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23. März 2020
Auch für Kredite mit Minuszinsen zahlt man einen Preis

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Auch für Kredite mit Minuszinsen zahlt man einen Preis

Konsumkredite sind einer der Gewinner der Niedrigzinsphase. Einige Plattformen werben mittlerweile sogar mit negativen Zinsen. Kunden zahlen bei diesen Angeboten weniger zurück, als sie ausgezahlt bekommen. Umsonst sind sie dennoch nicht – und erst recht kein Ersatz für eine durchdachte Finanz- und Vorsorgeplanung.

Von Michael Kopp, Abteilungsleiter Verkaufskonzepte und Produktsteuerung, und Klaus J. Langhals-Arnold, Leiter Finanzierungen und Bausparen, der Bonnfinanz AG

Der Markt für Konsumentenkredite hat sich in Zeiten von Internet & Co. gravierend verändert. War früher der Gang zur Hausbank der schnellste und einzige Weg zu frischem Geld, reichen heute ein paar Klicks, um über ein breites Spektrum von Vergleichsportalen die vermeintlich besten Konditionen online zu finden. In Zeiten geringer Aufmerksamkeitsspannen beim Internetnutzer spielen dabei plakative Überschriften und die vereinfachte Ansprache eine wesentliche Rolle. Gerade marktgängige Vergleichsportale werben in der aktuellen Zinslandschaft daher immer wieder mit Negativzinsen auf Konsumentenkredite. Grundsätzlich eine verlockende Idee. Insbesondere dann, wenn der Geldbeutel gerade klamm ist: Weniger zurückzahlen als ursprünglich geliehen, also 1.000 Euro aufnehmen und nur 950 Euro zurückzahlen. Was steckt aber hinter diesen Angeboten, für welche Kunden funktioniert das überhaupt und wie antworten Finanzierungsvermittler auf solche Angebote?

Um eines gleich klarzustellen: Richtig gerechnet wird auch in Vergleichsportalen. Schaut man aber ein wenig genauer hin, dann stellt man schnell fest, dass die plakativen Angebote im Wesentlichen als Türöffner für das Folgegeschäft dienen, mit denen der Kunde in weitere Geschäftsfelder und zu weiteren Abschlüssen „gelotst“ wird. Und hier ist das Geschäft mit Minuszinsen die perfekte Eintrittskarte.

Kredite mit Minuszinsen – Wie funktioniert das genau?

Vielfach werden Kredite heute nicht mehr von einer Bank, sondern von einem Vermittler – meist einer Plattform – zur Verfügung gestellt. Um das Risiko für den Anbieter an dieser Stelle zu begrenzen, sind die Eröffnungsangebote oft eng begrenzt und auf 1.000 Euro beschränkt.

Bei einem detaillierten Blick auf die Angebote zeigt sich dann schnell, dass auch bei Vergleichsportalen nur mit Wasser gekocht wird. Denn die im Vertrag ausgewiesenen Zinsen bewegen sich durchaus im Rahmen „normaler“ Ratenkredite, zu erkennen am sogenannten Effektivzins. Hier kommen dann die Marketingstrategen mit einem einfachen Trick ins Spiel: Um die Rückzahlungen unter die Summe des ausgereichten Darlehens zu drücken, übernimmt eine Vermittlungsplattform die Differenz in Form eines sogenannten „Zinsbonus“ oder eines ähnlich positiv belegten Schlagwortes. Es sind effektiv also nicht die Minuszinsen die hier wirken, sondern knallhart kalkulierte Marketinginvestitionen.

Welche Zielgruppen stehen im Fokus? Worum geht es wirklich?

Im Visier aller Anbieter stehen Kundengruppen mit einer guten Bonität, die im Rahmen einer Kreditabfrage ihre Daten preisgeben. Diese Daten sind dann das eigentliche Kapital, um in der weitergehenden Marketingschleife deutlich margenstärkeres Geschäft zu platzieren und zu vermitteln. Und da das Einstiegsrisiko so gering wie möglich gehalten werden muss, sind wir automatisch bei den Voraussetzungen für eine Kreditvergabe mit Minuszinsen: Bedingung für diese Form des Kredites ist eine Top-Bonität. Wer bekommt also diesen Kredit zu Minuszinsen? Kunden, die ihn eigentlich nicht brauchen. Kunden in finanziell angespannter Lage, mit klammem Geldbeutel, gehen dagegen meist leer aus.

Und wer einen Kredit zur Umschuldung aufnehmen oder ein teureres Darlehen durch einen neuen Superkredit ablösen will? Auch das funktioniert oft nicht, denn wer schon ein Darlehen mit relativ unattraktivem Zinssatz aufgenommen hat, der wird den Kredit mit Minuszinsen kaum bekommen.

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Ein Artikel von
Klaus J. Langhals-Arnold
Michael Kopp