Wie sind die privaten Krankenversicherer durch das Jahr 2024 gekommen? Und wie blicken sie in die Zukunft? Nachdem die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH vor einigen Wochen bereits die Schaden- und Unfallversicherer unter die Lupe genommen hat, hat das Ratinghaus nun auch seinen Marktausblick zur privaten Krankenversicherung 2025 veröffentlicht. Dafür hat Assekurata zwölf PKV-Unternehmen mit einem Marktanteil von 64% (gemessen an den vollversicherten Personen) befragt.
Für die meisten Krankenversicherer war das vergangene Jahr ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite konnten sich die Wachstumszahlen durchaus sehen lassen: Nicht nur konnte die Branche sich im Jahr 2024 nach zwölf Jahren Bestandsverlust nun schon zum zweiten Mal in Folge über ein Wachstum im Bestand der Vollversicherung freuen, sondern auch in der Zusatzversicherung stieg die Anzahl der Verträge um 4,5% auf aktuell 31,2 Millionen. Am beeindruckendsten ist das Wachstum im Bereich der betrieblichen Krankenversicherung (bKV). Sie konnte 2024 einen Zuwachs um 43,8% bei den versicherten Unternehmen vorweisen, die Anzahl der versicherten Beschäftigten stieg um 16% auf 2,4 Millionen. Zudem überschritten die gesamten Beitragseinnahmen in den Kranken- und Pflegeversicherungen erstmals die 50-Milliarden-Marke: Sie kletterten um 3,4% auf 50,3 Mrd. Euro.
Hohe Leistungsausgaben schmälern das positive Wachstumsbild
Doch bekanntlich ist nicht alles Gold, was glänzt. „Die stark gestiegenen Leistungsausgaben und die damit verbundenen überdurchschnittlich hohen Beitragsanpassungen trüben das eigentlich positive Wachstumsbild der privaten Krankenversicherung im vergangenen Jahr“, kommentiert Alexander Kraus, Fachkoordinator Krankenversicherung bei Assekurata.
Fast 10%, auf insgesamt 39,1 Mrd. Euro, kletterten die Leistungsausgaben im Jahr 2024. Das wirkt sich auf das versicherungstechnische Ergebnis sowie auf die Schadenquote, die mit aktuell 84,1% inzwischen deutlich über dem Niveau vor der Corona-Pandemie liegt, aus. Für die Versicherten bedeutete dies zum Jahreswechsel vor allem eins: Beitragsanpassungen. Ein Großteil der Versicherten war betroffen, durchschnittlich wurden Anpassungssätze von 13% kommuniziert, so Assekurata.
Fokus auf Prävention und Kommunikation
Zunehmend fokussieren sich Unternehmen verstärkt auf ihre Bemühungen im Bereich Gesundheits- und Leistungsmanagement. Ziel sei, zum einen durch präventive Angebote Leistungsfälle proaktiv zu vermeiden und zum anderen durch effiziente Prozesse im Leistungsmanagement Kosten zu senken, erklärt das Ratinghaus. Dabei gewinnen automatisierte Prozesse zunehmend an Bedeutung.
Wichtig für die Unternehmen ist auch die Kommunikation mit Kunden rund um die Beitragsanpassungen. „Transparente Kommunikation und ein nachvollziehbares Erklären von Beitragsanpassungen stärken das Vertrauen der Kunden und fördern die langfristige Bindung“, so Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will.
Aussicht: Kundenzufriedenheit bleibt Priorität
Wie also geht es weiter für die PKV-Unternehmen? Der starke Anstieg der Leistungsausgaben sollte sich zwar etwas abschwächen, aber insgesamt wird das Leistungsniveau auch in Zukunft hoch bleiben. Viele Versicherer richten daher ihren Fokus auf die positiven Entwicklungen in der Vollversicherung, die zur Beitragsstabilität beitragen können. Oberste Priorität für die Versicherer bleibt die Kundenzufriedenheit – das zeigt sich unter anderem an der Einführung neuer Serviceangebote im digitalen Bereich.
Die Gesundheitspolitik trägt allerdings zur Unsicherheit bei. Die Auswirkungen etwaiger Reformen auf die Kosten lassen sich derzeit noch nicht verlässlich abschätzen, warnt Assekurata. Dazu gehört etwa die geplante Reform der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Zudem stellen die Probleme im Bereich Pflege die Branche vor Herausforderungen, sowohl hinsichtlich der Leistungsseite als auch vertrieblich. Unabhängig von möglichen politischen Reformen bleibe die private Vorsorge in der Pflege daher wichtig. Eine sinnvolle Lösung wäre hier potenziell eine stärkere Fokussierung auf die betriebliche Vorsorge. (js)
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