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12. Juni 2020
Damit muss wegen Corona in der Schaden- und Unfallversicherung gerechnet werden

Damit muss wegen Corona in der Schaden- und Unfallversicherung gerechnet werden

Im aktuellen Marktausblick der Assekurata gibt die Assekuranz Rating-Agentur eine Einschätzung, auf welche Effekte sich die Schaden- und Unfallversicherer durch das Coronavirus einstellen müssen. Ebenfalls enthalten ist der Bericht zum zurückliegenden Jahr. 2019 konnten die Versicherer im Bereich Schaden und Unfall sowohl das Beitragsvolumen als auch die Gewinne steigern.

Die deutschen Schaden- und Unfallversicherer konnten im vergangenen Geschäftsjahr wieder einmal einen deutlichen Gewinn erwirtschaften. Das geht aus dem diesjährigen Marktausblick zur Schaden- und Unfallversicherung 2020 der Assekuranz Rating-Agentur Assekurata hervor, der auch immer einen Blick auf die Branchenzahlen des Vorjahres wirft. (AssCompact berichtete)

Deutliche Gewinnsteigerung

Die Schaden- und Unfallversicherer haben demnach den Gewinn aus dem Vorjahr noch übertreffen können. Anstatt 4,1 Mrd. Euro Gewinn, wie noch 2018, konnten sie 2019 sogar 4,7 Mrd. Euro einstreichen. Die Rating-Agentur führt die Gewinnsteigerung darauf zurück, dass 2019 ein Rückgang bei den Elementarschäden zu vermelden war.

Beitragswachstum

Jedoch verzeichneten auch die Beiträge einen positiven Effekt auf das Branchenergebnis. Schließlich stiegen die Einnahmen im Vergleich zu 2018 um 3,2% von 70,7 Mrd. Euro auf 72,9 Mrd. Euro. Die Versicherungsleistungen stiegen auch, jedoch nicht ganz so stark. Betrugen sie 2018 noch 52,5 Mrd. Euro, wurden 2019 53,4 Mrd. Euro an Leistungen von den Versicherungsnehmern abgerufen. Daraus ergibt sich eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote von 93%. Ein für die Versicherer erfreulicher Wert, wenn man den Jahresdurchschnitt der letzten 10 Jahre zum Vergleich heranzieht (96,3%)

Wachstum und Ertrag in allen Zweigen

Damit muss wegen Corona in der Schaden- und Unfallversicherung gerechnet werden

2019 waren sogar alle Zweige in der Schaden- und Unfallversicherung sogenannte „vitale Ertragsträger“. So bezeichnet Assekurata alle Zweige, die sich sowohl durch Wachstum als auch durch Ertrag auszeichnen. Im zugehörigen nebenstehenden Ertrags- und Wachstumsindikator (ERWIN) 2019 sind die „vitalen Ertragsträger“ im oberen rechten Quadranten abgezeichnet. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass sowohl die Rechtsschutz- als auch die Kfz-Versicherungen Zweige darstellen, die sich nur knapp in der Gewinnzone halten können. Wohngebäude-, Unfall- und Hausratversicherungen wiederum sind profitabel, aber wachsen nur noch marginal.

Kaum Spielraum für Beitragssenkungen

Dennis Wittkamp, der Fachkoordinator im Bereich Schaden- und Unfallversicherung bei Assekurata, weist darauf hin, dass gerade beim Wachstumstreiber Kfz-Versicherungen einige Versicherer schon jetzt nahe der oder in der Verlustzone arbeiteten. Den möglichen Raum für weitere Beitragssenkungen, schätzt er als sehr gering ein. „Durch die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit, nicht zuletzt infolge der Corona-Pandemie, dürfte die Mehrzahl der Versicherer jedoch ohnehin eine ertragsorientierte Zeichnungspolitik statt eines Unterbietungswettbewerbs anstreben“, sagt Wittkamp.

Cyberversicherung trotzt dem Corona-Trend

Im Marktausblick für dieses Jahr spielt wenig überraschend die Corona-Krise die Hauptrolle in der Einschätzung von Assekurata. Die Rating-Agentur geht davon aus, dass infolge der Kontaktbeschränkungen das Neugeschäft über alle Zweige hinweg eingebrochen sei. Einzig die Cyberversicherung könne sich diesem Trend entgegenstemmen. Wittkamp zufolge sei das auf die Ausweitung von Home-Office im Zuge der Pandemie zurückzuführen. Das habe bei vielen Unternehmen ein Umdenken eingeleitet, sich stärker mit Risiken der eigenen IT auseinanderzusetzen.

Vier belastete Bereiche

Beim Blick auf die möglichen Effekte der Krise, die sich für die Schadensbelastung ergeben, bietet Wittkamp sowohl Licht als auch Schatten. Vier Bereiche schlagen seiner Ansicht nach besonders negativ zu Buche:

  • Betriebsschließungsversicherungen
  • Kreditversicherungen
  • Rechtsschutzversicherungen
  • Veranstaltungsausfallversicherungen

Gerade bei Betriebsschließungen und im Zuge dessen beim Arbeitsrecht, werde es seiner Meinung nach vermehrt zu rechtlichen Auseinandersetzungen kommen. Und auch bei den D&O-Versicherungen erwartet er höhere Kosten, wenn Insolvenzverwalter versuchten ehemalige Geschäftsleitungen in Haftung zu nehmen.

Positive Effekte auf die Schadensbelastung

Doch wo Schatten, da auch Licht. Dieses Licht kommt in Form von stark rückläufigen Zahlen bei den Verkehrs- Sport- und Freizeitunfällen. Unter diesen Umständen geht die Assekuranz Rating-Agentur davon aus, dass Versicherer mit einem Tätigkeitsschwerpunkt im Gewerbebereich härter von der Corona-Krise getroffen werden, als diejenigen, die verstärkt auf das Privatkundengeschäft setzten.

Keine massiven Verluste zu erwarten

Wie schätzt Assekurata nun aber die Beitrags- und Ertragsentwicklung ein? Wittkamp gibt zu bedenken, dass es in erster Linie darauf ankäme, wie schnell sich die gesamtwirtschaftliche Situation wieder erhole. Ein Beitragswachstum sieht er jedoch als höchst unwahrscheinlich an. Wenn es jedoch um die Gewinnerwartungen geht, gibt Wittkamp Entwarnung. Die Zeiten neuer Rekordergebnisse seien zwar erstmal vorbei, er rechne jedoch auch nicht damit, dass ein großer Teil der Versicherer in die Verlustzone rutsche. (tku)

Der Assekurata-Marktausblick zur Schaden-/Unfallversicherung 2020/2021 kann hier bezogen werden.

Bild: © Knut – stock.adobe.com