„Die Gothaer hält Kurs, aber das ist in diesem Umfeld nicht selbstverständlich“, erklärte in der vergangenen Woche der Gothaer Vorstandsvorsitzende Dr. Karsten Eichmann vor Journalisten. Im Geschäftsjahr 2016 habe man demnach die Substanz des Konzerns gestärkt. So wird nach voraussichtlichen Zahlen der Konzernjahresüberschuss um 4,5% auf über 140 Mio. Euro steigen. Ein Teil des Überschusses wird in die Stärkung der Eigenkapitalbasis fließen. Das Konzerneigenkapital wächst um 10,0% und wird zum Jahresende voraussichtlich bei 2.021 Mio. Euro liegen.
Die Gothaer erwartet bei den Kapitalanlagen ein Plus von 13,4%, was einer Gesamtsumme von 1.375 Mio. Euro entspräche. Die gebuchten Bruttobeiträge auf Konzernebene werden dagegen um 3% sinken.
Gewollter Umbau im Leben-Neugeschäft
In der Lebensversicherung sinken die gebuchten Bruttobeiträge voraussichtlich um 7,6% auf 1.175 Mio. Euro. Der Rückgang resultiert beinahe zu 80% aus dem Einmalbeitragsgeschäft. Man habe diesen Bereich absichtlich zurückgefahren, so Leben-Vorstand Michael Kurtenbach. Allerdings stellte er auch klar, dass für ihn das Einmalbeitragsgeschäft zum Versicherungsgeschäft dazu gehöre. So kündigt die Gothaer für das zweite Halbjahr 2017 die Einführung eines „solvenzschonenden“ Einmalbeitragsprodukts an.
Das Leben-Neugeschäft hat sich im laufenden Jahr im Vergleich zu 2015 verbessert. Es wird sich nach vorläufigen Zahlen bis Jahresende auf etwa 1,6 Mrd. Euro Beitragssumme (+4,6%) belaufen. Zufrieden zeigt sich die Gothaer dabei mit der neuen Gewichtung der Bereiche: Kapitaleffiziente Altersvorsorgeprodukte machen mittlerweile 37% des Neugeschäftsanteils aus. Ein weiteres Drittel beläuft sich auf Biometrie-Produkte. Der Anteil der klassischen Lebensversicherung dagegen sinkt. All dies trage zu einer soliden Ertrags- und zur Substanzsituation der Gothaer Leben bei, fasst Kurtenbach zusammen.
Neue Durchdringungs-Ideen für die bKV
In der Krankenversicherung hebt die Gothaer insbesondere die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ins Rampenlicht. Gerade im Maklermarkt will das Unternehmen den Bereich forcieren. Und nach erfolgreicher Erprobung im eigenen Haus will man nun auch andere Unternehmen von der Idee sogenannter Einkaufsgemeinschaften überzeugen. Über eine elektronische Plattform sollen sich hier Mitarbeiter zusammenfinden. Das Ziel: eine höhere Durchdringung in den Unternehmen. (Lesen Sie auch: Gothaer: „Große Chancen im Kollektivgeschäft im Bereich BU und bKV“) Ohne relative Zahlen zu nennen erklärte Kurtenbach, dass 2016 das bisher erfolgreichste Jahr für die bKV gewesen sei: „Wir konnten namhafte Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, TÜV Rheinland und Lindt & Sprüngli als Kunden gewinnen.“ Auch insgesamt habe sich das KV-Neugeschäft im laufenden Jahr zudem im Aufwärtstrend gezeigt. Im Vergleich zum Vorjahr geht die Gothaer von einem Anstieg von 7,7% aus.
Start einer Cyberversicherung im Januar
Im Sachgeschäft der Gothaer sind die Bruttobeiträge 2016 gestiegen. Das Wachstum wird voraussichtlich 1,2% betragen, nach 5,95% und 5,3% in den Vorjahren. Thomas Leicht, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Allgemeine, der sich im zweiten Quartal 2017 aus dem Unternehmen zurückziehen wird, kündigt für Januar 2017 den Start einer Cyberversicherung an. Diese wird bausteinartig aufgebaut sein und sich an Unternehmen mit einem Umsatz von mindestens 5 Mio. Euro richten. Gleichzeitig plant die Gothaer zum zweiten Quartal die Einführung eines digitalisierten Gewerbeprodukts für kleine und mittelständische Unternehmen. Das Produkt ‚GewerbeProtect‘ soll die Position der Gothaer als Versicherer des Mittelstands weiter stärken.
Zudem gibt es eine neue Kooperation im Gewerbebereich. Die HUK-Coburg wird der Gothaer künftig als Tippgeber Gewerbekunden zuführen.
Kooperationen und Digitalisierung
Solche Modelle werden Schule machen, zeigt sich Konzernchef Eichmann überzeugt. „Wir sehen für die kommenden Jahre den Trend zu verstärkten Kooperationen zwischen Versicherern. Die Gothaer hat hier 2016 mit drei weiteren privaten Krankenversicherern mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens LM+ für das Leistungsmanagement im Bereich Krankenversicherung ein Zeichen gesetzt. Ein weiterer Meilenstein ist die gerade gestartete Kooperation mit der HUK im Gewerbegeschäft“, erläutert Eichmann dazu. 2017 wolle man zudem mit Hochdruck an der Umsetzung der Strategie „Gothaer 2020“ arbeiten. Zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die Digitalisierung gepaart mit einer Multikanalstrategie. So arbeitet die Gothaer an einer digitalen Integration von Kunden und Partnern und der Überarbeitung der Produktpalette hin zu digitalisierten Angeboten. (bh)
Foto: Pressekonferenz der Gothaer am 13.12.2016 (v.l.n.r.): Vorstandsmitglieder Harald Epple, Thomas Leicht, Michael Kurtenbach, Dr. Karsten Eichmann (Vorsitzender).
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