Das bAV-Angebot der Arbeitgeber im Mittelstand ist im vergangenen Jahr angestiegen, die Nachfrage der Arbeitnehmer allerdings gleich geblieben. Das ergibt die Studie „Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand 2016“, die die Generali Versicherungen und das F.A.Z.-Institut herausgeben. Demnach legten gemischt finanzierte Betriebsrenten sowie Branchen- und Tarifvertragspläne zwar zu, doch Einzelmaßnahmen wie eine Enthaftung der Arbeitgeber oder Opting-out-Vorgaben reichten nicht aus, um die Nachfrage der Beschäftigten deutlich zu beleben. Vielmehr üben die befragten bAV-Verantwortlichen Kritik an der Belastung durch umfangreiche neue Vorschriften und Regelungen, die die Ausbreitung der bAV hemmen würden. Nur jeder dritte bAV-Verantwortliche sieht in der gesetzlichen Haftung der Arbeitgeber ein Hindernis für die bAV. Eine weitgehende Enthaftung der Arbeitgeber, wie sie derzeit in Fachkreisen diskutiert wird, beseitige also nicht die Hemmnisse für die bAV und sorge eher für Verunsicherung.
Viel wichtiger sei die Flexibilität in der bAV – neben Anlagesicherheit, einfacher Verwaltung, hoher Rendite und Inflationsschutz. Im Fokus stehen dabei die unterschiedlichen Ansprüche und Lebensplanungen der Generationen. So wünschen sich die Betriebe für ihre Mitarbeiter mehrere Auszahlungsoptionen wie monatliche Renten oder einmalige Kapitalauszahlungen. Ähnlich verhält es sich mit den Beitragsregelungen. Die große Mehrheit der Befragten erachtet zudem ein variables Beitragsmodell als wichtig für die eigenen Beschäftigten. Ebenso möchten sie den Zeitpunkt des Leistungsbeginns flexibel gestalten.
Mitarbeiter haben nur geringe Finanzreserven
Den Hauptgrund für die stagnierende Marktdurchdringung der Entgeltumwandlung sehen die befragten bAV-Verantwortlichen der Studie zufolge vor allem bei den Mitarbeitern: Diese hätten nur geringe Finanzreserven für eine zusätzliche Altersvorsorge und dadurch ein geringes Interesse an der Entgeltumwandlung. Die Arbeitgeber haben dagegen ihr Engagement bei der bAV 2015 ausgebaut, jeder Mittelständler kann laut Studie mindestens ein bAV-Angebot vorweisen. Dabei hat sich das Angebot an rein arbeitgeberfinanzierten Betriebsrenten stabilisiert und verzeichnet im Vorjahresvergleich sogar einen leichten Zuwachs. Besonders die mitarbeiterstarken Betriebe weisen einen überdurchschnittlich hohen Anteil bei den rein arbeitgeberfinanzierten bAV-Modellen auf.
Ein Weg zu einer besseren Marktdurchdringung seitens der Arbeitnehmer besteht nach Ansicht der bAV-Verantwortlichen in einer höheren finanziellen Förderung. So setzt sich der Trend der Vorjahre fort, dass mittelständische Arbeitgeber die Vorsorge ihrer Mitarbeiter finanziell unterstützen, wenn diese einen eigenen Beitrag aus dem Entgelt leisten. Gegenwärtig bieten 71% der Mittelständler Betriebsrentenmodelle auf der Basis einer gemischten Finanzierung aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträgen an. Besonders in Großbetrieben mit über 250 Mitarbeitern wird die betriebliche Altersversorgung als wichtiges HR-Instrument eingesetzt, um Mitarbeiter zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen.
Über die Studie
Seit 2011 veröffentlichen die Generali Versicherungen und das F.A.Z.-Institut die Studienreihe „Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand“, die auf einer jährlichen, repräsentativen forsa-Umfrage unter 200 bAV-Verantwortlichen in deutschen mittelständischen Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern basiert. (ad)
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bAV braucht mehr Beratungskompetenz
Hauptgrund für eine mangelnde Verbreitung der bAV im Mittelstand ist die unzureichende Beratung der Mitarbeiter! Da reichen Informationen am schwarzen Brett, online-Rechner, "Apps" (was für ein Unfug!), Lohnbeileger, Handzettel und ausgefuchste Fördermechanismen alleine nicht aus! Man muss sich schon die Mühe machen, jeden Mitarbeiter individuell und professionell zu beraten und zwar so, dass er auch versteht, wie der Mechanismus funktioniert. Die mediale Negativdarstellung der privat organisierten Altersvorsorge kann der Makler nur durch intensive und fundierte Beratungsarbeit kompensieren.
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