einschließlich Anlageentscheidungen und Auftragsausführung. Santander wird hingegen die Kontrolle über die Risiken jedes Investmentvehikels behalten. (mh)

Bild: © MK-Photo – stock.adobe.com

 

Schroders übernimmt Spezialisten für versicherungsgebundene Wertpapiere

Schroders stärkt sein Private-Assets-Geschäft durch eine weitere Übernahme. Der britische Asset-Manager hält nun 100% der Beratungsgesellschaft Secquaero, die sich auf Anlageprodukte mit Gewichtung auf die Verbriefung von Versicherungsrisiken spezialisiert hat.

Der global tätige britische Asset Manager Schroders erweitert sein Geschäft im Bereich Private Assets und hat seine Beteiligung an der Secquaero Advisors AG (Secquaero) von 50,1 auf 100% erhöht. Secquaero ist eine Beratungsgesellschaft, die sich auf Anlageprodukte mit Gewichtung auf die Verbriefung von Versicherungsrisiken spezialisiert hat.

Erste Partnerschaft im Jahr 2013

Im Jahr 2013 erwarb Schroders eine 30-% Beteiligung an der Beratungsgesellschaft und ging eine Partnerschaft mit Secquaero ein, um das wachsende Interesse institutioneller Kunden an versicherungsgebundenen Wertpapieren (ILS) besser zu bedienen. Seit Juni 2013 ist Secquaero als exklusiver Berater von Schroders für ILS-Anlagestrategien tätig.

Führender ILS-Anbieter

Das Investment-Team von Schroders, das von Secquaero unterstützt wird, hat sich seit Beginn der Partnerschaft zu einem der führenden Anbieter von institutionellen Anlagelösungen im ILS-Bereich entwickelt. Im Februar 2016 erhöhte Schroders seinen Anteil an Secquaero daher bereits auf 50,1%. Nach der nun erfolgten Komplettübernahme wird Secquaero in den Private Assets-Bereich von Schroders integriert und die Teams werden unter der Leitung von Dirk Lohmann zusammengeschlossen. Die neue ILS-Abteilung wird ihren Sitz in Zürich haben und als Schroder Secquaero tätig sein.

Für institutionelle Anleger besonders interessant

„Versicherungsgebundene Wertpapiere sind für institutionelle Anleger besonders spannend, weil sie von anderen Faktoren beeinflusst werden als die Kapitalmärkte und so keine Korrelation mit anderen Assetklassen aufweisen“, kommentiert Achim Küssner, Geschäftsführer der Schroder Investment Management GmbH, die Komplettübernahme von Secquaero. „Damit ermöglichen sie auch in Zeiten erhöhter Volatilität, wachsender geopolitischer Risiken und nachlassender Konjunktur stabile Erträge.“ Schroders Ziel ist es, einer der führenden institutionellen Anbieter von individuell zugeschnittenen ILS-Anlagestrategien für institutionelle Kunden zu werden. (mh)

Bild: © Blue Planet Studio – stock.adobe.com

 

JDC baut Vermögensverwaltung FINE FOLIO aus

Jung, DMS & Cie. (JDC) baut seine Vermögensverwaltungslösung FINE FOLIO um drei Strategien aus: Nachhaltigkeit, Einkommen und Deutschland. Dafür wurden mit Amundi, AllianceBernstein und der DWS drei externe Partner an Bord geholt. Zusätzliche Erweiterungen sollen schon bald folgen.

Standardisierte Vermögensverwaltungen finden zunehmend Verbreitung. Ein Grund ist laut JDC die Regulierung, insbesondere in Form der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II und der Pläne der Bundesregierung, 34f-Berater unter die Aufsicht der BaFin zu stellen. Der Maklerpool baut als Antwort darauf seine Vermögensverwaltungslösung FINE FOLIO aus.

Drei neue Strategien erhältlich

Neben den Anfang 2015 gestarteten FINE FOLIO-ETF-Stabilitäts-Strategien können JDC-Vertriebspartner ihren Kunden unter dem Label FINE FOLIO ab sofort auch Vermögensverwaltungslösungen für die Anlagetrends „Nachhaltigkeit“, „Einkommen“ und „Deutschland“ anbieten.

