Im Jahr 2025 bewegten sich die Bauzinsen im Korridor zwischen 3 und knapp 3,5%. Laut Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, und Florian Pfaffinger, Mitglied des Expertenrats von Dr. Klein sehen angehende Immobilienkäufer die Entwicklung der diesjährigen Bauzinsen als das News Normal an. „Die Menschen haben akzeptiert, dass es sich nicht lohnt, auf sinkende Zinsen zu warten. Und sie haben erkannt, dass das aktuelle Zinsniveau historisch betrachtet noch immer attraktiv ist. Dies führt dazu, dass wieder mehr Menschen in Wohneigentum investieren“, erklärt Florian Pfaffinger.
Bauzinsen mit leichter Aufwärtstendenz
Für 2026 erwartet der Zinsexperte, dass die Seitwärtsbewegung der vergangenen Monate anhält, allerdings mit leichter Aufwärtstendenz. „Wir rechnen mit einer Zinsspanne zwischen 3,1 und 3,7%“, so Pfaffinger weiter. Die Prognose stützt sich darauf, dass die grundlegenden Wirtschaftsdaten recht stabil sind. Der Markt erwarte keine größeren Überraschungen, sondern gehe von einem leichten Konjunkturaufschwung in der Eurozone und in Deutschland aus, erklärt der Zinsexperte weiter. Die Inflation könnte 2026 noch etwas sinken, vor allem wegen rückläufiger Energiepreise. Für die Europäische Zentralbank sieht Pfaffinger auf Grundlage der aktuellen Indikatoren derzeit keinen unmittelbaren Anlass, die Leitzinsen zu verändern.
Einen wichtigen Treiber für die Entwicklung der langfristigen Zinsen stellt der breite Trend zu weiter steigenden Staatsverschuldungen dar. Auch in Deutschland soll es 2026 für die Finanzierung der Ausgabenpläne der Bundesregierung ein Rekordvolumen an neuen Bundesanleihen geben. Diese Entwicklung steigere laut Pfaffinger die Renditeerwartung von Investoren. Der Zinsexperte geht davon aus, dass sich die Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen im ersten Halbjahr 2026 in einem Korridor von 2,6 bis 2,9% bewegen. Dies bedeutet somit eine leicht steigende Tendenz mit Folgen für die Bauzinsen. Wie jede Prognose sei allerdings auch diese Vorhersage von Unsicherheiten belegt. Insbesondere die Entwicklung der globalen geo- und handelspolitischen Spannungen sei ungewiss und könne zugleich deutliche Auswirkungen auf die Zinsen haben, merkt Pfaffinger an.
Anstieg der Immobilienpreise
2025 haben die Immobilienpreise deutschlandweit um etwa 3% angezogen. Eine ähnliche Entwicklung erwartet Michael Neumann auch für 2026: „Es gibt keine Anzeichen, dass die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt nachlässt. Im Gegenteil, es wird nach wie vor zu wenig neu gebaut und das Angebot an Bestandsobjekten bleibt in gefragten Regionen gering.“ Mit Blick auf ganz Deutschland hält der Zinsexperte deshalb für das kommende Jahr eine Preissteigerung von um die 3% für realistisch. „In Ballungszentren dürfte der Anstieg höher ausfallen, am stärksten in den Metropolen“, so der Vorstandsvorsitzende von Dr. Klein weiter. Hier seien punktuell auch 4% oder 5% möglich.
Weiter steigende Nachfrage nach Baufinanzierungen
Die anhaltende Dynamik bei den Mieten sowie die in weiten Teilen der Bevölkerung gestiegenen Gehälter dürften Neumann zufolge auch im kommenden Jahr den Erwerb von Wohneigentum antreiben. „Die Nachfrage nach Baufinanzierungen hat seit 2024 wieder deutlich zugenommen. Ich gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Die Menschen planen mit Weitblick – und da ist der Weg in die eigenen vier Wände für viele ein erklärtes Ziel.“
Flexibilität ist gefragt
Angehenden Immobilienkäufern empfiehlt Neumann, flexibel zu sein. „Kaufinteressierte sollten offen sein für verschiedene Optionen. Wer beispielsweise im Home-Office arbeitet, für den könnte eine Immobilie interessant sein, die statt im Ballungszentrum in Randlage mit guter ÖPNV-Anbindung liegt. Wer wiederum handwerklich begabt ist oder Menschen aus verschiedenen Baugewerken kennt, könnte viele Arbeiten am Haus privat stemmen, das spart Kosten.“ Auch Förderungen sollten Interessierte im Blick haben, die unter gewissen Voraussetzungen neue Möglichkeiten der Finanzierung bieten. „Meines Erachtens tut die Politik hier noch zu wenig, doch ein paar staatliche und kommunale Fördertöpfe gibt es. Ich rate Kaufinteressierten daher, zu prüfen, ob sie Ansprüche auf finanzielle Unterstützung haben und wenn ja, diese zu nutzen.“ Nicht zuletzt lohne es sich immer, mehrere Finanzierungsangebote einzuholen, so der Kreditexperte weiter.
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