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28. April 2020
„Man muss die Kund(inn)en mit dem abholen, was ihnen wichtig ist“

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„Man muss die Kund(inn)en mit dem abholen, was ihnen wichtig ist“

Was bedeutet Nachhaltigkeit im Bereich der Versicherungen?

Es geht insbesondere um den Versicherer an sich. Ein grünes Goodie für den Abschluss einer Hausratversicherung ist eine nette Beigabe, aber nicht spielentscheidend. Es geht um das Umdenken bei den Versicherungsgesellschaften, zum Beispiel in der Kapitalanlage. Oder um Kooperationen wie etwa von NV und Itzehoer, die sich im hohen Norden für den Marktplatz „bessergrün“ zusammengeschlossen haben und für jeden abgeschlossenen Vertrag einen Baum in Schleswig-Holstein pflanzen. Das rettet natürlich nicht die Welt, aber es sind sehr lobenswerte erste Schritte.

Auch viele Kunden stehen noch am Anfang. Zwar wollen viele nachhaltig anlegen. Real tun es aber nur wenige. Wie kann man das ändern und welche Rolle spielen Berater dabei?

Meiner Erfahrung nach liegt es zum größten Teil an der Beratung. Wenn Berater und Beraterinnen keine Ahnung von nachhaltigen Anlagelösungen haben, werden sie den Kundinnen und Kunden auch keine vorstellen. Würden die Kunden nämlich nachfragen, ist die Gefahr schließlich groß, ins Schwimmen zu kommen. Das merken die Kundinnen natürlich. Wir wählen einen anderen Ansatz.

Wie sieht dieser aus?

Wir reden nicht in erster Linie über Nachhaltigkeit, sondern führen ein ganz klassisches Beratungsgespräch. Unser Job als Beraterin ist es, den Kundinnen und Kunden eine zur Lebens­situation passende Versicherung oder Geldanlage zu empfehlen. Dazu gehört in erster Linie die Frage, wie viel Geld zur Verfügung steht. Dann welche Risikobereitschaft und welcher Anlagehorizont usw. besteht. Dass diese Ziele auch auf nachhaltigem Wege erreichbar sind, ist eine frohe Kunde zum Abschluss des Gesprächs. Zum Ende des Gesprächs wird alles schriftlich zusammengefasst und ein Anlagevorschlag erstellt. Mein Satz: „Ach ja, im Übrigen berücksichtigen wir ausschließlich nachhaltige Geldanlagen. Haben Sie damit ein Problem?“, wird von 99% der Kundinnen und Kunden erfreut zur Kenntnis genommen.

Und das restliche 1%?

Es gibt schon ab und zu jemanden, der fragt, warum man einen nachhaltigen ETF nehmen muss. Dann zeige ich ihm den Langzeitchart des MSCI World im Vergleich zum MSCI World SRI. Es ist erkennbar, dass es keine Unterschiede gibt. Im Gegenteil, der nachhaltige Index ist häufig sogar besser gelaufen.

Mit FutureFolio 55 bieten Sie auch eine eigene Lösung an. Wie sieht diese aus?

Der FutureFolio 55 ist ein Dachfonds, den wir im Februar 2019 aufgelegt haben, um der zunehmenden Nachfrage nach nachhaltigen ETFs gerecht zu werden. 55 deshalb, weil er einen Aktienanteil von 55% hat. 45% fließen in festverzinsliche Wertpapiere. Im Gegensatz zu grünen Robo-Advisorn fließt das Geld nicht nur in eine überschaubare Anzahl nachhaltiger ETFs, häufig nur eines Anbieters. Wir möchten den Anlegerinnen und Anlegern eine breite Streuung über aktive und passive Fonds anbieten. Der FutureFolio beinhaltet auch einige ausgewählte aktive Fonds, denn in manchen Teilbereichen sind sie nach wie vor die bessere Wahl. Angelehnt an die UN-Klimaschutzziele bilden wir zudem neun verschiedene Nachhaltigkeitsthemen ab wie etwa Kreislaufwirtschaft, erneuerbare Energien, Wald oder Wasser. Dadurch erreichen wir eine sehr breite Diversifizierung. So erhalten auch Anleger/-innen mit einem 100-Euro-Sparplan ein diversifiziertes Portfolio.

 
Ein Artikel von
Dr. Mechthild Upgang