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9. April 2019
Was treibt Anleger in den Grauen Kapitalmarkt?

Was treibt Anleger in den Grauen Kapitalmarkt?

Eine aktuelle Umfrage der Verbraucherzentrale Hessen hat sich mit den Motiven für Investitionen am Grauen Kapitalmarkt beschäftigt. Demnach suchen Sparer vor allem nach drei zum Grauen Kapitalmarkt konträren Eigenschaften. Zudem zeigt die Umfrage, dass die Person des Beraters in aller Regel eine maßgebliche Rolle bei der Investitionsentscheidung spielt.

Was wollen deutsche Sparer bei einer Geldanlage zur Altersvorsorge? Das wollte das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Hessen in einer repräsentativen Umfrage wissen. Für 93% der Deutschen ist es demnach wichtig, dass ihr Geld nicht komplett verloren gehen kann. 72% wünschen sich kein hohes Risiko. Jeder zweite Befragte will, dass bei der Geldanlage für die Altersvorsorge ethische und ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Vier von zehn Sparern finden es zudem wichtig, dass sie für ihre Investitionen einen „greifbaren Gegenwert“ sehen. Das können zum Beispiel Immobilien oder auch Container sein.

Häufig Angebote des Grauen Kapitalmarkts

„Die Umfrageergebnisse zeichnen ein ambivalentes Bild: Die Befragten legen großen Wert auf Sicherheit. Aber Anlagen in Sachwerte und ethisch-ökologische Projekte zählen häufig zum Grauen Kapitalmarkt. Hier bestehen fast immer erhebliche Risiken – bis hin zum Totalverlust“, kommentiert Wolf Brandes, Teamleiter Marktwächter Finanzen mit dem Schwerpunkt Grauer Kapitalmarkt bei der Verbraucherzentrale Hessen.

Größere Beträge werden meist wieder investiert

Auch zum bisherigen Verhalten haben die Marktwächter die Verbraucher befragt. Vier von zehn Befragten geben an, schon einmal einen größeren Betrag erhalten zu haben – zum Beispiel durch Schenkung oder Auflösung von Verträgen. Davon investierten 82% das erhaltene Geld ganz oder zumindest teilweise, 14% davon in Produkte des Grauen Kapitalmarktes. An erster Stelle standen Investments in geschlossene Fonds, gefolgt von Gold oder Edelsteinen und Beteiligungen, Direktinvestments oder Crowdinvesting.

Vermittler oder Berater das A und O

Eine maßgebliche Rolle bei der Investitionsentscheidung spielt die Person, die die Geldanlage vermittelt. Für 93% der Befragten ist großes Zutrauen in die Fachkompetenz des Vermittlers oder Beraters ein wichtiges Kriterium. Fast ähnlich viele Verbraucher (92%) geben an, dass für sie das Vertrauen in den Menschen ein wichtiger Aspekt ist. „Das bestätigt Erkenntnisse, die wir aus vorhergehenden Untersuchungen zu Anlageentscheidungen gewonnen haben. Die Beziehung zum Vermittler oder Berater ist das A und O“, meint Brandes. Generell fühlt sich eine Mehrheit von 61% aller Befragten in der Lage, richtige Finanzentscheidungen zu treffen. 52% geben an, dass sie Anlageentscheidungen grundsätzlich allein treffen. 40% wünschen sich bei Finanzentscheidungen aber mehr Unterstützung vom Staat oder vom Verbraucherschutz. (mh)

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Helmut Kapferer am 09. April 2019 - 11:08

Aus dem Ergebnis der Umfrage der Verbraucherzentrale ergibt sich, dass Anlagen am Grauen Kapitalmarkt vorwiegend auf Initiative von Beratern erfolgen, wodurch auch die Beraterhaftung beim Vermittler vor Ort (seltener bei der Vertriebsgesellschaft) verbleibt. Die Anforderungen der Gerichte in Haftungsprozessen sind jedoch so hoch, dass es vergleichsweise selten zu konkreten Verurteilungen kommt. Das steht in einem erstaunlichen Gegensatz zu der Häufigkeit von Vermögensschäden bei Anlegern aufgrund von Graumarktinvestitionen. Das wird so bleiben, denn weder der Gesetzgeber noch die Justiz (z. B. der BGH) scheinen daran etwas ändern zu wollen. Im Ergebnis bleibt also Deutschland das Sehnsuchtsland von unseriösen Graumarktanbietern und den willfährigen "Finanzberatern", die weiterhin ungestraft riskante Graumarktprodukte als sichere Kapitalanlage zur Altersvorsorge anpreisen können. Allerdings verschiebt sich das Geschäft immer stärker an den Markt für Crowd-Investing, wo Vertriebsprovisionen zwar keine Rolle mehr spielen, dafür die Totalverlustrisiken umso mehr.

Gespeichert von Hagen Sturm am 09. April 2019 - 14:23

Antwort auf von Helmut Kapferer

Es gibt immer wieder Personen, die das Bild das bösen und "willfährigen" Finanzberaters vermitteln.
Meistens sind es Leute, die weder Ahnung vom Markt und deren Akteuren und gar den Produkten haben.
Zum Beispiel sind viele Beteiligungen mittlerweile "AIF"s (=WEISSER und nicht GRAUER Kapitalmarkt!).
Interessanter von der Rendite sind meist die Vermögensanlagen - und die sind auch nicht unsicherer,
wenn man einen seriösen Anbieter nutzt.