Partnergesellschaften als Anlageberater

Um diese Anlagethemen professionell abzubilden, hat JDC externe Partner als Anlageberater an Bord geholt: Amundi für Nachhaltigkeit, AllianceBernstein für Einkommen und die DWS für die Deutschland-Strategie. Vermögensverwalter ist JDC-Tochter BB-Wertpapierverwaltungs-Gesellschaft mbH (BBWV), Depotbank ist Augsburger Aktienbank.

Weiterer Ausbau in Planung

Bei der jüngsten Erweiterung soll es aber nicht bleiben. „Wir werden unsere FINE FOLIO Produktfamilie zeitnah weiter ausbauen“, kündigt Oliver Lang, im Vorstand von Jung, DMS & Cie. für den Investmentbereich zuständig, an. „Für die geplanten Anlagestrategien ‚Stiftungen‘ und ‚Emerging Markets‘ konnten wir weitere renommierte Anlageexperten von Berenberg und Franklin Templeton gewinnen“, so Lang. (mh)

Bild: © Monster Ztudio – stock.adobe.com

 

Das sagt die DWS zum Aus der Flex Pension Fonds

Die DWS stellt die Flex Pension Garantiefonds im November ein. Die Fonds waren gerade in Altersvorsorgeprodukten wie fondsgebundenen Lebensversicherungen beliebt. Im Gespräch mit AssCompact nimmt Hendrik Liebold, Investment-Spezialist bei der DWS, Stellung zum Aus der DWS Flex Pension Fonds.

Herr Liebold, die DWS hat das Ende der Flex Pension Garantiefonds bekannt gegeben. Warum sind die Fonds nicht mehr sinnvoll?

Durch die extrem niedrigen und teils sogar negativen Anleihezinsen sind die Fonds gezwungen, zur Absicherung der Garantiewerte vollständig in Rentenanlagen hoher Bonität zu investieren. So ist schon heute absehbar, dass die DWS FlexPension Fonds in Zukunft wahrscheinlich keine neuen Höchststände erreichen werden können. Damit können die Fonds ihren eigentlichen Zweck, nämlich durch eine positive Wertentwicklung der Altersvorsorge der Anteilsinhaber zum Erfolg zu verhelfen, nicht mehr erfüllen.

Was sagen Sie zu dem möglichen Vorwurf einer Flucht aus Garantiezusagen?

Die vorzeitige Liquidation der Teilfonds erfolgt mindestens in Höhe des Garantiewertes jedes einzelnen DWS FlexPension Fonds. Um dieses zu ermöglichen, werden wir aus Eigenmitteln in die Fonds einzahlen. Die vorzeitige Liquidation sorgt dafür, dass die Anleger die Möglichkeit haben, den vollen Garantiewert aus DWS FlexPension für ihre Altersvorsorge zu nutzen und an die neue Situation an den Kapitalmärkten anzupassen.

Welche Alternativen bietet die DWS zu den FlexPension-Fonds?

Grundsätzlich steht es Anlegern natürlich frei, je nach individuellem Anlagebedarf einen Alternativfonds zu wählen. Im Hinblick auf die ursprünglich mit der Anlage in DWS FlexPension angestrebten Anlageziele wären beispielsweise aktiv gemanagte Multi Asset Fonds eine passende Alternative. Hier wäre beispielsweise unser DWS Concept Kaldemorgen zu nennen. Neben der Expertise des Teams von Klaus Kaldemorgen verfügt der Fonds zusätzlich über ein Absicherungsziel von maximal 10% Verlust pro Kalenderjahr, allerdings ohne formale Garantie. Aber auch unsere Garantiefonds mit anteiliger Höchststandssicherung, wie unser DWS Funds Global Protect 80, könnten für einige Anleger ein guter Ersatz für die DWS FlexPension Fonds sein.

Sind Garantiefonds angesichts der andauernden Niedrigzinsen generell nicht mehr sinnvoll umsetzbar?

