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18. August 2021
Flutkatastrophe: Versicherer zahlen 700 Mio. Euro an Vorschüssen

Flutkatastrophe: Versicherer zahlen 700 Mio. Euro an Vorschüssen

Infolge der Flutkatastrophe haben die Versicherer bislang Vorschüsse von rund 700 Mio. Euro an ihre Kunden geleistet. Laut GDV hat sich die Zahl der gemeldeten Schäden unterdessen auf rund 190.000 erhöht. Trotz hoher Schadensummen sieht die BaFin die Versicherer bislang nicht in ihrem Bestand gefährdet.

Die verheerende Flutkatastrophe infolge des Unwetters Bernd wird für etliche Versicherer zum teuersten Schadenereignis in der Geschichte, so beispielsweise bei der Provinzial (AssCompact berichtete) oder auch der R+V (mehr dazu hier). Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) e. V. hatte eine erste Prognose der Schäden kurze Zeit später nach oben korrigiert. Nach bisheriger Schätzung erwartet die deutsche Versicherungswirtschaft einen versicherten Gesamtschaden von 4,5 Mrd. bis 5,5 Mrd. Euro. „Wir rechnen aber inzwischen damit, dass sich die Schadensumme wohl eher um den oberen Rand unserer Schätzung bewegen wird“, sagte der GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen, als er ein Update mit neuen Zahlen bekannt gab.

Rund 190.000 gemeldete Schäden

Demnach haben die Gesellschaften rund einen Monat nach der Flutkatastrophe bislang rund 700 Mio. Euro an ihre Kunden ausgezahlt. Davon entfallen gut 500 Mio. Euro auf Schäden im privaten Bereich wie Wohngebäude, Hausrat und Kraftfahrzeuge sowie knapp 200 Mio. Euro auf gewerbliche Risiken. „Insgesamt rechnen wir für den privaten und gewerblichen Bereich mit etwa 190.000 Schadenfällen“, so Asmussen. Mit 160.000 handelt es sich in der überwiegenden Mehrheit um Schäden im privaten Bereich.

Mehrzahl der schweren Schadenereignisse in Rheinland-Pfalz

Für die einzelnen betroffenen Bundesländer ergibt sich folgendes Bild: Nordrhein-Westfalen war laut GDV mit rund 135.000 Schadenfällen betroffen, davon 21.000 gewerbliche Risiken. Hier zahlten die Versicherer Vorschüsse in Höhe von knapp 400 Mio. Euro, davon gut 100 Mio. Euro für gewerbliche Risiken. In Rheinland-Pfalz wurden rund 33.000 Schäden verzeichnet, davon 4.000 gewerbliche Risiken. Die Gesellschaften leisteten hier Vorschüsse in Höhe von 275 Mio. Euro, davon entfallen knapp 70 Mio. Euro auf gewerbliche Risiken. Dies belege dem GDV zufolge, dass sich die Mehrzahl der schweren Schadenereignisse in Rheinland-Pfalz ereignet haben dürfte. Die übrigen rund 20.000 Schadenfälle erstrecken sich vor allem auf Bayern und Sachsen.

Schnelle Hilfe für Kunden

Zur Praxis der Schadenregulierung in den Flutgebieten betonte der GDV-Hauptgeschäftsführer, dass die Schadenaufnahme und schnelle Erstzahlungen derzeit Vorrang hätten, um Betroffenen schnell zu helfen. Die Höhe des Vorschusses richte sich nach dem Bedarf der Betroffenen und werde aufgrund des Schadenbilds oder der Schadenschilderung ermittelt. Geschätzt würden beispielsweise Kosten für Erstmaßnahmen oder sonstige Kosten wie eine Hotelunterbringung. Deshalb seien die Vorschüsse bei größeren Schäden in der Regel deutlich fünfstellig.

Verbreitung der Elementarversicherung erhöhen

„Die zeitnah geleistete hohe Summe an Vorschusszahlungen bei dieser großen Zahl an Fällen zeigt die Leistungsfähigkeit privater Versicherungen bei solchen Katastrophen“, unterstrich Asmussen. Grundsätzlich habe die Flut erneut vor Augen geführt, wie wichtig eine Absicherung gegen Naturgefahren wie Starkregen und Überschwemmung sei. Es gelte nun auch jene zu erreichen, die trotz der jüngsten Flutkatastrophe nicht glauben wollen, dass Naturgefahren jeden treffen können.

Auch BaFin-Chef empfiehlt Versicherungsschutz zu überprüfen

Die Flutkatastrophe war auch Thema im aktuellen BaFin-Journal. In einem Interview empfiehlt Dr. Frank Grund, der Exekutivdirektor der BaFin, Hausbesitzern, die Überflutungen zum Anlass zu nehmen, über ihren Versicherungsschutz nachzudenken. „Wer eine Wohngebäude- und Hausratversicherung abgeschlossen hat, sollte prüfen, ob sie einen entsprechenden Schutz bietet. Gewerbetreibende sollten außerdem schauen, ob ihre Betriebsunterbrechungsversicherung im Fall der Fälle greift“, so Grund im Interview.

Schlimmstenfalls rund 5,7 Mrd. Euro an Schäden

Zur Höhe der Schäden hat die BaFin eine Befragung von rund 150 deutschen Schaden- und Unfallversicherern sowie 28 Rückversicherern durchgeführt und nach der erwarteten Schadenbelastung im Worst Case gefragt. Nach einer ersten Einschätzung der Erstversicherer sei im schlimmsten Fall von rund 5,7 Mrd. Euro auszugehen, wovon etwa 4 Mrd. Euro rückversichert sind.

Dr. Frank Grund sieht derzeit Versicherer nicht im Bestand gefährdet

Bei den Schaden- und Unfallversicherern seien laut Grund zwar regionale Unterschiede zu beobachten, bislang lasse sich aber ablesen, dass keine Bestandsgefährdungen drohen würden, und zwar weder bei den Schaden- und Unfallversicherern noch bei den Rückversicherern. (tk)

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Bild: Bad Neuenahr-Ahrweiler © GDV