Option 1: Unabhängig werden mit der eigenen Portfolioverwaltung
Sie ist der Goldstandard in puncto Unabhängigkeit, aber die Eintrittsbarrieren sind hoch: Wer eine eigene BaFin-Lizenz für Finanzportfolioverwaltung anstrebt, muss Kapital, Compliance-Kompetenz und Geduld mitbringen. Der Break-even liegt bei etwa 150 Mio. Euro verwaltetem Kundenvermögen. Für die meisten kleineren und mittelgroßen Vermittler ist dieser Weg wirtschaftlich nicht tragfähig.
Option 2: Selbstständig sein unter dem Schutz des Haftungsdachs
Schneller Marktzugang bei vollem regulatorischen Rückhalt. Der Vermittler wird zum vertraglich gebundenen Partner unter dem Lizenzschirm eines zugelassenen Instituts. Haftung, MiFID-Compliance, Reporting: All das übernimmt das Haftungsdach. Zudem bieten viele Haftungsdächer moderne White-Label-Lösungen für (digitale) Vermögensverwaltung, Modellportfolios und ESG-Strategien an. Der Vermittler behält die Kundenbeziehung, reduziert seinen Aufwand und bleibt vertriebsfokussiert.
Option 3: Effizienter arbeiten mit Maklerpool und Plattformstrategie
Maklerpools haben sich längst als Infrastrukturpartner etabliert. Sie bündeln Abwicklung, Research, Provisionsabrechnung, Tools und Services – teilweise inklusive angebundener Haftungsdächer. Insbesondere Pools mit starker Digitalplattform ermöglichen Vermittlern auch ohne eigene Lizenz, Modellportfolios und ETF-Lösungen effizient zu vertreiben.
Option 4: Von Tippgeber-Modellen profitieren
Die schlankste Form der Zusammenarbeit: Vermittler verweisen Kunden an eine lizenzierte Vermögensverwaltung und erhalten eine hohe Tippgeberprovision. Gerade in Kombination mit White-Label-Angeboten lässt sich so ein hochwertiger Vermögensverwaltungsservice anbieten – ohne regulatorische Eigenlast. Der Vermittler bleibt erster Ansprechpartner, die operative Umsetzung erfolgt im Hintergrund.
Wer Zukunft will, muss Entscheidungen treffen
Die Spielregeln im Finanzvertrieb verändern sich radikal. Wer weiterhin ausschließlich auf persönliche Beratung setzt, ohne digitale und regulatorisch entlastende Komponenten zu integrieren, wird mittelfristig vom Markt gedrängt; nicht durch „Big Tech“, sondern aufgrund mangelnder Effizienz, ungünstiger Kostenstruktur und Nichterfüllung der Kundenerwartung.
Die gute Nachricht: Der Zeitpunkt für strategische Neupositionierung war selten besser: Die Nachfrage nach unabhängiger Beratung ist hoch, der Wunsch nach digitalen Lösungen wächst und die technischen Möglichkeiten sind da. Wer jetzt die Stellschrauben neu justiert – ob über Plattformpartnerschaften, Haftungsdächer oder moderne Portfoliolösungen –, kann sich nicht nur absichern, sondern im veränderten Marktumfeld gezielt wachsen.
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