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17. September 2019
„Die Umfragen sind jedes Mal ein Schlag in die Magengrube der Versicherungsvermittler“

„Die Umfragen sind jedes Mal ein Schlag in die Magengrube der Versicherungsvermittler“

Um das Image von Versicherungsvermittlern ist es noch immer schlecht bestellt. Kaum eine Berufsgruppe ist unbeliebter. Einer, der sich für mehr Ansehen engagiert, ist Klaus Hermann. Als Versicherungsvermittler, Comedian und Buchautor setzt er auf unterschiedliche Wege, um mit alten Klischees vom „Klinkenputzer“ mit Aktenkoffer aufzuräumen. Warum auch Humor ein gutes Mittel ist, erzählt Klaus Hermann im Interview.

Herr Hermann, immer wieder belegen Umfragen, wie schlecht es nach wie vor um das Ansehen von Versicherungsvermittlern steht. Wie nehmen Sie die Situation wahr?

Die Umfragen sind jedes Mal ein Schlag in die Magengrube der Versicherungsvermittler, die ihren Beruf mit Leidenschaft und enormen Einsatz unter sich immer weiter verschärfenden Bedingungen ausüben. Ich treffe immer häufiger Kollegen, die einfach keine Lust mehr haben, sich diesem Image wehrlos zu ergeben.

Studien zeigen aber auch, wie zufrieden die Kunden mit Ihrem Makler oder Vertreter sind. Woher kommt Ihrer Einschätzung nach diese große Diskrepanz gegenüber der öffentlichen Wahrnehmung?

Wir als Branche müssen uns aktiver gegen die öffentliche Meinung verteidigen, genau weil eben die meisten Kunden mit ihrem Vermittler zufrieden sind. Man kennt das doch aus der Schule. Der „Klassendepp“ wurde so lange von den Mitschülern gehänselt und verprügelt, bis er sich anfing zu wehren.

Machen wenige schwarze Schafe denn immer wieder zunichte, was die große Mehrheit kompetenter und ehrenwerter Vermittler an Vertrauen in die Versicherungsbranche aufbauen? Oder sind das Problem vor allem die Medien?

Bei weniger als 300 Ombudsmann Beschwerden in 2018 haben wir kein Problem in der Qualität der Vermittler, sondern mit unserem Image. Das nutzt die Presse nur allzu gern für ihre Berichterstattung aus. Die Medien stürzen sich auf die Lebensversicherung, weil der Garantiezins gesunken ist und stellen damit einen intakten Grundpfeiler der Versorgung in Frage. Gleichzeitig wird die Tatsache, dass die GRV mit jährlich fast 100 Mrd. Euro Bundeszuschuss quasi schon seit Jahrzehnten auf der Intensivstation liegt nur hin und wieder im Fließtext erwähnt. Wir müssen Möglichkeiten finden und nutzen, fairer behandelt zu werden. Dann hört eventuell auch endlich die Politik auf, die Versicherungsbranche unter Generalverdacht zu behandeln.

Sie selbst nutzen die Medien, um sich für ein besseres Image Ihres Berufsstandes stark zu machen. Finden Sie denn ausreichend Plattformen und auch Gehör?

Mein Buch ist gerade erst erschienen. Innerhalb unserer Branche sind das Interesse und die Zustimmung zu den Inhalten enorm groß und die Rückmeldungen bisher komplett begeistert. Der Tenor ist: Endlich bringt es mal einer auf den Punkt. In den nächsten Wochen werde ich auf verschiedenen Wegen versuchen, die Öffentlichkeit mit dem Thema zu erreichen. Da ist natürlich ein dickeres Brett zu bohren, aber wer mich kennt weiß, dass ich die Herausforderung liebe. Letztendlich kann meine Aktivität allerdings nur ein Impuls einer kulturellen Transformation der Versicherungsbranche sein, die in der Breite stattfinden sollte.

Mit veralteten Klischees wollen Sie aufräumen. Worin bestehen denn die größten Unterschiede zwischen einem modernen Vermittler und dem veralteten Bild des „Klinkenputzers“?

Die Veränderungen gegenüber den Zeiten des „Klinkenputzers“ in den 70-er und 80-er Jahren sind gewaltig. Früher ging man mit dem Abrissblock von Tür zu Tür, heute ist eine Versicherungsagentur ein hochmoderner, digitalisierter Dienstleister mit gut geschultem, dynamischem Personal. Der klassische Vertreter mit Polyester-Anzug, Oberlippenbart und Aktentasche ist eine aussterbende Art.

Was sagen Sie zu Brancheninitiativen, die das Bild der Assekuranz im Allgemeinen und der Vermittler im Speziellen verbessern wollen?

Jede Initiative zur Verbesserung unseres Ansehens sollte maximal unterstützt werden. Es macht jedoch auch Sinn, die Aktivitäten zu bündeln und eine Art Corpsgeist zu entwickeln.

