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26. August 2021
Bullenmarkt: Gekommen, um (vorerst) zu bleiben

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Bullenmarkt: Gekommen, um (vorerst) zu bleiben

Falscher Fokus auf Value-Aktien

Zu Beginn eines typischen Bullenmarktes führen Value-Aktien den Markt an. Das war im letzten Jahr jedoch nicht der Fall, als die Aktien ihren Wiederaufstieg nach der kurzen Covid-19-Baisse begannen. Üblicherweise werden diese Firmen, die stark von der wirtschaftlichen Gesamtsituation abhängen, spät in Bullenmärkten besonders hart getroffen, da viele um ihr Überleben fürchten. Diese Angst schießt jedoch über die Realität hinaus und löst eine von Value-Titeln angeführte Erholungsrallye aus. Diese Dynamik treibt die traditionelle frühe Outperformance von Value-Werten an.

Aber dieses Mal gab es keine unverhältnismäßig große Panik bei Value-Titeln, entsprechend schwächer fiel die Erholungsrallye aus. So kam es, dass Wachstumswerte nach dem Tiefpunkt im März 2020 den Markt anführten, eine typische spätzyklische Eigenschaft. Der Markt verhält sich so, als würde der Bullenmarkt seit dem Frühjahr 2009 laufen. Viele Marktbeobachter sehen jedoch das Gegenteil: einen neuen, jungen Bullenmarkt, der noch viele positive Jahre vor sich hat. Dementsprechend erwarten sie, dass Value-Aktien den Weg anführen werden. Das könnte aber falsch sein.

Der große Demütiger

Ken Fisher betont regelmäßig, dass der Aktienmarkt „der große Demütiger“ ist – der Markt liebt es, die Massen zu täuschen. Grüner Fisher Investments ist zwar überzeugt, dass der aktuelle Bullenmarkt noch nicht am Ende ist, sein Ende dürfte aber näher sein, als viele derzeit denken.

Anfang dieses Jahres sorgten die Verbreitung von Impfstoffen und die Erwartung einer Lockerung der Beschränkungen für einen sprunghaften Anstieg der Value-Aktien. Für viele war dies der Beginn einer lang erwarteten Aufholjagd. Für uns sieht die frühe Führung der Value-Aktien in diesem Jahr jedoch eher wie ein typischer kurzer Gegentrend aus, der durch steigende globale Hoffnungen auf ein schnelles Wirtschaftswachstum unterstützt wurde. Diese Hoffnungen trieben nicht nur die Führung der Value-Aktien an, sondern auch den schnellen Anstieg der langfristigen Zinssätze. Dadurch wurde die Zinskurve steiler, was zu höheren Erwartungen für Bank­gewinne führte, die ein wichtiger Bestandteil der Value-Kategorie sind. In diesem Frühjahr zeigten Umfragen, dass Fondsmanager so positiv über Value-Aktien dachten wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Aber: Die Märkte waren sich all dieser Theorien bewusst. Solche bekannten Faktoren beeinflussen die Märkte selten für lange Zeit. Daher ist es keine Überraschung, dass die weltweiten langfristigen Zinssätze in letzter Zeit ins Wanken geraten sind. Das Gleiche gilt für die Führung von Value-Titeln. Seit Mitte Mai haben die globalen Wachstumswerte wieder die Führung übernommen – und zwar mit großem Abstand.

 
Ein Artikel von
Thomas Grüner