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5. Januar 2022
2021: Negativzinsen werden zur neuen Selbstverständlichkeit

2021: Negativzinsen werden zur neuen Selbstverständlichkeit

–0,50% haben Geschäftsbanken seit September 2019 auf ihre Guthaben auf Girokonten bei der EZB zu bezahlen. Was also liegt näher als den Strafzins an die jeweiligen Kundinnen und Kunden weiterzugeben? Die Negativzins-Welle hat daher auch 2021 nochmals deutlich an Fahrt zugelegt.

Seit September 2019 müssen Kreditinstitute für ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einen Strafzins in Höhe von –0,50% bezahlen. Die Währungshüter wollten damit erreichen, dass das Kapital nicht bei der Zentralbank geparkt wird, sondern über kreditfinanzierte Investitionen den Weg in den Wirtschaftskreislauf findet und Wirtschaftswachstum und Beschäftigung ankurbelt. Als Reaktion darauf haben zunächst nur wenige Banken für ihre Kundinnen und Kunden ebenfalls Negativzinsen eingeführt oder überlegen zumindest, es zu tun. Damit wollen sie Sparerinnen und Sparer davon abhalten, größere Beträge anzulegen. Laut einer Untersuchung des Verbraucherportals Biallo rollte allerdings 2021 eine regelrechte Negativzins-Welle auf deutsche Sparer zu, die in den vergangenen Wochen nochmals deutlich an Dynamik gewonnen hat.

Mittlerweile knapp 550 Banken und Sparkassen mit Negativzinsen

Nach Angaben des Verbraucherportals waren es nach Einführung des Strafzins durch die EZB im Jahr 2019 lediglich etwa 30 Banken, die die Weitergabe von Negativzinsen an ihre Kundinnen und Kunden implementiert haben. Doch spätestens 2021 nun wurden Negativzinsen für deutsche Sparerinnen und Sparer zur neuen Selbstverständlichkeit: Fast 300 Banken und Sparkassen haben laut Biallo 2021 ein sogenanntes Verwahrentgelt für Guthaben eingeführt – meist in Höhe von 0,50% pro Jahr, sodass mittlerweile knapp 550 Banken und Sparkassen Negativzinsen auf private Guthaben erheben; ein Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr um etwa 160% und im Vergleich zu 2019 sogar um etwa 945%. Aber auch das Firmenkundengeschäft ist zunehmend von Strafzinsen betroffen, wo mittlerweile sogar rund 580 Institute Negativzinsen berechnen.

Mehr als 20 Banken gehen über den EZB-Strafzins hinaus

Dabei gehen laut Biallo-Angaben sogar mehr als 20 Banken über den EZB-Strafzins hinaus. Unangefochtener Spitzenreiter ist die Merkur Privatbank, die einen Strafzins in Höhe von 1,00% für Einlagen ab 100.000 Euro verlangt. Allerdings tummeln sich unter den besonders strengen Kreditinstituten auch einige Sparkassen und Volksbanken, darunter die VR-Bank Landsberg-Ammersee (0,70% ab 10.000 Euro), die Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg (0,60% ab 25.000 Euro), die Sparkasse Bamberg (0,60% ab 25.000 Euro) oder die Raiffeisenbank Wüstenselbitz (0,60% ab 100.000 Euro). Weiter ist auffällig, dass die Kreditinstitute die Freibeträge, die von Strafzinsen unberührt bleiben, 2021 deutlich herabsetzten. Betrugen diese eingeräumten Freibeträge 2019/2020 noch tendenziell 50.000 Euro bis 100.000 Euro, beliefen sie sich 2021 häufig nur noch zwischen 25.000 Euro und 50.000 Euro. Manche Geschäftsbanken erheben bereits ab dem 1. Euro ein sogenanntes Verwahrentgelt. (as).

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