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21. Januar 2022
Immobilienfonds: ESG als aktuell größter Trend

Immobilienfonds: ESG als aktuell größter Trend

Die Offenlegungsverordnung ist seit März 2021 in Kraft und bereits rund zwei Drittel aller offenen Immobilien-Publikumsfonds sind als Artikel-8-Fonds klassifiziert, wie die INTREAL mitteilt. Geschäftsführer Michael Schneider sieht ESG aktuell als größten Trend in der Immobilienfondsbranche.

Rund 68,8% und damit mehr als zwei Drittel aller offenen Immobilien-Publikumsfonds sind laut der auf den Immobilienbereich spezialisierten Kapitalverwaltungsgesellschaft INTREAL inzwischen als Artikel-8-Fonds gemäß EU-Offenlegungsverordnung eingestuft. Sie gelten damit als „light green“. Gemessen am Nettofondsvermögen entspricht dies 76,9 Mrd. Euro vom Vermögen aller Fonds zusammen, das sich insgesamt auf 111,8 Mrd. Euro beläuft.

Rund ein Drittel der Fonds berücksichtigt ESG-Kriterien nicht

Betrachtet man die Anzahl der Vehikel, entsprechen 15 von insgesamt 26 Fonds dieser Nachhaltigkeitskategorie, wie INTREAL weiter ausführt. Rund ein Drittel der Fonds, also elf von 26, entfällt aktuell noch auf Artikel-6-Fonds und verfolgt noch keine Nachhaltigkeitsziele. Artikel-8-Fonds, auch „ESG-Strategiefonds“ oder „light green“  genannt, berücksichtigen dagegen ESG-Kriterien systematisch in der Anlageentscheidung. Sie formulieren eine Investmentstrategie, die offenlegen muss, wie der Fonds die ökologischen und sozialen Eigenschaften erreicht.

Die höchste Nachhaltigkeitskategorie stellen Artikel-9-Fonds bzw. Impact-Fonds dar, die anders als Artikel-8-Fonds primär ESG-Ziele berücksichtigen. Davon gibt es INTREAL zufolge derzeit aber noch keine.

ESG-Klassifizierung im Vertrieb immer entscheidender

„Der größere Teil der Anbieter von Publikumsfonds hat seit Inkrafttreten der Offenlegungsverordnung am 10.03.2021 seine Anlagestrategie um Nachhaltigkeitsgesichtspunkte ergänzt. Die Klassifizierung als Fonds, der auch ESG-Kriterien verfolgt, wird aus Vertriebsgesichtspunkten immer wichtiger und der Wettbewerbsdruck steigt. Ich gehe daher davon aus, dass die elf verbleibenden Fonds relativ bald nachziehen werden“, sagt Hannah Dellemann, ESG-Beauftragte der INTREAL. Die Immobilienfonds seien mit einem Anteil von fast 70% deutlich weiter als die Gesamtheit aller Publikumsfonds, so Dellemann.

Häufige Nachhaltigkeitsziele der Fonds

Doch welche ESG-Ziele verfolgen die Fonds? Laut Dellemann legen die Gesellschaften als Ziele meist die Verringerung von CO2-Emissionen oder des Energieverbrauchs fest. Als weiteres Beispiel nennt Dellemann die Erreichung der Klimaneutralität des Bestands bis zum Jahr 2045.

ESG aktuell größter Trend

„ESG ist aktuell der größte Trend in der Immobilienfondsbranche. Die ausgeführten Zahlen zeigen, dass der ESG-Zug die Publikumsfonds voll erfasst hat“, unterstreicht Michael Schneider, Geschäftsführer der INTREAL. Im Spezialfonds-Bereich sei eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. In beiden Segmenten habe sich der Artikel-8-Fonds als Standard etabliert. „Unter den offenen Immobilien-Spezialfonds sehen wir bereits erste Impact-Fonds am Markt. Wann und ob es auch unter den offenen Publikumsfonds Impact-Fonds geben wird, ist derzeit für mich noch nicht absehbar. An Impact-Fonds sind hohe Hürden gestellt. Innerhalb der stark regulierten Publikumsfonds mit den strengen Regeln zu Risikostreuung und Leverage ist das meiner Meinung nach nur schwer darstellbar“, so Schneider weiter.

Artikel-8-Plus-Fonds ab August

Laut INTREAL kommen auf die bislang gemäß Artikel 8 qualifizierten Publikumsfonds aber bald neue Herausforderungen zu: Ab August müssen die Anbieter ihre Fonds als sogenannte Artikel-8-Plus-Fonds klassifizieren, denn im Rahmen der MiFID-II-Novelle findet das Thema ESG auch Eingang in den Vertrieb bzw. die Anlageberatung. „Dazu muss – im Rahmen der Zielmarktbestimmung – geprüft werden, ob die Nachhaltigkeitsziele des Kunden und die Nachhaltigkeitsparameter eines Fondsanteils zusammenpassen“, erläutert Schneider. (tk)

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