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16. Dezember 2023
Die andere Revolution: Der Quantencomputer

Die andere Revolution: Der Quantencomputer

In diesem Gastbeitrag, der auf der gleichnamigen Episode des Digital Insurance Podcasts basiert, spricht Digital-Experte Alexander Tackenberg darüber, was der Quantencomputer für die Zukunft der Versicherungsbranche bedeutet

Vermehrt bekommen wir zu hören, dass AI – insbesondere Generative AI und Q* von Open AI – den nächsten Quantensprung in die Zukunft darstellen wird. KI ist in aller Munde, keine Frage. Doch neben der Softwarekomponente gilt es, sich zudem mit dem Hardware-Teil auseinanderzusetzen: dem Quantencomputer. Dieser und die Simulationen, die uns dieser in Zukunft ermöglichen wird, haben das Potenzial, die Zukunft der Versicherungsbranche und unser aller Leben zu transformieren.

Abriss der Geschichte des Computers

Um der Frage auf den Grund zu gehen, warum der Quantencomputer eine potenzielle Revolution an der Hardware-Front darstellen könnte, sollten wir kurz die Geschichte des Computers Revue passieren lassen. Seit den 1960er Jahren hat sich die Leistungsfähigkeit von Computern exponentiell gesteigert. Mikrochips und Co. wurden zudem immer kleiner. Jedoch stoßen die Entwicklungsmöglichkeiten langsam aber sicher an ihre Grenzen. Mikrochips können nicht mehr viel kleiner werden als sie schon sind. Die Transistoren sind 14 Nanometer groß und damit kleiner als unsere roten Blutkörperchen.

Von Qubits und Quanten Gates

Die Frage ist also: Wo lässt sich ansetzen, um eine Weiterentwicklung zu ermöglichen? Ein herkömmlicher Computer besteht aus sogenannten Logic Gates, die offen oder geschlossen sind – sprich die Werte 0 oder 1 annehmen können. Anders sieht das aus bei den Qubits. Diese stellen die Weiterentwicklung der einfachen Bits dar und sind der Startschuss des Quantencomputers.

Um die Funktionsweise der Qubits zu verstehen, benötigen wir die Hilfe eines weltberühmten Physikers: Erwin Schrödinger. Dessen Gedankenexperiment von der Katze in der Kiste erläutert die Merkwürdigkeit quantenmechanischer Zustände. Hier wissen wir nämlich nicht, ob die Katze tot ist oder lebendig, solange wir die Kiste nicht öffnen. Die Quantenmechanik lässt hierüber keine eindeutigen Aussagen zu. Dieses Prinzip machen sich die Qubits bzw. die Quanten Gates zunutze. Letztere können Berechnungen nun parallel und deutlich schneller durchführen. Damit stellen sie ein enormes Upgrade zu den Logic Gates dar. Somit steigt die Leistungskapazität exponentiell an, je mehr Qubits man hat.

Exponentielle Steigerungen sind möglich

Wir befinden uns noch in der Frühphase der Quantencomputer. Analog zur Historie des Computers befinden wir uns momentan irgendwo zwischen den Jahren 1965 und 1970. Entsprechend haben die heutigen Quantencomputer nur eine Handvoll Qubits zur Verfügung. Das wird sich schon bald ändern. Die Leistungsfähigkeit der Systeme wird bereits in naher Zukunft ungeahnte Höhen erreichen.

Zuerst die schlechte Nachricht

Wo der Zusammenhang von alledem mit der Versicherungsbranche liegt? Und wozu dieser exponentielle Leistungsanstieg führen wird? Ich sehe als Antwort auf beide Fragen vor allem zwei Effekte – einen positiven und einen negativen. Kommen wir zunächst zum negativen: IT-Security, Beispiel SSL-Zertifikat. Jede (vertrauenswürdige) Webseite verfügt über ein solches Protokoll, um die Daten seiner Besucher vor unbefugtem Zugriff durch Dritte zu unterbinden. Das wird besonders wichtig, wenn es um sensible Daten geht wie beim Online-Banking. Ein heutiger Computer braucht zum Knacken eines solchen Schlüssels Tausende oder Millionen von Jahren. Ein Quantencomputer hat die Rechenkapazität, um den gleichen Prozess in Sekundenschnelle durchzuführen.

Viele neue Möglichkeiten

Der positive Effekt: Simulationen. Die Leistungsfähigkeit der Quantencomputer öffnet völlig neue Türen wie zum Beispiel in der Medizin. Statt viel Zeit und Geld in Medikamentenstudien zu investieren, könnte ein Quantencomputer die gleichen Ergebnisse mittels virtueller Simulationen innerhalb von Minuten ausspucken. Alterungsprozesse könnten verlangsamt und bislang unheilbare Krankheiten geheilt werden: Krebs, Parkinson, Alzheimer uvm. könnten ausgestorbene Krankheiten darstellen, ähnlich wie wir heute auf die Pocken zurückblicken. Nebenwirkungen gehören der Vergangenheit an und personalisierte Medikamente ließen sich entwickeln. Laut dem berühmten Physiker Michio Kaku könnte die Unsterblichkeit dadurch in greifbare Nähe rücken. Viele weitere Möglichkeiten ergeben sich durch die neu dazu gewonnene Leistungsfähigkeit der Quantencomputer.

Fazit: Das Positive überwiegt

Ich bin der Überzeugung, dass die positiven Auswirkungen der Quantencomputer die negativen überwiegen werden. So wie künstliche Intelligenz die Zukunft auf der Software-Seite darstellt: Der Quantencomputer ist die Hardware der Zukunft.

Zeitnah werden wir vergleichbar viele Vorträge auf Messen und Veranstaltungen zum Thema Quantencomputer zu hören bekommen, wie es aktuell mit der KI der Fall ist. Insbesondere aber das Zusammenspiel der beiden wird spannende Transformationsprozesse in Gang setzen.

Hier geht es zur aktuellen Podcast-Episode.

Über den Podcast

Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft über die digitale Transformation. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter pielaco.com/podcast und dkm365.de.