Das von Niedrigzinsen geprägte Marktumfeld hat das Management von Garantiefonds nicht vereinfacht. Allerdings sind nicht alle Konzepte gleich stark von den Entwicklungen an den Anleihemärkten abhängig. Konzepte mit Garantien von unter 100% sind tendenziell weniger betroffen. Nehmen wir zum Beispiel unseren DWS Funds Global Protect 80: Dieser kann seine Anlagepolitik auch weiterhin normal umsetzen und musste keine zinsbedingt sinkenden Risikobudgets hinnehmen. Gleiches gilt auch für acht Garantiefonds mit monatlicher 80%-Garantie verschiedener „hybrider“ fondsgebundener Versicherungen.

Wie fielen die Reaktionen der Berater und Kunden im Jahr 2016 aus, als der erste Teil der Flex-Pension aufgelöst wurde?

Die Auflösung der DWS FlexPension Fonds mit kürzerer Restlaufzeit im Jahr 2016 wurde von unseren Kunden überwiegend begrüßt. Eine Fortführung ohne Renditeaussicht wäre auch weder für Privatanleger noch für unsere Versicherungspartner ein gangbarer Weg gewesen. Auch aus heutiger Sicht war die Liquidation in 2016 der richtige Schritt. Viele Anleger, die ihren fondsgebundenen Versicherungsvertrag mit anderen DWS-Fonds fortgeführt haben, konnten in der Zeit seit der November 2016 bereits gute Wertsteigerungen erzielen – was mit den damals liquidierten DWS FlexPension Fonds aufgrund des Marktumfeldes nicht möglich gewesen wäre. (mh)

 

Nachhaltige Kapitalanlage: Finanzprofis erwarten neuen Boom

Die European Bank for Financial Services GmbH (ebase) hat Finanzprofis zur Zukunft von nachhaltigen Finanzanlagen befragt. Das Ergebnis fällt eindeutig aus. Deutsche Anlageexperten rechnen ganz klar mit einer deutlich steigenden Bedeutung nachhaltiger Anlagen bei Privatkunden.

Eine aktuelle Umfrage unter Vertriebspartnern der (ebase) zeigt, dass Finanzprofis die zukünftige Relevanz von nachhaltigen Anlagen sehr positiv einschätzen. Mehr als 90% der Befragten gehen davon aus, dass sie zukünftig an Bedeutung gewinnen werden. „Auch die Berater sind offensichtlich fest davon überzeugt, dass bei Geldanlagen zukünftig am Thema Nachhaltigkeit kein Weg vorbeiführt“, kommentiert Rudolf Geyer, Sprecher der Geschäftsführung von ebase, die aktuell Vermittler-Fokus-Umfrage von ebase.

Auch bei Privatanlegern gefragt

Nahezu niemand erwartet eine sinkende Relevanz von nachhaltigen Kapitalanlagen. Die Einschätzungen der Finanzprofis decken sich mit einer von ebase in diesem Jahr durchgeführten repräsentativen Befragung von Privatkunden. Auch sie sahen darin zukünftig mehrheitlich eine wachsende Bedeutung von nachhaltigen Geldanlagen. (mh)

Bild: © robert – stock.adobe.com

 

DWS streicht FlexPension-Fondsserie zusammen

Die DWS löst die Flex-Pension-Garantiefonds vorzeitig auf. Bereits im November sollen sie Geschichte sein. Damit verschwindet eines der absatzstärksten Garantiefondskonzepte vom Markt. Von dem Schritt sind auch viele fondsgebundene Lebensversicherungen betroffen.

Die letzten noch vorhandenen Teilfonds des DWS Flex Pension SICAV werden im November liquidiert. Das hat die DWS beschlossen. Entsprechende Berichte von FONDS professionell hat die Fondstochter der Deutschen Bank inzwischen bestätigt. Als Liquidationserlös sollen die Kunden mindestens den jeweiligen Garantiewert erhalten. Sollten die Anteilswerte der Teilfonds am Liquidationstag unterhalb der festgeschriebenen Garantiewerte liegen, wird die DWS die Differenz aus Eigenmitteln übernehmen.

