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21. Februar 2020
Daniel Bahr: „Viele verlassen sich immer noch zu sehr auf die gesetzliche Pflegekasse“

Daniel Bahr: „Viele verlassen sich immer noch zu sehr auf die gesetzliche Pflegekasse“

Die Deutschen unterschätzen ihr Pflegerisiko erheblich. Um mehr Menschen für Pflegevorsorge zu sensibilisieren, setzt die Allianz auf prominente Unterstützung, vereinfachte Vorsorgeprodukte sowie umfassende Assistance-Leistungen, wie Daniel Bahr, Vorstand der Allianz Privaten Krankenversicherungs-AG, erklärt.

Herr Bahr, die Kampagne mit Dieter Hallervorden sollte mehr Aufmerksamkeit für das Thema Pflege schaffen. Inwieweit ist das gelungen?

Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz. Durch unsere Kampagne haben sehr viele Menschen wahrgenommen, wie wichtig eine gute Pflegevorsorge ist. Und auch bei unseren Vertriebspartnern haben wir mit Herrn Hallervorden das Thema Pflege weiter verankert. Unsere Schulungen dazu waren gut besucht und unsere Info- und Werbe-Materialien mussten wir sogar nachdrucken lassen, so schnell waren sie vergriffen. Das zeigt, wie wichtig es Vermittlern ist, die Pflegevorsorge bei ihren Kunden anzusprechen. Das zeigt uns aber auch: Bei der Pflege können wir noch mehr tun. Deshalb führen wir die Kampagne mit Herrn Hallervorden in diesem Jahr weiter.

Spüren Sie das auch tatsächlich in der Nachfrage bzw. vielleicht sogar in Abschlüssen?

Ja, das merken wir in der Tat. Wir wachsen stark in der Pflegezusatzversicherung. Im letzten Jahr ging schon mehr als jede vierte neu abgeschlossene Pflegetagegeld-Police an die Allianz Private Krankenversicherung. Damit ist die Allianz im Markt der Pflegezusatzversicherung der Antreiber.

Nun ist eine öffentlichkeitswirksame Kampagne eine Sache, welche Argumente in der Beratung geben Sie Vermittlern aller Art an die Hand?

Die Allianz hat ihr Produkt, das Pflegetagegeld, deutlich vereinfacht und aufgewertet. Wir wollen die Angst vor der Pflege nehmen und Selbstbestimmung bis ins hohe Alter versprechen. Auch wenn jeder zweite Mann und drei von vier Frauen im Laufe ihres Lebens pflegebedürftig werden – viele verdrängen trotzdem das Thema. Eine Kampagne wie die mit Herrn Hallervorden hilft da immens, wenn sie Pflege mit einer Portion Humor angeht und Vermittlern dadurch einen Gesprächsanlass bietet.

Wir ermutigen unsere Vertriebspartner außerdem, bei ihren Kunden Pflegevorsorge in möglichst vielen Fällen anzusprechen. Auch in ganz anderen Zusammenhängen, etwa bei der Baufinanzierung oder der privaten Altersvorsorge. Denn da spielen Pflegerisiken ebenfalls eine große Rolle: Das Eigenheim oder das private Vermögen kann im Pflegefall schnell verwertet sein. Uns ist es wichtig, Kunden offene Fragen zu stellen: „Wie haben Sie das Thema gelöst? Was stellen Sie sich vor?“ Viele verlassen sich immer noch zu sehr auf die gesetzliche Pflegekasse, die allenfalls zum Teil für die Kosten aufkommt. Auch hier bieten sich Chancen für Vermittler, umfassend zu beraten und aufzuklären.

Sind wir bei den Assistance-Leistungen auf dem Weg zu Ökosystemen im Bereich der Pflege?

Die Entwicklung geht in diese Richtung, denn die familiär organisierte Pflege funktioniert heute oft nicht mehr: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt kontinuierlich, Kinder wohnen weit weg von ihren Eltern. Frauen, die traditionell meist für die Pflege zuständig waren, gehen heute selbstverständlich einem eigenen Beruf nach. Wir brauchen daher eine ganze Infrastruktur – mit Lösungen, die in die Lebenswelt von heute passen und die auf die veränderten Bedürfnisse der Menschen eingehen. Eine Möglichkeit für uns als Versicherung ist dabei, sich kompetente Partner an die Seite zu holen.

