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28. Juli 2022
Agrarversicherung: Schutz auf individuellen Betrieb abstimmen

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Agrarversicherung: Schutz auf individuellen Betrieb abstimmen

Woran hapert es?

Der einzelne Betrieb möchte sich primär nur gegen Risiken versichern, die er für seinen einzelnen Betrieb sieht. Dies führt unweigerlich zu teilweise großen regionalen Kumulrisiken, die zu einer entsprechend hohen Prämie oder auch zu Kumul-bedingten Deckungsablehnungen oder einer grundsätzlichen Nichtzeichnung führen können. Auf einzelne „Wetter“-Versicherer bezogen ist das aber bereits im Obst-, Gemüse-, Tabak- und Weinbau geschehen. Oder auch bei der Tierversicherung in der Versicherung von konkreten Ausbrüchen beim Rinderwahn BSE und aktuell in der Afrikanischen Schweinepest.

Wie kann unter diesen Umständen dann ein optimierter Versicherungsschutz gewährleistet werden?

Ein guter Versicherungsschutz ist immer auf den individuellen Betrieb und an dessen Risikolage in Abstimmung mit den Verantwortlichen angepasst. Dies gilt im Besonderen für die Produkte auf den Flächen. Auf der anderen Seite kalkulieren die Versicherer ihren Prämienbedarf anhand von Risiko- und Kostenparametern. Durch die Wettersituation erhöht sich der Prämienbedarf gerade in den stark betroffenen Gebieten fast Jahr für Jahr, zumindest jedoch im Zeitraum der letzten zehn Jahre. Der Versicherungsschutz wird teurer und die Betriebe müssen ihr Risikomanagement insgesamt auf die sich verändernde Situation abstimmen. Entscheidend für alle Beteiligten ist, dass jeder Euro nur einmal ausgegeben werden kann, sowohl beim Agrar­betrieb als auch beim Versicherer. Gehen Risiko und Kosten gleichzeitig nach oben, so müssen beide ihre Geschäftsbasis anpassen. Führt dies einerseits zu einer kaum tragbaren Kostenbelastung im Betrieb, anderseits zu einer Unterkalkulation beim Versicherer, sind die Folgen absehbar. Genau an dieser Stelle begrüße ich den staatlichen Einsatz durch Subventionierung der Versicherungsprämie, da dieser den erforderlichen betriebswirtschaftlichen Interessenausgleich sicherstellen kann.

Von der Witterung hängt zu einem Großteil das Wirtschaftsjahr im Agrarsektor ab. Parametrische Versicherungen bieten ereignisbezogenen Versicherungsschutz. Wie bewerten Sie solche Lösungen?

Der parametrische Ansatz ist meines Erachtens grundsätzlich ein richtiger Weg. Hier kommt es ganz besonders darauf an, dass die regionalen Messstellen nahe bei oder direkt auf dem einzelnen Betrieb stehen und relevantes Zahlenmaterial des Betriebes zur Verfügung steht, sodass eine einfache Schadenermittlung ohne Besichtigung etc. möglich ist. Sind Messstellen jedoch relativ weit verteilt, wird die Schadenermittlung für den Einzelbetrieb immer weniger konkret. Beste Lösungen erreicht man mit Messstellen auf den eigenen Flächen – eine echte Option gerade für größere Betriebe.

 
Ein Interview mit
Peter J. O. Bartz