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13. Oktober 2022
Kapitalmärkte: Die Deglobalisierung wird kommen

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Kapitalmärkte: Die Deglobalisierung wird kommen

Was für eine Welt erwartet uns geostrategisch in den kommenden Jahren?

Wir gehen davon aus, dass wir einen Eisernen Vorhang 2.0 bekommen. Die Welt wird sich aufteilen zwischen dem Westen – hauptsächlich bestehend aus den USA und Europa – und dem Osten, der hauptsächlich von China dominiert werden wird. Zur Einflusssphäre Chinas wird dann auch der Vasallenstaat Russland gehören. Putin ist definitiv Juniorpartner in dieser Konstellation – mehr nicht. Und Europa wird von dieser Aufteilung besonders hart getroffen werden, denn sie bedroht massiv unser Geschäftsmodell. Gerade für Deutschland – selbst wenn wir mittlerweile nicht mehr Exportweltmeister sind – ist der globale Handel extrem wichtig.

Wenn die Musik künftig in den USA und China spielt und Europa in vieler Hinsicht eine schlechte Ausgangslage hat, sollten Anleger ihr Geld dann nicht hauptsächlich auf die aufstrebende Volksrepublik und die weiterhin mächtigen USA setzen?

Die USA sind zweifellos weiterhin attraktiv. Zu China hingegen: Wenn Anleger Werte wie Nachhaltigkeit, Menschenrechte und Demokratie hochhalten wollen, haben sie in China nichts zu suchen – ebenso wenig wie in Russland. Als die Ukraine von Putin und seinen Truppen überfallen wurde, haben uns viele unserer Kunden gefragt, wie wir nun mit den russischen Positionen im Portfolio umgehen. Wir hatten aber gar keine. In so ein Rechts- und Politiksystem zu investieren, konnten wir unseren Kunden nicht zumuten.

Und wie ist das in Bezug auf China im Portfolio von Flossbach von Storch?

In China waren die Missstände lange nicht so offensichtlich wie in Russland. Bis zur Präsidentschaft von Xi Jinping hatte sich China deutlich in Richtung westliches Wertesystem entwickelt. Davon ist heute nicht mehr viel übrig – spätestens seit der Aufdeckung des Umgangs mit der Minderheit der Uiguren besteht daran kein Zweifel mehr. Ich beschäftige mich auch persönlich sehr intensiv mit China, ich liebe die chinesische Kultur und spreche auch die Sprache ein bisschen. Nichtsdestotrotz war ich immer sehr vorsichtig, was Investments in China betrifft. Wir haben das Gewicht chinesischer Titel in unseren Portfolios mittlerweile auch deutlich reduziert.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 10/2022, S. 56 f., und in unserem ePaper.

Bild: Philipp Vorndran, Flossbach von Storch

 
Ein Interview mit
Philipp Vorndran