Wenn Menschen pflegebedürftig werdeHomen, wollen sie vor allem eines: möglichst eigenständig bleiben, selbst über ihr Leben bestimmen. Auch dann, wenn sie Hilfe im Alltag benötigen. Dazu gehört sicher, finanziell unabhängig zu sein. Diesen finanziellen Aspekt decken wir sehr gut über unsere Produkte wie etwa unser PflegetagegeldBest ab. Es ist flexibel und leistungsstark und das Geld steht Kunden im Pflegefall zur freien Verfügung: Sie können es für die Dinge einsetzen, die ihnen persönlich wichtig sind, egal, ob es um die Anstellung einer Haushaltshilfe oder den Umbau im Treppenhaus geht.

Neben dem Finanziellen spielt aber die Unterstützung im Alltag, die Organisation des Lebens im Pflegefall, eine immer größere Rolle. Wie finde ich die passende Pflegekraft? Wer organisiert die Hilfsmittel? Wer kommt zu mir nach Hause und prüft, ob ich dort noch wohnen kann, organisiert Hilfe beim Einkauf, im Haushalt oder psychologische Unterstützung? Um all diese Dinge muss sich jemand kümmern. Gleichzeitig wollen oder können die meisten Menschen ihren Angehörigen damit nicht zur Last fallen.

Als Allianz Private Krankenversicherung nehmen wir unseren Kunden daher auch Organisationsaufgaben wie diese ab. Wir verstehen uns hier als Partner, der sie ein Leben lang begleitet, der mehr als ein Kostenerstatter ist. Dazu arbeiten wir mit den Pflege-Experten von WDS Care zusammen und haben deren umfassende Assistance-Services in unser PflegetagegeldBest eingeschlossen. Besonders wertvoll für unsere Kunden ist dabei, dass sie diese Services auch dann schon nutzen können, wenn sie selbst noch gar keine Pflege brauchen, aber ein Familienmitglied unterstützen möchten. Dieser Mehrwert macht unsere Pflegeabsicherung auch für jüngere Menschen interessant, deren Eltern gerade in ein Alter kommen, in dem Pflege zum Thema wird.

Früh starten mit der Pflegevorsorge ist Ihre Devise. Welche Rolle spielt dabei die geförderte Pflegezusatzversicherung?

Grundsätzlich ist es vernünftig, dass es bei der Pflege – wie bei der Altersvorsorge – eine staatliche Förderung gibt. Das zeigt deutlich: Das Thema ist gesellschaftlich so wichtig, dass der Gesetzgeber es mit Steuergeldern unterstützt. Wir haben damit als Versicherer auch eine gesellschaftliche Verpflichtung, Pflege anzusprechen. Die staatliche Förderung erleichtert es Vermittlern, Einstiege in die Beratung zu finden. Wer aber Wert auf eine umfassende Pflegeabsicherung und zusätzliche Services legt, für den können andere Angebote besser geeignet sein. Auch hier sind wieder kompetente Berater gefragt, die gemeinsam mit ihren Kunden die Vorsorge zusammenstellen, die am besten zu deren Bedürfnissen und zur jeweiligen Situation passt. Ein Patentrezept gibt es nicht.

Was sind denn Digitalisierungsthemen in der Pflege?

Wir sind als Versicherung sehr aktiv bei diesem Thema und sehen uns als Vorreiter. Erste Ansatzpunkte bei der Pflege wären, die elektronische Gesundheitsakte, das E-Rezept und die telemedizinische Beratung auch in diesem Bereich zu integrieren. Ein weiteres Beispiel ist das Smart Home, das Pflegebedürftige dabei unterstützten kann, möglichst lange im gewohnten Zuhause zu bleiben. Allerdings gilt es hier, behutsam vorzugehen. Ich glaube, viele Menschen sind einfach noch nicht bereit, diese neuen Lösungen zu nutzen. Wichtig ist daher: Alles muss eine freiwillige Entscheidung sein, der Schutz der Privatsphäre gewährleistet bleiben. Jeder sollte für sich selbst bestimmen, inwieweit er diese Angebote in Anspruch nimmt.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2020 auf Seite 40f. und in unserem ePaper.

Bild: © Hannes Caspar für Allianz Deutschland