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25. August 2021
Die Immobiliengewinner und -verlierer der Pandemie

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Die Immobiliengewinner und -verlierer der Pandemie

Welche Bereiche sind eher schwierig?

Das sind zum einen Handelsimmobilien, zumindest abseits des Lebensmitteleinzelhandels. Während der Pandemie sind viele Händler aufgrund der Lockdowns arg gebeutelt worden. Einige haben es gar nicht überlebt. Mit der Wiedereinführung der Insolvenzpflicht droht hier zudem noch ein spannender Sommer. Der stationäre Handel geht durch eine Findungsphase. Einerseits möchten die Leute wieder in die Stadt zum Einkaufen. Andererseits sind sie es jetzt gewohnt, ihre Kleidung vermehrt online zu shoppen. Da geht es nicht nur um den Kaufvorgang an sich, sondern um das Gesamterlebnis. Viele Händler, aber auch viele Innenstädte sind diesbezüglich noch nicht so weit.

Welche Asset-Klassen haben sonst noch zu kämpfen?

Da sind natürlich auch Hotelimmobilien zu nennen. Während der Pandemie waren die meisten Hotels geschlossen. Der Drang zur Reise wird nach der Pandemie sicher anders aussehen, aber er wird wieder da sein. Hotels mit touristischem Aspekt, aber auch in großen Städten werden dann wieder ihre Daseinsberechtigung haben und sich berappeln. Berufliches Reisen wird anders wieder zurückkehren. Eine bestehende Beziehung lässt sich heute ganz gut digital pflegen. Ganz aufs Reisen können aber längst nicht alle verzichten. Der Aus- und Aufbau eines Netzwerks ist über Zoom, Teams & Co. nach wie vor fast nicht möglich.

Und wie sieht es mit den klassischen Büros aus? Die Home-Office-Pflicht ist ja Anfang Juli ausgelaufen. Kehrt hier bald wieder Normalität ein?

Der Drang ins Büro ist da und wird auch noch stärker wieder kommen. Home-Office ist eine schöne Sache, aber nicht für jeden. Nicht jeder hat daheim ein eigenes Zimmer zum Arbeiten. Allein schon das macht Home-Office zum Teil schwierig. Wenn sich dann noch schulpflichtige Kinder und ein Lebenspartner im Home-Office die Wohnung teilen, wird es noch schwieriger. Büro wird sich aber verändern. Ältere Gebäude in Randlagen, die die Anforderungen an Nachhaltigkeit und modernes Arbeiten nicht erfüllen, könnten es da schwieriger haben als moderne Büros in Top-Lagen.

Nachhaltigkeit ist auch auf der Investmentseite eines der wichtigsten Themen derzeit. Stellen Sie das auch fest?

Ja. Wir beschäftigen uns stark mit ESG-Themen. Immobilien tragen stark zum Energieverbrauch von Volkswirtschaften bei und dementsprechend wichtig ist der Umweltaspekt. Im Jahr 2020 haben wir die Anzahl unserer Anlagen mit einem Green-Building-Zertifikat auf 34% des verwalteten Vermögens (AUM) erhöht. Im Jahr 2019 waren es noch 31%. Wir sind auf einem kontinuierlichen Pfad zur CO2-Neutralität und planen, die Zertifizierung in diesem Jahr auf bestehende Objekte auszuweiten. Wir schauen uns kontinuierlich an, wo wir optimieren können.

Welche Unterschiede gibt es in Bezug auf die ESG-Strategie von M&G Real Estate im Vergleich zu anderen etablierten Immobilieninvestoren?

Wir beschäftigen uns neben dem E, also den Umweltthemen, von ESG auch mit dem S, also der sozialen Komponente von Immobilien. Hier geht es um den aktiven Dialog mit den Mietern, zum Beispiel wie ein modernes Büro gestaltet werden sollte, damit die Mitarbeiter sich wohlfühlen und motiviert an die Arbeit gehen. Dann stehen die Chancen gut, dass ein Unternehmen erfolgreich ist. Dann wiederum stehen die Chancen gut, dass Mieter langfristig in der Immobilie bleiben. Denn nichts ist für einen Vermieter teurer, als wenn er einen Mieter verliert.

 
Ein Interview mit
Thomas Kächele