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13. Juni 2025
Branche stark betroffen: Viele Eingewanderte könnten gehen
Branche stark betroffen: Viele Eingewanderte könnten gehen

Branche stark betroffen: Viele Eingewanderte könnten gehen

Das IAB hat nach Deutschland eingewanderte Personen befragt, ob sie darüber nachdenken, Deutschland zu verlassen. Ergebnis: Rund ein Viertel der Befragten zieht dies in Betracht. Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen ist der Anteil aber weit höher.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Basis des International Mobility Panel of Migrants in Germany (IMPa), einer repräsentativen Online-Befragung, zeigt, wie viele der nach Deutschland eingewanderten Personen darüber nachdenken, Deutschland zu verlassen. Insgesamt geht es dabei um 26% dieser Gruppe – das sind hochgerechnet 2,6 Millionen Personen, wie das IAB mitteilt. Die Ergebnisse in der Studie beziehen sich zudem nur auf Personen, die erwerbstätig sind.

Finanz- und Versicherungsbranche mit besonders hohem Abwanderungsrisiko

Die Auswirkungen, wenn diese Personen ihre Pläne Wirklichkeit werden ließen, würden auch die Finanz- und Versicherungsbranche betreffen, die explizit in der Studie ausgewiesen wird. Denn neben Branchen wie Information und Kommunikation sowie unternehmensnahe Dienstleistungen ziehen auch im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen zwischen 30 und 39% der Befragten eine Auswanderung in Betracht. Die Branche gehört damit zu denen mit besonders hohem Abwanderungsrisiko. Ausgerechnet in wissensintensiven und international orientierten Branchen zeigen sich die höchsten Anteile an Auswanderungsüberlegungen, aber auch an konkreten Auswanderungsplänen (4 bis 6%).

Konkrete Zahlen für Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

Laut der Studie arbeiten 3% der befragten Eingewanderten im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Gefragt wurden sie auch nach ihren temporären Bleibeabsichten: Hier beträgt der Anteil speziell in der Branche 12,8%. Ganz konkret geben außerdem 34,6% der Befragten, die in den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen beschäftigt sind, an, über Auswanderung nachzudenken. 3,7% haben bereits Auswanderungspläne.

„Gerade die für Erwerbs- oder Bildungszwecke zugezogenen, besser gebildeten, wirtschaftlich erfolgreicheren sowie sprachlich besser integrierten Migrant*innen denken überdurchschnittlich häufig über eine Ausreise nach oder äußern konkrete Abwanderungspläne. Also genau jene, die Deutschland dringend für die Fachkräftesicherung benötigt“, so IAB-Forscher Lukas Olbrich.

Warum aus Deutschland weg? Und wohin?

Welche Motive haben die Befragten für ihre Auswanderungsgedanken? Auch das wollte die Studie genauer wissen. Als Hauptgründe werden demnach politische Unzufriedenheit, persönliche Gründe, steuerliche Belastungen und Bürokratie genannt. Das sagen u. a. Arbeitsmigranten, Bildungs- und Familienzugewanderte. Bei Geflüchteten sind auch Diskriminierungserfahrungen ein wichtiger Grund.

Die am häufigsten genannten Gründe für eine Rückkehr sind: persönliche Bindungen an Partner, Familienangehörige und Freunde. Wer in ein anderes Land als das eigene Herkunftsland gehen würde, gibt oft berufliche Motive und die wirtschaftliche Lage im Zielland als Grund an.

So ist Polen das am häufigsten genannte Zielland, dann folgt Rumänien. Zudem sind auch die Türkei und die Ukraine häufige Auswanderungsziele. Bei Weiterwanderung sind die Schweiz, die USA und Spanien die Länder, in die viele gehen würden. (lg)

Über die Studie

Die Studie basiert auf Daten aus dem neuen International Mobility Panel of Migrants in Germany (IMPa). IMPa ist eine längsschnittliche Online-Befragung, die systematisch Ursachen, Muster und Auswirkungen der Abwanderungsdynamik unter Eingewanderten in Deutschland untersucht. In der ersten Welle, die von Dezember 2024 bis April 2025 durchgeführt wurde, wurden rund 50.000 im Ausland geborene und nach Deutschland eingewanderte Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Die Studie ist hier abrufbar.