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4. November 2025
„Ansprüche an Immobilienmakler sind enorm gestiegen“
„Ansprüche an Immobilienmakler sind enorm gestiegen“

„Ansprüche an Immobilienmakler sind enorm gestiegen“

Auf dem Immobilienmarkt zeichnet sich eine spürbare Stabilisierung ab. Wie sich das Geschäft in der Immobilienvermittlung zuletzt entwickelt hat und sich Anforderungen der Kunden gewandelt haben, darüber sprach AssCompact mit Stefan Nölker, Geschäftsführer von FALC Immobilien.

Interview mit Stefan Nölker, Geschäftsführer der FALC Immobilien GmbH & Co. KG
Herr Nölker, hinter der Immobilienbranche liegen herausfordernde Zeiten. Zuletzt standen die Zeichen wieder auf Erholung bzw. Stabilisierung des Markts. Wie beurteilen Sie die Entwicklung in den vergangenen Monaten?

Die vergangenen Monate zeigen eine spürbare Stabilisierung. Nach der großen Zurückhaltung 2022 und 2023 sehen wir wieder mehr Bewegung. Käufer und Verkäufer haben sich neu sortiert, überhöhte Preise wurden angepasst, und die Zinsen haben sich eingependelt. Diese Kombination schafft Berechenbarkeit und führt zu mehr Abschlüssen.

Wie ist denn die momentane Lage am Markt?

Wir erleben einen differenzierten Markt. In guten Lagen und bei energieeffizienten Objekten ist die Nachfrage solide. Bei sanierungsbedürftigen Immobilien prüfen Käufer sehr genau, welche Investitionen nötig sind. Wer mit einem fairen Preis antritt, kann seine Immobilie in rund 60 Tagen verkaufen.

Wie sieht es auf Käufer- und Verkäuferseite aus?

Verkäufer sind vorsichtiger, aber realistischer geworden. Viele wissen, dass Wunschpreise nicht ausreichen. Käufer zeigen hohes Interesse, besonders Eigennutzer und junge Menschen, die sich vor steigenden Mieten schützen wollen. Auch Kapitalanleger sind zurück, achten jedoch stark auf Rendite und Lage.

Die Immobilienwirtschaft hat von der Politik immer wieder ein schnelleres und entschlosseneres Handeln gefordert. Wo sehen Sie erste Fortschritte?

Die Zinspolitik der EZB zeigt Wirkung. Förderprogramme für Sanierungen und Neubau sind wieder besser aufgestellt. Auch die Diskussion um beschleunigte Genehmigungen ist ein positives Signal. Erste Kommunen handeln bereits schneller, um Wohnraum zu schaffen.

Und wo besteht Ihrer Meinung nach denn noch der größte Handlungsbedarf?

Der größte Hebel bleibt die Bürokratie. Baugenehmigungen dauern zu lange, während Baukosten steigen. Wir brauchen vereinfachte Verfahren, klare Rahmenbedingungen und Anreize für private Investoren. Zudem muss die Eigentumsförderung, gerade für junge Familien, endlich Priorität haben.

Was waren und sind denn derzeit die größten Herausforderungen konkret für Immobilienmakler?

Herausfordernd war vor allem, die Preiserwartungen der Verkäufer mit der Kaufkraft der Käufer zusammenzubringen. Gleichzeitig sind die Ansprüche enorm gestiegen. Einfache Exposés reichen nicht mehr. Heute erwarten Kunden professionelle Fotografie, Drohnenaufnahmen, 360-Grad-Touren und digitale Angebotsverfahren. Zudem unterstützen wir viel stärker bei Finanzierungen und Förderthemen.

Inwieweit haben sich die Bedürfnisse und Ansprüche der Kunden gewandelt?

Kunden sind informierter, kritischer und anspruchsvoller. Verkäufer erwarten eine klare Strategie und Nachvollziehbarkeit beim Preis. Käufer wünschen Transparenz und schnelle Kommunikation. Nachhaltigkeit hat einen neuen Stellenwert, sie beeinflusst Kaufentscheidungen und Finanzierungen.

Welchen Stellenwert hat die persönliche Beratung (noch)?

Einen enorm hohen. Gerade in komplexen Märkten suchen Kunden Orientierung. Ein Hausverkauf ist immer auch ein Stück Lebensgeschichte. Digitale Tools sind wichtig, ersetzen aber keine persönliche Nähe. Vertrauen entsteht im direkten Austausch.

Auf welche Tools und Maßnahmen setzen Sie, um die Beratung effizienter und kundenfreundlicher zu gestalten?

Wir arbeiten nach unserem FALC-Prinzip mit 14 Maßnahmen zur Verkaufsoptimierung. Dazu gehören Wertermittlung, Home Staging und Finanzierungsberatung. Digital setzen wir auf 360-Grad-Rundgänge, Drohnenaufnahmen, digitales Angebotsverfahren und CRM-gestützte Prozesse. So schaffen wir Transparenz und Effizienz.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrem Haus? Und inwieweit setzen Sie auf KI?

Digitalisierung gehört zu unserer DNA. Wir nutzen moderne CRM-Systeme, Plattformen zur Marktdatenanalyse und zunehmend auch KI, etwa bei der Erstansprache über digitale Assistenten oder bei Exposés. Wichtig bleibt, dass KI den Menschen unterstützt, nicht ersetzt. Am Ende zählt die persönliche Beratung, die unsere Partner vor Ort leisten.

Lassen Sie uns zum Schluss den Blick auf die Zukunft richten: Wie geht es auf dem Immobilienmarkt 2026 weiter und was erhoffen Sie sich?

Ich bin optimistisch, dass 2026 ein Jahr der weiteren Stabilisierung wird. Extreme Preissprünge erwarte ich nicht, sondern ein gesundes Umfeld, in dem Käufer und Verkäufer zusammenfinden. Für FALC Immobilien bedeutet das Wachstum, neue Partner und die Weiterentwicklung unserer Marke. Mein Wunsch ist, dass wir mehr Menschen den Zugang zu Wohneigentum ermöglichen und so Sicherheit und Lebensqualität schaffen.

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