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9. Juni 2022
Asset-Klasse Volatilität – Einordnung Volatilitätsstrategien

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Asset-Klasse Volatilität – Einordnung Volatilitätsstrategien

Rückblick

Die 2010er-Jahre waren für klassische Prämiensammler vorteilhaft, da fast durchgängig ein positives Umfeld für risikobehaftete Anlagen (steigende Aktienmärkte) bestand. Absicherungen wie Long-Volatilitätsstrategien litten unter den Prämienausgaben, ohne dass dem ein nennenswerter Anstieg der Volatilität gegenüberstand. Schlussendlich trat kein Versicherungsfall ein – die gezahlten Prämien gingen verloren.

Während des Corona-Crashs oder auch im ersten Quartal 2022 hingegen kam es zu Korrekturen am Aktienmarkt. Diese Korrekturen führten mittelbar zu einem Anstieg der impliziten Volatilität. Während Absicherungsstrategien von diesem Umfeld profitieren konnten, markierten Short-Volatilitätsstrategien deutliche Kursverluste. Um bei der Analogie von Versicherungen zu bleiben: Im Schadenfall (Anstieg der Volatilität) muss der Anbieter der Versicherung (Short-Seite) den Schaden regulieren.

Relative-Value-Strategien konnten von dem schwankenden Marktumfeld profitieren – unabhängig von der grundlegenden Entwicklung der Volatilität. Marktneutrale Volatilitätsstrategien konnten sowohl im vergangenen positiven Aktienmarktumfeld der 2010er-Jahre als auch 2020 und im ersten Quartal 2022 trotz des „Schadenfalls“ positive Erträge erwirtschaften. Dies gelingt durch ein ausgewogenes Verhältnis von gleichzeitigem Kauf von Absicherung und der Vereinnahmung der VRP, faktisch einer Kombination von Versicherer und Rückversicherer.

Fazit

Das Spektrum an Volatilitätsstrategien ist heterogen und bietet mehr als reine Long- oder Short-Strategien. Die Selektion der passenden Strategie sollte nicht ausschließlich von der Performance, sondern vielmehr von den Effekten sowie dem Einsatzzweck im Gesamtportfoliokontext abhängen.

Absicherungen mithilfe von Long-­Volatilitätsstrategien gegen hochvolatile Phasen gehen aufgrund der Prämienausgaben, isoliert betrachtet, üblicherweise mit einer langfristig negativen Ertragserwartung einher. Dennoch kann eine Allokation sinnvoll sein, da Drawdowns im Gesamtportfoliokontext abgeschwächt werden und sich dadurch in Summe bessere Rendite-Risiko-Kennzahlen ergeben können.

Short-Volatilitätsstrategien bieten aufgrund der Systematik langfristig eine positive Ertragserwartung. Allerdings wird das Risikobudget im „Schadenfall“ auf die Probe gestellt. Zudem fällt der Diversifikationseffekt aufgrund des weitgehenden Gleichlaufs mit Aktien im Gesamtportfoliokontext geringer aus.

Praktische Umsetzung

Marktneutrale Ansätze aus dem Bereich der Relative-Value-Strategien sind beispielsweise durch den Athena UI Fonds (WKN: A0Q2SF) oder den Gamma Plus Fonds (WKN: A2PYPV) auch für Privat­anleger verfügbar. Diese Fonds unterscheiden sich von klassischen Prämiensammlern und Long-Volatilitätsstrategien. Durch geschickte Nutzung der VRP kann von negativen Aktienmärkten profitiert und langfristig dennoch eine positive Renditeentwicklung geboten werden. Solche Konzepte können in volatileren Phasen mit erhöhten Aktienbewertungen sowie ertragsschwachen Renten als eigenständige Renditequelle zur Diversifikation interessant sein und bieten bei Korrekturen zusätzlich eine Stabilisierung des Gesamtportfolios.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 05/2022, S. 60 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Rudzhan – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Marin Arapovic