Ich wäre als Vermittler nicht 20 Jahre mit einem zufriedenen Kundenstamm ausgestattet, wenn ich den Leuten Mist verkaufen würde. Wer als Berater seine Kunden behalten möchte, sucht schon im eigenen Interesse die Produkte möglichst so aus, dass eine große Erfolgswahrscheinlichkeit besteht. Ob es da ein Prozent mehr oder weniger Provision gibt, ist völlig egal: Ich will dass mich mein Kunde mich in ein paar Jahren wieder anruft, weil er MEHR Geld hat und es wieder anlegen will.

Natürlich gibt es auch bei sorgfältiger Auswahl in jedem Produkt Restrisiken. Über diese wird auch gesprochen und diese werden heutzutage auch protokolliert. Wenn aber etwas schief geht, dann gibt es den ein oder anderen Anleger, der sich dann nicht mehr daran erinnert, dass über Risiken gesprochen wurde. Sich nicht mehr daran erinnert, dass man genau wegen der Einzelrisiken das Geld auf mehrere Produkte verteilt hat und dass es nur wichtig ist, dass die Gesamtanlage UNTERM STRICH funktioniert - und dann unterm Strich immer noch lukrativer ist, als das Geld bei der Spasskasse verrotten zu lassen (oder dort Lehmannzertifikate, P&R Container, Wett-Zertifikate oder "Denke-Erst-Kaufe-Anders"-Fonds zu kaufen).

Mancher Anleger erinnert sich dann mit etwas Hilfe doch daran, rechnet nach, sieh, dass er unterm Strich gut wegkam und alles ist wieder gut. Dann gibt es aber auch wieder welche, die auch nach der Erinnerung per Protokoll versuchen, irgendwo formale Fehler zu finden, um das Risiko, dass sie als Anleger tragen sollten, dann im Nachhinein auf jemanden abzuwälzen. Die Dinge, die gut gelaufen sind, die werden mal getrost ignoriert.
Das schwächste Glied in der Kette ist der Vermittler und an dem will man sich dann schadlos halten.
Es ist gut, wenn Richter das kapieren und dieser Art Vermittler-Abzocker nicht die Tore öffnen.

Ich hatte selbst diese Erfahrung nur knapp. Da ging es darum, dass nicht nach 4 Monaten 150% zurückkamen,
sondern nach 14 Monaten nur 106,2%. Der Mann wollte mich anzeigen, seine Frau hielt ihn ab. Dieser Mann bekommt von mir nichts mehr vermittelt.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Vermittler seinen Kunden Mist verkaufen will. Allerdings glaube ich schon, dass die Bewertungskompetenzen der Kollegen sehr unterschiedlich sind. Da würde es helfen, wenn eine teuer zu bezahlende BaFin nicht nur einfach Prospekte auf Rechtschreibfehler überprüft, sondern auch während der Laufzeit von Produkten entsprechende Prüfungen (zB. Stichproben) vornimmt. Dass 1 mio. Container nicht vorhanden sind, wie jetzt bei P&R, hätte irgendjemandem bei einer Prüfung einmal auffallen können. So klein sind die Dinger nicht.

Als Vermittler kenne ich verschiedene Kundencharaktere. Ich habe für mich vor ein paar Jahren das Fazit gezogen, dass ich weiterhin eine sorgfältige Produktauswahl betreibe, aber wichtiger, dass ich mir meine Kunden auswähle und lieber mal auf ein Geschäft verzichte. Wen man sich als Kunden "antut" (oder eben nicht) kann später existenziell wichtig werden. Die meisten meiner Kunden hatte in knapp 20 Jahren vielleicht EINMAL einen Totalverlust und/oder 1-2 zweimal schlechtere Renditen als prognostiziert. Die leben aber gut damit, dass Ihnen alle anderen Produkte VIEL mehr Geld gebracht haben. Mit ein paar bin ich mittlerweile befreundet.

Wenn ich merke, das ich eine "hirnverquere", "sparkassenverseuchte" oder generell "finanznegative" Person vor mir sitzen habe, dann belasse ich es bei einem Erstgespräch und verkaufe solchen Leuten nichts mehr. Das wäre auch mein Tipp an Kollegen: Man muss nicht jedes Geschäft machen.

Gespeichert von Regina Vossen … am 09. April 2019 - 11:39

Sollte es der Verbraucherzentrale in Hessen entgangen sein, dass geschlossene Fonds und Beteiligungen durch die BaFin mittlerweile reguliert sind und man hier nicht mehr von einem grauen Kapitalmarkt spricht? Gold und Edelsteine waren noch nie Bestandteil des "grauen Kapitalmarkts" sondern trotz der damit verbundenen Schwankungsrisiken seriöse Anlageformen, die es schon ewig gibt. Etwas mehr Sachkenntnis bei der Verbraucherzentrale wäre durchaus angebracht.
Im ersten Kommentar dazu soll offensichtlich wieder mal Stimmung gegen die bösen Finanzberater gemacht werden, die anscheinend alle unseriös arbeiten und am liebsten riskante Produkte als sicher anpreisen. So kann man sich die Welt auch einfach schwarz/weiß malen.