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17. Februar 2020
Geschäftsinhaltsversicherung: „Schadeneintritt ist Moment der Wahrheit“

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Geschäftsinhaltsversicherung: „Schadeneintritt ist Moment der Wahrheit“

Vor Kurzem hat der GDV erst wieder auf die unterschätzte Gefahr von Wetterextremen hingewiesen. Wie sieht es mit der Absicherung von Naturgefahren im Rahmen der Geschäftsinhaltsversicherung aus?

Christopher Krahforst: Wetterextreme können zu hohen finanziellen Schäden führen. Aber auch für dieses Risiko gibt es Versicherungsschutz. Bisher war die Absicherung von Überschwemmungs- oder Starkregenereignissen mit hohen Selbstbeteiligungen verbunden. Hier bieten wir mit der sogenannten flexiblen Selbstbeteiligung eine attraktive Lösung, die auch zum Wegfall der Selbstbeteiligung führen kann.

Wie darf man sich das vorstellen?

Christopher Krahforst: Mit der flexiblen Selbstbeteiligung erhält der Kunde im Schadenfall einen Bonus für schadenfreie Jahre, das heißt, die vereinbarte Selbstbeteiligung reduziert sich für ein Jahr Schadenfreiheit um 20%. Mit Beginn des sechsten schadenfreien Jahres entfällt die flexible Selbstbeteiligung. Nachdem ein ersatzpflichtiger Versicherungsfall eingetreten ist, erhöht sich die flexible Selbstbeteiligung wieder auf den ursprünglich vereinbarten Betrag – wahlweise 500 oder 1.000 Euro. Anschließend reduziert sie sich nach Ablauf jedes darauffolgenden schadenfreien Jahres in gleicher Weise.

Sie bieten Gewerbeversicherungen wie die Cyberversicherungen zum Online-Abschluss sowie über Makler an. Geht der Trend zum Direktabschluss – auch oder gerade im Gewerbegeschäft?

Mathias Scheuber: Der Online-Markt in der Gewerbeversicherung entwickelt sich rasant. Vor allem jüngere Kunden sind bereit für den digitalen Vertrieb von Versicherungsprodukten. Ich gehe davon aus, dass auch gewerbliche Versicherungen künftig immer häufiger online abgeschlossen werden. Entscheidend hierfür ist, dass die Produkte einfach und verständlich sind. Für viele Kunden ist aber weiterhin der persönliche Kontakt entscheidend. Daher wird der klassische Vertriebsweg in den nächsten Jahren der Hauptvertriebsweg bleiben.

Gute Beratung und passende Produkte sind das eine, doch am Ende muss auch die Schadenregulierung stimmen. Wie sehen Sie die ERGO Versicherung AG hier aufgestellt?

Mathias Scheuber: Der Schadeneintritt ist in der Kundenbeziehung der Moment der Wahrheit. Daher ist es unser Ziel, Prozesse vom Kundenwunsch aus – dazu zählen auch Vermittler – zu entwickeln. Im Rahmen der End-to-End-Digitalisierung überarbeiten wir unsere Prozesse, das heißt vom ersten Kontakt bis zum Abschluss des Kundenanliegens. Wir reduzieren die Komplexität, vereinfachen die Prozesse für die Kunden und lassen unnötige Prozessschritte aus. Grundlage für diese neuen Prozesse sind dabei auch vereinfachte Produkte, die eine konsequente Digitalisierung maßgeblich unterstützen. Zudem stellen wir Lösungen für die Angebots- bzw. Antragsstrecken und wichtige Betriebsgeschäftsvorfälle zur Verfügung, zum Beispiel Online-Rechner in den Sparten Sach, Haftpflicht, Cyber und Kaution. Die BiPRO-Standards werden den Maklern sukzessive zur Verfügung gestellt.

Worin sehen Sie die größten Trends für das Schadenmanagement in den kommenden Jahren?

Mathias Scheuber: Aufgrund veränderten Kundenverhaltens wird auch in Zukunft massiv in den Ausbau digitaler Technologien investiert. Ziel muss es sein, die gesamte Wertschöpfungskette zu digitalisieren, um den Schadenregulierungsprozess insgesamt zu beschleunigen. Auch die Versicherer profitieren von diesen Wirkungshebeln. Die durch die neuen Methoden und Technologietrends erzielte Schnelligkeit, Nachvollziehbarkeit und Effizienz schafft ein völlig neues Kundenerlebnis. Und ein sehr guter Schadenprozess ist essenziell, um die Kundenbeziehung nachhaltig zu sichern.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2020 auf Seite 36f. und in unserem ePaper.

Bild oben: © Blue Planet Studio – stock.adobe.com

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Ein Artikel von
Mathias Scheuber
Christopher Krahforst