Herr Dr. Christen, die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung rücken im Versicherungsmarkt immer näher zusammen. Wie sehen Sie das?
In der Tat beschäftigen sich viele Versicherungen aktuell mit dem Thema Nachhaltigkeit. Die Versicherungen möchten ihre Prozesse komplett digitalisieren und CO2-neutral machen. Dieser Bereich bietet viel Potenzial, weil jährlich Millionen von Dokumenten versendet werden müssen. Dazu gehören etwa Rechnungen, Wertbestätigungen, Policen und vieles mehr.
Könnten die Versicherer diese Unterlagen nicht einfach per E-Mail versenden?
Technisch gesehen schon. Die Unternehmen müssen sich aber aktuell mit den rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit der verschärften Datenschutzgesetzgebung beschäftigen. E-Mail-Versand ist unsicher und für sensible Informationen ungeeignet, weil er von Cyberkriminellen abgefangen werden kann. Zudem müssen die Unternehmen häufig eine sehr große Anzahl Dokumente austauschen, was über E-Mail-Programme aufwendig und unübersichtlich ist und zusätzliche Aufwände für die Kunden und die Versicherungsberater bedeutet.
Welche alternativen Möglichkeiten gibt es zum E-Mail-Versand?
Ideal sind digitale Postfächer, um die papierlose Übergabe von Dokumenten datenschutzkonform durchzuführen und den Kundinnen und Kunden die volle Kontrolle über die eigenen Daten zu ermöglichen. Mit diesem Thema hat sich 2017 auch schon der Europäische Gerichtshof befasst und dabei definiert, wie die digitale Zustellung geregelt sein muss.
Wie genau funktionieren denn diese Postfächer?
Digitale Postfächer ermöglichen es Versicherern, die Unterlagen ihren Kunden papierlos und verschlüsselt auszuliefern. Diese können die Dokumente anschließend einmalig ohne Log-in oder über das Portal mit Log-in einsehen. Der Vorteil dabei: Die Unterlagen werden den Kundinnen und Kunden übergeben und verlassen dabei den Zugriffsbereich der Versicherungen. Für Versicherungsgeschäfte wie zum Beispiel den Abschluss einer Kranken- oder Lebensversicherung bieten sich darüber hinaus verschlüsselte Austauschplattformen an, wobei strukturiert Dokumente angefordert und austauscht werden können. Dies schafft für beide Seiten eine Zeitersparnis bei der Administration, senkt die Portokosten und verbessert den Kundenservice.
Seite 1 Digitale Postfächer anstelle von Papierbergen
Seite 2 Wollen denn die Kunden aber überhaupt solche Lösungen?
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