Bekanntermaßen spricht sich die noch junge Regierungskoalition aus Union und SPD im Koalitionsvertrag für die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden aus. Eine Opt-out-Lösung – bei der Versicherungsnehmer dem Schutz aktiv widersprechen müssen – soll dabei auch noch geprüft werden. Und auch die Bevölkerung scheint sich mit dieser neuen Vorgabe einigermaßen anfreunden zu können. Denn eine aktuelle Studie des ifo-Instituts zeigt, dass viele Deutsche der Pflichtversicherung offen gegenüberstehen. Ohne, dass sie spezifische Informationen dazu erhielten, sprachen sich 39% der Befragten positiv gegenüber einer Elementarpflichtversicherung aus. Weitere 34% stehen ihr neutral gegenüber.
Allerdings: Weder die Risiken noch die Schäden noch die Summen zur Wiederherstellung verschwinden damit. Stattdessen sind stellen sich neue Fragen: Wer soll die neue Pflichtversicherung prüfen? Wer soll sie dokumentieren? Und wer soll sie unter den Immobilienbesitzern durchsetzen? Keinesfalls jedenfalls die Versicherungsmakler, so weit sind sich die Vermittlerverbände einig. Und noch ein Problem verschwindet nicht: Nämlich, dass mit der Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarrisiken eine neue, mitunter teure Abgabe auf Hausbesitzer zukommt. Die finanzielle Belastung wird also steigen. Wohnen wird teurer. Und das in Zeiten ohnehin angespannter finanzieller Belastung.
BDVM fordert Abschaffung der Versicherungssteuer
Doch dagegen zumindest ließe sich von staatlicher Seite mit einem einfachen Mittel gegensteuern, heißt es vom Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM). Thomas Billerbeck, Präsident des BDVM, erneuerte auf dem in Berlin stattfindenden Symposium am 22.05.2025 daher die Forderung, die Versicherungssteuer auf Elementarrisiken endlich abzuschaffen. Derzeit betrage die Steuer 19% auf die Prämie. Die Steuer verteuere die Versicherung damit erheblich. Gerade bei einer Pflichtversicherung sei ein Wegfall schon aus Akzeptanzgründen geboten, so Billerbeck weiter. Bereits in der Kranken- und in der Lebensversicherung falle die Steuer derzeit nicht an.
Branche begrüßt Opt-out-Möglichkeit
Grundsätzlich aber sei der BDVM nach wie vor ein Verfechter einer privatwirtschaftlichen Lösung. Immerhin sei die Möglichkeit eines Opt-out-Modells vorgesehen. Das begrüße man, stellte Billerbeck klar. Ähnliche Töne kommen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). In einer Diskussion zur Relevanz der Versicherungswirtschaft auf dem BDVM-Symposium begrüßte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen, dass der Koalitionsvertrag die Forderung der Versicherungsbranche berücksichtige. Das betreffe neben dem Opt-out insbesondere auch die Forcierung von Präventionsmöglichkeiten. Denn eine Pflichtversicherung alleine verhindere noch keinen Schaden, wiederholte Asmussen das bekannte GDV-Argument.
Und Prävention fange keineswegs nur beim Hausbesitzer an. Auch Staat, Länder und Kommunen hätten eine Vorreiterrolle, etwa im Deichausbau. „Angesichts knapper Kassen fallen aber gerne genau diese Themen bei den nächsten Haushaltsberatungen schnell von der Agenda“, gab Asmussen dabei zu bedenken. Prävention sei zähes Geschäft, insbesondere im Föderalismus. Und Thomas Haukje, BDVM-Vizepräsident, bekräftigte, dass trotz einer Pflichtversicherung die Abwicklung des Schadenfalls immer in der Hand der Privatwirtschaft liegen müsse. „Diesen Job bekommt die Assekuranz aufgrund ihrer Expertise und Erfahrungen bestens hin“, so Haukje. (as)
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