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19. September 2019
Das Altervorsorge-Dilemma der Deutschen

Das Altervorsorge-Dilemma der Deutschen

Der ERGO-Risiko-Report beleuchtet die Risikokompetenz und die Ängste der Deutschen. Neben der Furcht vor Naturgefahren ist die Sorge groß, im Alter an einer Krankheit zu leiden. Auch die Altersarmut bleibt ein Schreckgespenst. Dennoch spart jeder vierte Bundesbürger keinen einzigen Cent privat fürs Alter an.

Wie steht es um die Risikokompetenz und welche Ängste und Sorgen treiben die Menschen hierzulande um? Wie aus dem ERGO Risiko Report 2019 hervorgeht, hat sich die Risikokompetenz gegenüber dem Bericht des Vorjahres eher verschlechtert. Die meisten Deutschen können Risiken nur schlecht einschätzen und setzen eher auf altbewährte Verhaltensmuster oder auf Sicherheit statt auf Risiko.

Kein Risiko bei der Geldanlage eingehen

Das Motto „Bloß kein Risiko“ gilt vor allem auch beim Thema Finanzen. Dem Bericht zufolge will insgesamt jeder zweite Deutsche bei der Geldanlage nichts riskieren. Nach wie vor bringen etwas mehr als ein Drittel der Bundesbürger ihr Geld am liebsten aufs Sparbuch (37%). Insbesondere bei jungen Menschen bis 30 Jahren steht das Sparbuch hoch im Kurs (45%).

Schreckgespenst Altersarmut

Viele Menschen hierzulande sorgen sich um ihre finanzielle Situation im Alter. Nicht einmal die Hälfte der Befragten (40%) ist der Meinung, ihren Lebensstandard künftig halten zu können. 55% meinen, mit ihrem Geld im Ruhestand sparsamer umgehen bzw. sich einschränken zu müssen. Altersarmut bleibt das große Schreckgespenst. So hat über ein Drittel (39%) Angst, später von Altersarmut betroffen zu sein.

Jeder Vierte legt keinen einzigen Cent für Altersvorsorge zurück

Trotz der Angst vor Altersarmut investieren die Deutschen kaum in private Altersvorsorge. So legt gut jeder vierte Befragte (28%) privat nichts beiseite. Dies betrifft vor allem die jüngere Generation zwischen 18 und 30 Jahren (33%). Auch Frauen bilden häufig kein finanzielles Polster für die Altersvorsorge: 32% sparen monatlich keinen einzigen Cent – bei Männern sind es 24%. Gegenüber dem ERGO Risiko-Report des Vorjahres hat die Zahl der Deutschen, die privat nicht fürs Alter sparen, um 6 Prozentpunkte zugelegt (2018: 22%). Immer weniger Menschen können offenbar einen Betrag von 50 Euro für die Altersvorsorge erübrigen. Waren es 2018 noch 20%, beträgt der Anteil nun 16%.

Furcht vor Krankheit im Alter

Noch größer als die Furcht vor Altersarmut ist die Angst davor, im Alter an einer Krankheit zu leiden. Fast jeder zweite Bundesbürger (47%) würde sich sogar finanziell einschränken, um im Alter umfangreich medizinisch versorgt zu sein.

Die Angst vor Naturkatastrophen ist hoch

Während die Angst vor Terrorismus oder Krieg zwar nach wie vor auf Platz 1 der gefürchtetsten Risiken steht, hat sich ihre Bedeutung gegenüber dem Vorjahr verringert. Groß ist demgegenüber die Furcht der Deutschen vor den Folgen des Klimawandels: Sot sorgen sich 40% vor Unwetter und Naturkatastrophen. Gesunken ist die Angst, Opfer von Gewaltkriminalität zu werden sowie die Furcht vor Verkehrsunfällen oder Wohnungseinbruch.

Deutsche wollen kein Geld für Datenschutz ausgeben

Eher gering ist mit einem Anteil von 26% auch die Angst vor Datendiebstahl. Wenn User von sozialen Netzwerken für die Nutzung der Online-Angebote zahlen würden, könnten sie ihre Privatsphäre besser schützen. Doch 75% der Bundesbürger zeigen sich überhaupt nicht bereit, für den Schutz ihrer Daten Geld auszugeben. Junge Befragte zwischen 18 und 40 Jahren würden immerhin 5 Euro oder 10 Euro in den Schutz investieren.

Der wisschenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Risikoforscher und Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, fordert mehr Aufklärung und Information auch durch staatliche Stellen: „Gerade beim Thema ,Naturkatastrophen‘ zeigt der zweite ERGO Risiko-Report, dass sich das Bewusstsein der Öffentlichkeit schnell ändern kann – vorausgesetzt, den Menschen stehen ausreichend valide Informationen zur Verfügung. Deutlich wird aber auch, dass dies bei den Themen Alter, Gesundheit, Sicherheit, Geld und insbesondere Digitalisierung nicht der Fall ist.“ (tk)

Bild: © madewithlove13 – stock.adobe.com

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Strassnig am 20. September 2019 - 08:50

Richtig erklärt, geht allerdings nur mit meiner Geschäftsidee, ist es genau umgekehrt. Festgeld und Sparbücher sind kein Risiko mehr, da die Fakten nach Inflation, SICHERE VERLUSTE garantieren. Das in die Köpfe unserer Finanztester, Medien, Politiker zu bringen, ist eigentlich bei vorhandenen Manifestierten Einstellungen ein Problem, das allerdings durch Austausch der handelnden Personen durchaus im Sinne der Bürger gelöst werden kann.