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2. Juli 2023
Hartnäckige Inflation: Kommen noch höhere Leitzinsen?

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Hartnäckige Inflation: Kommen noch höhere Leitzinsen?

Die Inflation bleibt unverändert hoch. Nun gesteht die EZB Fehler bei ihren Inflationsprognosen in der Vergangenheit ein und kündigt weitere Zinsschritte an. Die Versicherer kann es freuen, denn sie gelten als einer der Profiteure des Zinsanstiegs. Doch wie beurteilen Chefökonomen von Versicherern die Situation? Und was bedeutet das für die Dynamik bei Inflation und Zins?

Der Preisauftrieb hierzulande wird nicht nachlassen. Im Gegenteil: Die aktuelle Schätzung des Statistischen Bundesamtes für den Monat Juni musste sogar wieder etwas nach oben auf 6,4% korrigiert werden. Insgesamt gehen die jüngsten Prognosen für das Jahr 2023 von einem Preisanstieg von etwa 6% aus – nachdem bereits 2022 die Preise um 7,9%, 2021 um 3,1% gestiegen waren. Doch gewiss ist das keineswegs, zu unsicher ist dafür die gegenwärtige geopolitische Lage.

Hohe Geschwindigkeit bei Leitzinserhöhungen

Deutschland und die Eurozone insgesamt werden nach Einschätzung der Chefvolkswirte großer Versicherer auch noch längere Zeit mit stark steigenden Preisen leben müssen. „Die Inflation bleibt ein hartnäckiges Thema für 2023 und 2024“, sagte Michael Menhart, Chefvolkswirt der Munich Re, auf einer Webkonferenz des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV). „Wir haben erst die erste Runde der Überwälzung bei den Energiepreisen gesehen“, ergänzte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz.

Die dynamische Lage bei den Preisen hat zu einer abrupten Zinswende an den internationalen Finanzmärkten geführt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins binnen eines Jahres von 0% auf 4% angehoben. So schnell wie noch nie und der höchste Stand seit Juli 2008 (AssCompact berichtete). Auch in anderen bedeutenden Währungsräumen wie in den USA oder in Großbritannien schnellten die Leitzinsen rasant nach oben. Erst vor wenigen Tagen hatte die Bank of England den Leitzins überraschend stark um weitere 0,5 Prozentpunkte auf nun 5% erhöht.

EZB gesteht Fehler bei Inflationsprognose ein

Doch wie könnte es bei der weiteren Entwicklung der maßgebenden Leitzinsen nun weitergehen? Nach Einschätzungen von Notenbankern und Chefvolkswirten bei Versicherern werden weitere Zinserhöhungen anstehen. So trafen sich in dieser Woche die mächtigsten Notenbankchefs im portugiesischen Ferienort Sintra zum EZB-Forum, um über die Bekämpfung der Inflation zu beraten. Anwesend waren Federal-Reserve-Chef Jerome Powell, EZB-Präsidentin Christine Lagarde, der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, und der neue Chef der Bank von Japan, Kazuo Ueda.

„Wir müssen noch mehr tun, wir werden beim nächsten Treffen im Juli den Leitzins wahrscheinlich erneut erhöhen“, sagte etwa EZB-Chefin Lagarde gegenüber anwesenden Medienvertretern. Erst im Jahr 2025, so die EZB-Prognose, würde sich die Teuerungsrate wieder beim Inflationsziel von rund 2% einpendeln. „Das anfängliche Gefühl, der Preisanstieg sei vorübergehend und wir als Zentralbank sollten daher nicht überreagieren, war falsch. Aber wir haben unsere Lektion gelernt, wie man an der Reaktion der EZB sieht“, wird die EZB-Präsidentin weiter zitiert.

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