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23. Oktober 2020
Berufsunfähigkeit: Wissenslücken und falsches Vertrauen in den Staat

Berufsunfähigkeit: Wissenslücken und falsches Vertrauen in den Staat

Rund um die Berufsunfähigkeit gibt es in der Bevölkerung nach wie vor viel Unwissenheit und die „Versorgungsillusion“ im Ernstfall durch eine staatliche Rente abgesichert zu sein, so eine Umfrage des Versorgungswerks MetallRente. Und: Die theoretische Bereitschaft zur zusätzlichen Vorsorge scheitert oft an praktischen Hürden. Die Aufklärungsarbeit engagierter Makler ist gefragt.

Jeder zweite Bundesbürger geht davon aus, bei Berufsunfähigkeit durch eine staatliche Rente abgesichert zu sein. Und das, obwohl es eine staatliche Berufsunfähigkeitsrente für Beschäftigte, die nach 1961 geboren sind, längst nicht mehr gibt. In der jungen Generation der 14– bis 29-Jährigen ist die „Versorgungsillusion“ noch stärker ausgeprägt. Hier gehen sogar knapp zwei Drittel von staatlicher Unterstützung aus, wenn sie nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten können. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Versorgungswerks MetallRente, die das Meinungsforschungsinstitut Kantar Public durchgeführt hat.

Unterschied zwischen Berufs- und Erwerbsunfähigkeit kaum bekannt

Demnach gibt es auch große Wissenslücken, was den Unterschied zwischen Berufs- und Erwerbsunfähigkeit betrifft: Nur gut ein Drittel der Befragten weiß, dass man sich eine andere Arbeit suchen muss, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in seinem gelernten Beruf arbeiten kann. Denn lediglich wer auf Dauer weniger als sechs bzw. drei Stunden pro Tag irgendeine Tätigkeit ausüben kann, gilt als erwerbsgemindert bzw. erwerbsunfähig und hat Anspruch auf eine gesetzliche Leistung. Diese erreicht jedoch in der Regel nur das Niveau der Grundsicherung. Laut Deutscher Rentenversicherung betrug die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente im Jahr 2019 gerade einmal 835 Euro.

Bereitschaft zur zusätzlichen Vorsorge theoretisch vorhanden, praktisch hapert es

Die MetallRente-Umfrage zeigt aber auch, dass es trotz der weit verbreiteten „Versorgungsillusion“ einen breiten gesellschaftlichen Konsens darüber gibt, dass die Leistungen des Staates nicht ausreichend sind. Für nahezu drei Viertel der Deutschen ist klar, dass sie zusätzlich vorsorgen müssen, um im Falle von Berufsunfähigkeit oder Erwerbsminderung finanziell abgesichert zu sein. Der Großteil der Deutschen ist der Meinung, dass man sich spätestens zum Start ins Berufsleben um die Absicherung seiner Arbeitskraft kümmern sollte. Nur gut jeder Zehnte würde damit bis zur Gründung einer Familie warten.

Das Problem bei der Sache: Obwohl ein Großteil theoretisch weiß, dass es sinnvoll ist, früh mit der Vorsorge zu beginnen, scheitert es der Umfrage zufolge häufig an der praktischen Umsetzung. Der Hauptgrund für eine fehlende Absicherung gegen Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit ist Geldmangel, wie nahezu zwei Fünftel der Befragten angeben. Jeder Dritte ohne Vorsorge sagt hingegen, dass er sich nicht oder nicht genug mit dem Thema beschäftigt hat und wenig darüber weiß. Das erklärt auch ein weiteres Umfrageergebnis: Die Deutschen sind schlecht informiert über Vorsorgemöglichkeiten zur Arbeitskraftabsicherung. Während der private Berufsunfähigkeitsschutz in der Bevölkerung eine hohe Bekanntheit von 88% erreicht, sind andere Angebote wie Dread-Disease- oder Grundfähigkeitsversicherung mit jeweils 22% nahezu unbekannt.

Makler können Licht ins Dunkel bringen

Hier heißt es, Aufklärungsarbeit zu leisten, damit Betroffene im Ernstfall nicht in eine Armutsfalle geraten. Gefragt sind hier die Makler und Mehrfachagenten, die das Thema Berufsunfähigkeit mit ihren Klienten in aller Ausführlichkeit besprechen sollten, damit die theoretisch vorhandene Bereitschaft zur zusätzlichen Vorsorge auch bestmöglich praktisch in die Tat umgesetzt werden kann. Aber es braucht natürlich auch verlässliche Vorsorgeangebote, auf die hingewiesen bzw. die weiterempfohlen werden können. MetallRente-Geschäftsführer Heribert Karch sieht für das Versorgungswerk der Metall- und Elektroindustrie, bei dem allein im Jahr 2019 rund 21.000 Beschäftigte einen Vertrag für die privaten Angebote zum finanziellen Schutz ihrer Arbeitskraft abgeschlossen haben, jedenfalls den klaren sozialpolitischen Auftrag, auch Beschäftigten in praktischen Berufen bedarfsgerechte und bezahlbare Vorsorge mit niedrigen Zugangshürden zu ermöglichen.

Angst vor Berufsunfähigkeit weit verbreitet

Das Risiko, im Laufe seines Arbeitslebens selbst zeitweise oder dauerhaft berufsunfähig zu werden, ist hoch. Statistisch gesehen, ist jeder Vierte betroffen. Wie die MetallRente-Umfrage zeigt, machen sich über zwei Fünftel der Deutschen Sorgen, aus physischen Gründen, zum Beispiel durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit, selbst berufs- oder erwerbsunfähig zu werden. Fast genauso groß ist der Anteil derer, die Angst davor haben, ihren Beruf aufgrund psychischer Ursachen nicht mehr ausüben zu können. Auffällig sind hier die deutlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Während sich weniger als ein Drittel der männlichen Bevölkerung um psychische Krankheiten als Auslöser für Berufsunfähigkeit sorgen, sind es bei den Frauen ganze zwei Fünftel. (ad)

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