Kontrovers wird dabei diskutiert, wie lange Lebensversicherer im derzeitigen Niedrigzinsumfeld überhaupt noch durchhalten können. Um die Diskussion zu versachlichen, hat Assekurata einige Fakten zusammengestellt.
Im Jahr 2018 erste Schieflage
Das Handelsblatt zitierte am 08.11.2012 aus einem Papier des Finanzministeriums. Demnach könne nicht ausgeschlossen werden, dass für einzelne Unternehmen die vorhandenen Kapitalanlageerträge ab 2018 nicht mehr ausreichten, um neben den versicherungstechnischen Rücklagen auch die Eigenmittelanforderungen zu decken. Eine Prognose, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) noch am selben Tag dementierte. „Es ist kein Geheimnis, dass die derzeitige Niedrigzinspolitik im Euro-Raum die Kapitalanleger in den Lebensversicherungsgesellschaften vor immense Herausforderungen stellt“, erklärt Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. „Allerdings können wir derzeit bei den 17 Lebensversicherern mit veröffentlichtem Assekurata-Rating keine Anzeichen einer Schieflage erkennen.“
Von Assekurata geratete Lebensversicherer
Alte Leipziger Leben: A+; Cosmos Leben: A++; Debeka Leben: A++; Deutscher Ring Leben: A; DEVK Allgemeine Leben: A+; DEVK Lebensversicherungsverein: A+; FAMILIENFÜRSORGE Leben: A; Hannoversche Leben: A++; HUK-COBURG Leben: A+; IDEAL Leben: A; IDUNA Leben: A; LVM Leben: A+; neue Leben: A++; PB Leben: A; Swiss Life Deutschland: A; Süddeutsche Leben: A; TARGO Leben: A+; Stand: November 2012
Für diese Unternehmen sind folgende Sachverhalte festzustellen:
Wie bei allen deutschen Lebensversicherern sind die Kapitalanlagen der Assekurata-Lebensversicherer mit rund 90 % zum weit überwiegenden Teil in festverzinslichen Wertpapieranlagen (Renten) investiert, wie nachstehende Verteilung per 31.12.2011 verdeutlicht. Der verbleibende Portfolioanteil von knapp 10% verteilt sich vorrangig auf Immobilien, Aktien, Beteiligungen und alternative Investmentformen.
Die festverzinslichen Anlagen sind bei den Assekurata-Lebensversicherern vergleichsweise konservativ investiert. Ein Indiz dafür, wie hoch die Ausfallwahrscheinlichkeiten im Portfolio der Gesellschaften sind, liefert die nachstehende Bonitätsaufteilung. Demnach ist mit über 40% ein Großteil des Rentenbestandes in Papieren mit höchster Ratingklasse (AAA) investiert. Weitere 25% der Anlagen besitzen ein AA-Rating. Im unteren Investment-Grade-Bereich (A bis BBB) sind zusammen gut 20% des Rentenbestandes angelegt. Nur rund 1,5% der Anlagen sind als Hochrisikoanleihen dem High-Yield-Bereich zuzuordnen.
Die laufende Durchschnittsverzinsung der von Assekurata beobachteten Gesellschaften liegt noch bei 4,20%.
Aktuell legen die von Assekurata gerateten Lebensversicherer neue Gelder noch immer zu einem Zinssatz von durchschnittlich 3,30% am Kapitalmarkt an, was etwa dem Niveau der durchschnittlichen Garantieverzinsung dieser Unternehmen entspricht. Im Gesamtmarkt sind die Garantieanforderungen der Gesamtbestände etwas geringer und liegen gemäß der Assekurata-Studie zur Überschussbeteiligung 2012 bei durchschnittlich 3,23%.
Für eine nach vorne gerichtete Aussage hat Assekurata die Kapitalanlageverzinsung anhand verschiedener Szenarien in die Zukunft simuliert. Selbst bei Unterstellung eines sehr geringen Wiederanlagezinses von durchgehend 1,00% würden alle von Assekurata gerateten Lebensversicherer ihre Garantien über das Jahr 2018 hinaus erfüllen können.
Erhöhtes Sicherheitsbewusstsein erkennbar
Auch wenn diese Daten die aktuelle Situation auf dem Lebensversicherungsmarkt nur ausschnittsweise skizzieren und nicht auf jeden einzelnen Anbieter übertragbar sind, zeigen sie dennoch, dass Panik um die Erfüllbarkeit von Garantien aktuell unangebracht ist. Vielmehr beobachtet Assekurata eine hohe Risikosensibilität und ein gesteigertes Sicherheitsbewusstsein bei den Lebensversicherern. Dieses schlägt sich häufig in einer Erhöhung der Durationen nieder. Zudem werden Neuinvestitionen in Anleihen der sogenannten PIIGS-Staaten weitgehend vermieden. Inwieweit sich die aktuelle Kapitalmarktsituation auf die Überschussbeteiligungssätze der Kunden auswirkt, wird Assekurata wie gewohnt in der jährlichen Marktstudie zur Überschussdeklaration Ende Januar ausführlich untersuchen.
Bonität als Wettbewerbsmerkmal
„Für die anstehende Deklarationsrunde erwarten wir branchenweit eine erneute Absenkung der Überschussbeteiligung. Das geringe Zinsniveau in der Neuanlage und die erforderliche Bildung von zusätzlichen Reserven für Versicherungsverträge mit einem Garantiezins von 4% belasten die Ertragssituation der Lebensversicherer“, so Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse der Assekurata. „Bei der Einschätzung des Leistungsprofils von Lebensversicherern gewinnt somit die finanzielle Unternehmenssubstanz zunehmend an Bedeutung. Hier kristallisieren sich im aktuellen Marktumfeld Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Gesellschaften stärker heraus.“ Vor diesem Hintergrund hat Assekurata das Ratingangebot erweitert. Die neu eingeführten Bonitätsratings widmen sich speziell der Frage, inwieweit Unternehmen in der Lage sind, Zahlungsverpflichtungen gegenüber ihren Gläubigern vertragsgemäß zu erfüllen. Hierzu zählt auch die Erfüllbarkeit von versprochenen Garantien gegenüber Lebensversicherungskunden.
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