Als Comedian begegnen Sie Vorurteilen unter anderem mit Humor und Ironie. Lässt sich damit mehr erreichen?

Vorurteilen mit Humor und Ironie zu begegnen ist deutlich effektiver als sich auf endlose Diskussionen und Wortgefechte einzulassen. Vielleicht ist das auch ein Schlüssel zur veränderten Wahrnehmung. Unserer Branche sollte sich nicht zu ernst nehmen und unser Klischee in unterhaltsamer Werbung aufgreifen.

Also besteht aus Ihrer Sicht für die ungeliebte Vermittlerzunft noch Hoffnung auf mehr Anerkennung?

Ganz bestimmt. Wenn man am Tabellenende steht, kann es nur besser werden. Ich bin mir sicher. Es kommt der Tag, an dem die Feuerwehrleute und Ärzte dieser Republik neidisch auf unser Ansehen schauen und die Kunden uns reihenweise in die Arme schließen und „Danke, dass es euch gibt“ frohlocken. Ohne meine Prognose zu sehr relativieren zu wollen, weise ich darauf hin, dass ich auch glaube, dass Preußen Münster irgendwann Deutscher Fußballmeister wird.

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Bild: ©Minerva Studio – stock.adobe.com

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Strassnig am 17. September 2019 - 11:33

Finanztest und der BdVS kritisieren fast täglich Vermittler, auch wenn es die Versicherer betrifft, danach übernehmen alle Medien ohne Nachprüfung, diese meistens krass falsche Darstellungen blind. Wenn jemand täglich liest, sieht und hört, dass Vermittler ausschließlich auf Ihre Provision schauen und das Kundeninteresse immer hintenansteht, übernimmt der Bürger diese Meinung als Fachgerecht-kommt ja von Experten-ohne in der Lage zu sein dies zu überprüfen. Kunden, die aber betreut werden haben aber nur 0,03% Beschwerden über Ihre Vermittler, davon können Beamte und Politiker nicht einmal träumen. Alle nicht Versicherten lassen sich schon lange nicht mehr beraten und übernehmen einfach die Medienmeinung. Das bedeutet aber, dass viele sich total falsch und zwangsläufig teurer absichern, ohne genau zu wissen was sie tun. Viele legen aber deswegen nichts für das Alter zurück. Fataler kann Politik nicht mehr sein. Mir tut heute schon die nächste Generation, bei diesen selbstsüchtigen Eltern leid, Ein riesiger Volkswirtschaftlicher Schaden, den die Finanztester, Medien und Politiker, gegen alle Klarstellung zu Lasten der Bürger ungerührt-sprich ignorant und unbelehrbar-fortführen. Bei 1,7 Billionen Euro Rückstellungsdefizit bei der Beamtenversorgung, 100 Milliarden Zuschuss in die gesetzliche Rentenversicherung und bei Neueinstellungen über 30% mit Mindestlohn, gibt es genug Bedarf sich um die wahren Probleme zu kümmern, aber da sitzen halt viele beteiligte Entscheider ja selbst im Boot. Man belastet den Bürger irrsinnig hoch, schafft aber im Gegensatz zu vielen Nachbarländern wenig sinnvolles und schon gar nicht belastbare Zukunftssystemen. Bildlich ausgedrückt ist das so, wie wenn die letzte und einzige Mücke an meiner Windschutzscheibe Panik auslöst, der Motorschaden aber völlig ungerührt hingenommen wird.

Gespeichert von Wilfried Strassnig am 17. September 2019 - 12:10

Da sind Ausschließlichkeit und Bankberater inkludiert, man davon ausgehen, dass die Beschwerden über Makler vielleicht sogar einstellig sind,bei Millionen Beratungen,da nur Makler für das BESTE Angebot des Marktes haften. Auch ein gewaltiger Unterschied zu Honorarberatern, die ja von den Medien so hochgelobt werden und ohne Haftung auch noch oft teurer sind. Ein Wert der sicher von allen anderen Berufen nicht erreicht wird. Da gibt es sicher bei Feuerwehrleuten mehr Brandleger aus den eigenen Reihen...SUPERIMAGE

Gespeichert von Frank Peters (… am 17. September 2019 - 13:50

"Unserer Branche sollte sich nicht zu ernst nehmen und unser Klischee in unterhaltsamer Werbung aufgreifen." - absolut!!!

"Ganz bestimmt. Wenn man am Tabellenende steht, kann es nur besser werden. Ich bin mir sicher. Es kommt der Tag, an dem die Feuerwehrleute und Ärzte dieser Republik neidisch auf unser Ansehen schauen und die Kunden uns reihenweise in die Arme schließen und „Danke, dass es euch gibt“ frohlocken. Ohne meine Prognose zu sehr relativieren zu wollen, weise ich darauf hin, dass ich auch glaube, dass Preußen Münster irgendwann Deutscher Fußballmeister wird." :-) Herrlich!!

Ich mag den Verfasser