Diese Fonds sind betroffen

Von der Liquidation sind folgende Fonds betroffen: DWS FlexPension II 2026, DWS FlexPension II 2027, DWS FlexPension II 2028, DWS FlexPension II 2029, DWS FlexPension II 2030, DWS FlexPension II 2031, DWS FlexPension II 2032, DWS FlexPension II 2033, DWS FlexPension II 2034.

Absatzstarke Garantiefonds

Der Schritt sorgt für Aufsehen, da DWS Flex Pension eines der absatzstärksten Garantiefondskonzepte im deutschsprachigen Raum war. Die von der Auflösung betroffenen Fonds haben noch ein Gesamtvolumen von rund 2,6 Mrd. Euro. Insbesondere zählen die Flex-Pension-Fonds zu den wichtigsten Produkten in fondsgebundenen Lebensversicherungen in Österreich und Deutschland. Versicherungskunden sollen „in der Regel rechtzeitig von ihrer jeweiligen Versicherung über mögliche Alternativfonds zur Fortführung“ ihres Vertrages informiert werden.

Keine realistische Chance auf positive Renditen

Als Grund für die Schließung nennt die DWS das veränderte Kapitalmarktumfeld. Durch die historisch niedrigen Renditen am Anleihenmarkt bestehe kaum noch eine realistische Chance, dass die Teilfonds in Zukunft neue, wesentlich über den aktuellen Garantiewerten liegende Höchststände erreichen können. (mh)

Bild: © Friedberg – stock.adobe.com

 

Das endgültige Aus der Zinshoffnungen

Im Schatten der Diskussion um die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wurden in Brüssel an anderer Stelle relativ unbemerkt wichtige Weichen gestellt. So wurde unter anderem das endgültige Aus der Hoffnungen auf eine Zinswende besiegelt. Ein Kommentar von AssCompact-Redakteur Michael Herrmann.

Kommentar von Michael Herrmann, AssCompact

Während Deutschland munter über die neue EU-Kommissionspräsidentin streitet, sind an anderer Stelle bereits relativ unbemerkt die Weichen für die Zukunft gestellt worden. Waren zuletzt noch leise Hoffnungen auf eine neue Zinspolitik im Euroraum aufgekeimt, sind diese nun vom Tisch. Der Hoffnungsträger der Zinswendenanhänger, Bundesbankpräsident Jens Weidmann, ist raus aus dem Rennen um die EZB-Präsidentschaft. Er wird nicht Nachfolger des scheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi.

Stattdessen wird Christine Lagarde am 01.11.2019 die Nachfolge von Mario Draghi antreten. Jene Christine Lagarde, die schon als Chefin des Internationalen Währungsfonds eine ultralockere Geldpolitik und eine expansive Fiskalpolitik zur Krisenbekämpfung in Europa forderte. Christine Lagarde steht für Kontinuität. Für Kontinuität auf dem Weg der ultraniedrigen Zinsen. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Personalie gaben denn auch die Renditen für griechische, italienische und spanische Staatsanleihen deutlich nach. Auch Marktbeobachter sind sich also sicher, dass Lagarde die ultralockere Geldpolitik Draghis mindestens fortführen wird. Wenn, steht eher eine Ausweitung denn eine Straffung bevor. Für die südeuropäischen Mitgliedsstaaten sind das hervorragende Aussichten.

Die Rechnung zahlen mal wieder die Sparer. Spätestens jetzt sollte ihnen klar sein, dass mit Tages- und Festgeldern auch in den nächsten Jahren nicht viel zu holen sein wird. Absolut schon nicht und real schon gleich gar nicht. Absolute Sicherheit wird auch unter der neuen EZB-Präsidentin ein teurer Spaß bleiben, den sich gerade die deutschen Sparer angesichts der massiven Vorsorgelücken nicht leisten können. Sie müssen dringender denn je die Kapitalmärkte für sich arbeiten lassen – egal ob als Direktinvestment, Fonds oder im Versicherungsmantel.

Bild: © MichaelJBerlin – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Michael Herrmann