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30. Juni 2021
Assekurata prognostiziert neue Ära der Lebensversicherung

Assekurata prognostiziert neue Ära der Lebensversicherung

Die Ratingagentur Assekurata hat den deutschen Lebensversicherungsmarkt unter die Lupe genommen. Demnach sind die Lebensversicherer zwar überraschend gut durch die Krise gekommen. Spätestens ab kommendem Jahr dürfte aber eine neue Ära beginnen.

Die Lebensversicherer sind mit ihren Beständen gut durch die Corona-Krise gekommen. Wachstum und Storno haben sich als robust erwiesen und dürften von den zunehmenden Lockerungsschritten weiter profitieren. Dagegen werden die Kapitalmärkte voraussichtlich noch lange mit niedrigen Zinsen aufwarten und so die für Zinszusatzreserven (ZZR) und das Solvenzkapital der Lebensversicherer beanspruchen. Das ist das Fazit des „Marktausblick zur Lebensversicherung“ von Assekurata.

Von Niedrigzinsen besonders stark betroffen

Heermann zufolge sind die Unternehmen auf einem guten Weg, zumal das seit Jahresanfang gestiegene Zinsniveau die Finanzierungsbedingungen etwas erleichtere. „Trotzdem sollten sich die Lebensversicherer weiterhin auf auskömmliche und eigenmittelschonende Geschäftsfelder konzentrieren“, rät der Assekurata-Bereichsleiter. „Dies gilt nicht nur mit Blick auf ihre Erträge in der HGB-Bilanz, sondern auch auf die Kapitalanforderungen unter Solvency II, die im Zuge des europäischen Reformprozesses für viele deutsche Lebensversicherer künftig noch strenger ausfallen werden.“

ZZR zu 70% ausfinanziert

Als eine Folge des Nullzinsumfeldes müssen die Lebensversicherer in den kommenden Jahren weitere ZZR zur bilanziellen Absicherung ihrer Altgarantien stellen. Unter der Annahme eines gleichbleibenden Zinsniveaus haben die Assekurata-Analysten hierzu aktuell ermittelt, dass die ZZR branchenweit noch bis 2027 auf insgesamt knapp 130 Mrd. Euro ansteigen wird. „Ausgehend vom vorhandenen ZZR-Bestand von 87 Mrd. Euro, ist die ZZR derzeit marktweit zu rund 70 % ausfinanziert“, rechnet Lars Heermann vor.

Konzentration auf auskömmliche und eigenmittelschonende Geschäftsfelder

Heermann zufolge sind die Unternehmen auf einem guten Weg, zumal das seit Jahresanfang gestiegene Zinsniveau die Finanzierungsbedingungen etwas erleichtere. „Trotzdem sollten sich die Lebensversicherer weiterhin auf auskömmliche und eigenmittelschonende Geschäftsfelder konzentrieren“, rät der Assekurata-Bereichsleiter. „Dies gilt nicht nur mit Blick auf ihre Erträge in derHGB-Bilanz, sondern auch auf die Kapitalanforderungen unter Solvency II, die im Zuge des europäischen Reformprozesses für viele deutsche Lebensversicherer künftig noch strenger ausfallen werden.“

Risikoergebnis verdrängt Kapitalanlageergebnis

Das Risiko- hat dem Kapitalanlageergebnis mittlerweile den Rang als wichtigste Ergebnisquelle deutlich abgelaufen. Assekurata zufolge ist das auf die niedrigen Zinsen in der Neuanlage und insbesondere auf die hohen ZZR-Anforderungen für die Hochzinsgarantien zurückzuführen. Zudem würden Produkte, die besonders auf das Risikoergebnis einzahlen, wie beispielsweise Berufsunfähigkeitsversicherungen, eine immer größere Rolle im Neugeschäft spielen.

Niedrigzinsen belasten Ertragsstruktur deutlich

Das langanhaltende Niedrigzinsumfeld schlägt sich derweil bereits deutlich in der Ertragsstruktur der Lebensversicherer nieder. Als Beleg hierfür hat Assekurata ermittelt, wie stark die Prämieneinnahmen in zwei unterschiedlichen Fünfjahreszyklen jeweils zum Rohüberschuss beigetragen haben und aus welchen Ergebnisquellen dieser gespeist wird. So betrug der gesamte Branchen-Rohüberschuss in den Jahren 2015 bis 2019 durchschnittlich 12,2% der gebuchten Bruttoprämien. In den fünf Jahren davor war er mit 15,7% noch deutlich höher gewesen.

Kapitalanlagen werden neu ausgerichtet

Neben der Neuausrichtung ihrer Geschäftsfelder versuchen die Anbieter auch vermehrt, ihre Kapitalanlage stärker zu diversifizieren. So zählen laut der Assekurata-Umfrage Neuanlagen in Immobilien, Infrastruktur und Private Debt derzeit zu den beliebtesten Anlageklassen der Lebensversicherer. Auch Unternehmensanleihen gehören trotz gesunkener Emittentenratings und steigender Ausfallrisiken zu den favorisierten Investments.

Erfolgsfaktoren beim Umbau der Kapitalanlage

„Die Suche nach neuen Anlagesegmenten unterstreicht die Bemühungen der Gesellschaften, trotz anhaltend niedriger Zinsen die Renditefähigkeit ihrer Deckungsstöcke aufrechtzuerhalten“, schlussfolgert Lars Heermann. Als wichtigste Erfolgsfaktoren beim Umbau der Kapitalanlage sieht er eine hohe Investmentkompetenz, eine starke Bilanz und nicht zuletzt ein glückliches Händchen bei der Titelauswahl.

Wachstumsschub mit neuen Produkten

Allen konjunkturellen Widrigkeiten zum Trotz sind das Wachstum und das Storno der Lebensversicherer bisher wenig von der COVID-19-Pandmie betroffen. „Der leichte Bestandsrückgang bei den laufenden Prämien von 0,8% konnte durch den Zuwachs bei den Einmalprämien weitgehend aufgefangen werden, so dass die Branche unter dem Strich eine rote Null verzeichnet hat“, erläutert Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. „Die Versicherer sind bestandseitig also überraschend gut durch die Krise gekommen.“

Spätestens ab kommendem Jahr beginnt eine neue Ära

Im Neugeschäft haben sich 2020 besonders Fondspolicen gut entwickelt. Nach Einschätzung von Assekurata werden die Anbieter in diesem Segment die Wachstumsbemühungen weiter ausbauen, nicht zuletzt aufgrund der beschlossenen Höchstrechnungszinsabsenkung zum 01.01.2022. Hierdurch dürfte sich Garantien in klassischen Lebensversicherungsprodukten noch schwerer kalkulieren lassen, sodass sich infolgedessen der Produktschwenk im Neugeschäft weiter intensiveren dürfte. „Bei einem künftigen Rechnungszins von 0,25% sind vollständige Kapitalgarantien auf die eingezahlten Beiträge kalkulatorisch kaum mehr möglich, so dass für die Lebensversicherungsprodukte spätestens ab kommendem Jahr eine neue Ära beginnt“, prognostiziert Will. (mh)

Über die Studie

Der „Marktausblick zur Lebensversicherung“ von Assekurata umfasst insgesamt rund 50 Folien sowie eine begleitende Videopräsentation. Er kann unter www.assekurata.de gegen eine Schutzgebühr von 750 € zzgl. MwSt. erworben werden.

Bild: © Kurhan – stock.adobe.com