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4. August 2014
„Es ist ein großer Vorteil, dass der BU-Markt so viele Möglichkeiten bietet“

„Es ist ein großer Vorteil, dass der BU-Markt so viele Möglichkeiten bietet“

Versicherungsmakler bewegen sich in einem veränderten Markt, wenn es um die finanzielle Absicherung der Arbeitskraft ihrer Kunden geht. Das breit gefächerte Angebot ist dabei Fluch und Segen zugleich – und letztlich kommt es dann doch immer wieder auf die individuelle Situation an. Nachgefragt bei Philip Wenzel, BU-Experte der freche versicherungsmakler GmbH & Co. KG.

Herr Wenzel, Arbeitskraftsicherung ist ein Trendthema. Insbesondere für die BU gibt es eine Vielzahl von ausgereiften Produktkonzepten. Anhand welcher Kriterien vergleichen Sie und kommen Sie zur Produktentscheidung?

Die Bedingungen müssen immer im Sinne des Kunden sein. Das lässt sich nicht verallgemeinern. In meinen Augen sind aber ein dauernder Verzicht auf abstrakte Verweisung, Leistung auch bei grober Fahrlässigkeit und ein Verzicht auf Meldepflicht bei gesundheitlicher Verbesserung die drei Punkte, die ein Tarif über den Marktstandard hinaus beinhalten sollte. Diese Bedingungspunkte decken einige Unwägbarkeiten ab, die ich nicht oder nur schwer beeinflussen bzw. bewerten kann. Meistens ist es auch so, dass eine Kombination aus Vorerkrankungen, Berufsbild und finanziellen Möglichkeiten am Ende die Auswahl stärker beeinflusst, als uns das lieb ist. Der Markt bietet aber die nötigen Produkte an, sodass sich zumindest ein passendes fast immer finden lässt.

Manche Bedingungen stoßen auf Kritik. Leistungsbeschreibungen seien nicht immer transparent, manche Bedingungen mehr Gimmick als Notwendigkeit. Sind manche BU-Produkte überfrachtet?

Die Transparenz der Bedingungen lässt tatsächlich manchmal zu wünschen übrig, aber ich denke, es ist übertrieben, hier generell allen Versicherern eine Verschleierungstaktik zu unterstellen. Es ist sicherlich eine Herausforderung für die Gesellschaften, einen Text gleichzeitig lesbar, verständlich und rechtssicher zu gestalten, und man erkennt durchaus, in welche dieser drei Richtungen der einzelne Versicherer tendiert.

Es gibt einige Gesellschaften, deren Bedingungen – in meinen Augen – schön zu lesen sind und auch dadurch auffallen, dass hier Dinge verbindlich geregelt werden, die im Markt für gewöhnlich aus Kulanz geleistet werden. Eine Rechtssicherheit ist immer besser. Auf der anderen Seite gibt es genauso viele Bedingungswerke, die entweder in Details oder insgesamt auch einem geübten Leser nur schwer verständlich sind. So verweisen zum Beispiel manche Versicherer in ihren Bedingungen auf andere Texte, die man sich erst noch beschaffen muss. Das erschwert die Lesbarkeit enorm.

Häufig ist man aber auch einfach überrascht, wie ehrlich der Versicherer in den Bedingungen ist. Anscheinend rechnen einige damit, dass ein Kunde niemals alles durchlesen wird. Das stimmt wahrscheinlich in den meisten Fällen auch, weshalb der Makler diese Aufgabe wenigstens für die Tarife, die er vermittelt, übernehmen sollte. Im Durchschnitt sind die Bedingungen allerdings recht ähnlich strukturiert und standardisiert.

Also keine generelle Kritik?

Nein. Denn die Notwendigkeit der einzelnen Leistungspunkte und die Entscheidung, welches Produkt überfrachtet ist, sind wieder kundenabhängig. Lebenslange Leistung, Verdoppelung bei Pflegebedürftigkeit usw. können manchmal oder häufiger mehr oder weniger sinnhaft sein. Ich sehe es grundsätzlich als großen Vorteil speziell für uns Makler, dass der Markt so viele Möglichkeiten anbietet. Wir können den Markt analysieren und das passende Produkt finden.

Die breite Differenzierung nach Berufsgruppen macht die BU für körperlich Tätige immer teurer. Teilweise sind die Differenzierungen auch schwer nachvollziehbar. Hat der Trend bald ein Ende?

Es ist ja kein durchgängiger Trend. Diejenigen, die mitmachen, preisen die Gerechtigkeit, die die Fülle an Berufsgruppen bieten soll. Und die Gesellschaften, die immer noch unter acht Einstufungsmöglichkeiten haben, ziehen die Unübersichtlichkeit durch den Kakao. Und es kann ja auch unübersichtlich werden, wenn ein Versicherer zwischen Assekuranzmakler und Versicherungsmakler unterscheidet.

Auf der anderen Seite ist es tatsächlich gerechter, je differenzierter unterschieden wird. Am sinnvollsten ist es, im Zweifelsfall bei der Voranfrage nicht nur die Berufsbezeichnung anzugeben, sondern eine ausführliche Tätigkeitsbeschreibung anzufügen.

Ziemlich lange galt die BU als einzige sinnvolle Absicherung. Nun werden die Produktbereiche EU, Grundfähigkeiten, Schwere Krankheiten und auch andere wiederentdeckt oder verstärkt ins Feld geführt. Ergibt das Sinn?

Die BU bleibt auch weiterhin die beste Absicherung der Arbeitskraft, weil hier eben mein Beruf, so wie ich ihn ausübe, der Maßstab ist. Durch den oben erwähnten Berufsgruppen-Wettbewerb wird dieser Schutz aber für die Masse der Arbeiter sehr teuer. Dadurch werden Ausweichprodukte finanziell interessant; allerdings trage ich bei jeder Alternative ein deutlich höheres Risiko selbst. Diese Produkte sind auch keine Alternative in dem Sinn, dass sich ein BU-Schutz dadurch ersetzen ließe. Es sind vielmehr Ausweichmöglichkeiten, wenn eine BU nicht sinnvoll möglich ist, oder eine Ergänzung zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung.

Dieser Text ist ein Ausschnitt eines Gesprächs mit Philip Wenzel. Das vollständige Interview sowie viele weitere nützliche Informationen zur Arbeitskraftsicherung finden Sie im Sonderthema Berufsunfähigkeitsversicherung der gerade erschienenen Ausgabe 08/2014 von AssCompact.