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25. Juni 2019
Makler kritisieren Lücken im Angebot von Lemonade

Makler kritisieren Lücken im Angebot von Lemonade

Dass Lemonade nun auch in Deutschland präsent ist, wurde mit viel Aufmerksamkeit verfolgt. Der digitale Versicherer könnte ein starker Treiber im Wandel der deutschen Versicherungswelt werden. Makler zeigen sich allerdings weniger überzeugt und kritisieren Beitragskalkulation und Bedingungswerk des Angebots.

Das amerikanische Start-up Lemonade hat den Sprung nach Europa gewagt und in den vergangenen Wochen seinen Geschäftsbetrieb in Deutschland aufgenommen. In den USA hat das Unternehmen innerhalb von vier Jahren einen Lauf hingelegt und nach eigenen Angaben über 500.000 Versicherungen verkauft. Belohnt wurde dies mit nennenswerten Investorengeldern. Mit dieser Finanzierung soll nun auch die Expansion in Deutschland gelingen.

Lemonade tritt lässig auf und spricht die Sprache seiner jungen Zielgruppe. Der Versicherer setzt zudem auf künstliche Intelligenz und soziales Engagement. In Deutschland wird zunächst nur eine Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung im Bündel angeboten. Der Abschluss erfolgt per App. Dem Versicherer wird die Kraft zugeschrieben, neuen Schwung in die Transformation der deutschen Versicherungswelt zu bringen und auch den Wettbewerb unter den Start-ups zu forcieren.

Zu günstig kalkuliert?

Die Police selbst ruft nun aber Kritik bei den deutschen Versicherungsmaklern hervor. Die Maklergenossenschaft VEMA mahnt zur Vorsicht. Die sehr günstigen Beiträge plus die Zusage von Lemonade, 40% der eingenommenen Beiträge für gute Zwecke zu spenden und 20% als Notgroschen vorzusehen, macht die Maklergenossenschaft hellhörig: Das Ganze sei zwar eine tolle Idee, aber bei einer branchenweiten Schaden-Kosten-Quote von 91% in den Haftpflichtsparten beinahe auch schon blauäugig.

Marktunübliche Bedingungen

Die VEMA fragt sich, warum Lemonade-Kunden so deutlich weniger schadenanfällig sein sollten als andere Kunden und wo die Einsparungen im Vergleich zu anderen Versicherungsunternehmen herkommen könnten? Die Antworten findet die VEMA im Bedingungswerk – dort macht sie deutliche Lücken aus. In der Hausratversicherung gebe es beispielsweise eine am Markt unübliche Beschränkung der maximalen Schadenerstattung von 2.000 Euro pro Gegenstand. Nicht versichert seien zudem Bargeld in der Wohnung, Gegenstände an Orten (z. B. Gartenhaus), die nicht zum Versicherungsort zählen, oder auch geborgte Gegenstände. Auch in der Privathaftpflichtversicherung sei der Schutz unterdurchschnittlich. Schäden, die durch Haustiere, Boote oder Drohnen verursacht werden, seien etwa nicht versichert. Die weiterreichende Kritik der VEMA lässt sich so interpretieren, dass im „Kleingedruckten“ weitere Ausschlüsse versteckt sind. Benachteiligt würden im Vergleich zu marktüblichen Konditionen beispielsweise Radfahrer oder Nutzer von nicht-versicherungspflichtigen Pedelecs.

Versicherung soll gutes Gefühl vermitteln

Der VEMA-Vorstandsvorsitzende Hermann Hübner mahnt: „Eine Versicherung sollte ein gutes Gefühl vermitteln, ein Gefühl, dass zumindest finanziell alles gut wird, wenn es denn mal ‚kracht‘. Und zahlen muss sie dann natürlich auch. Dafür braucht es zweierlei: Ein gutes Bedingungswerk mit möglichst weitreichendem Schutz und eine solide Kalkulation der Beiträge. Das schafft Sicherheit beim Schutz, Sicherheit in der Finanzierbarkeit eines Schadens und Sicherheit hinsichtlich Stabilität der Beiträge.“ Bei Lemonade findet er dies alles demnach nicht. Das Start-up argumentiere vermutlich so, dass die Zielgruppe nichts bezahlen soll, was sie nicht betrifft. (bh)

Bild: © nicoletaionescu – stock.adobe.com

Lesen Sie auch: InsurTech Lemonade startet in Deutschland

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Jan Lanc am 26. Juni 2019 - 09:58

Die Lücken sind auf jeden Fall da aber die Zielgruppe die sich von den digitalen Angeboten angesprochen fühlt wird sich wahrscheinlich nicht daran stören.