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11. Oktober 2023
Klimawandel und Extremwetter: Wie gefährdet sind Wohngebäude?

Klimawandel und Extremwetter: Wie gefährdet sind Wohngebäude?

In einer aktuellen Studie zum Thema „Klimawandel und Extremwetterereignisse – Schadenentwicklung und Anforderungen an Wohngebäude“ befassen sich die VHV, der BSB und das IFB mit der Gefährdung durch Extremwetterereignisse. Zudem werden Maßnahmen zur Verhinderung von Schäden vorgeschlagen.

Die VHV Allgemeine Versicherung AG (VHV) und der Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB) hat das Institut für Bauforschung (IFB) beauftragt, eine Studie zum Thema „Klimawandel und Extremwetterereignisse – Schadenentwicklung und Anforderungen an Wohngebäude“ durchzuführen. Sie beschreibt die grundsätzliche Gefährdung durch Extremwetterereignisse anhand der vom Gesamtverband der Versicherer (GDV) erfassten Schadendaten der Wohngebäude- und Elementarversicherung.

Entwicklung von Schadenhäufigkeit und Schadenaufwand

Auf Basis der VHV-Elementarschadenstatistik mit über 100.000 Schäden wurde zudem untersucht, wie sich die unterschiedlichen Extremwetterereignisse im Zeitraum von 2002 bis 2022 nach Schadenhäufigkeit und Schadenaufwand (Daten aus der Gebäudeversicherung) entwickelt haben. In einer separaten Analyse wurde die wetterbedingte Gefährdung von Bauprojekten während der Bauphase auf der Basis von VHV-Daten der Bauleistungsversicherung im Zeitraum 2014 bis 2022 untersucht.

Zunehmende Anzahl von Schadenfällen durch Extremwetterereignisse

 

Klimawandel und Extremwetter: Wie gefährdet sind Wohngebäude?

 

Bei den untersuchten Schadenfällen wurde im Verlauf von 2002 bis 2022 eine durchschnittliche Schadenhäufigkeit von rund 4.900 Schäden festgestellt. In der ersten Dekade 2002 bis 2011 wurde der Mittelwert nur in drei Jahren überschritten. In der Dekade ab 2012 jedoch lag die Anzahl der Schäden nur in drei Jahren unter diesem Mittelwert. Daher wird von einer zunehmenden Anzahl von Schadenfällen durch Extremwetterereignisse ausgegangen.

Häufigste Schäden: Sturm, aber teuerste Schäden: Blitzschlag und Überspannung

 

Klimawandel und Extremwetter: Wie gefährdet sind Wohngebäude?

 

Der Studie zufolge lautet die Ursache für die Mehrheit der gemeldeten Schäden mit über 65% Sturm. Mit rund 15% folgt Hagel. Die Ursachen für die aufwändigsten Schäden sind allerdings Blitzschlag und Überspannung sowie lokale Überflutungen, Rückstau und auch wieder Hagel.

„Auch kleinere Maßnahmen können viel bewirken“

„Jeder Bauherr und jeder Immobilieneigentümer sollte sich hinsichtlich des Risikos von Extremwetterereignissen an seinem Standort beraten lassen, entsprechende Anpassungen bei der Planung oder am Gebäude vornehmen und so Schäden vermeiden. Auch kleinere Maßnahmen können viel bewirken“, so Dr. Sebastian Reddemann, Sprecher des Vorstandes der VHV Allgemeine Versicherung AG. „Eine Elementarschaden- oder Bauleistungsversicherung ist ein wichtiger Baustein des Risikomanagements im Umgang mit Naturgefahren – am besten in Kombination mit der eigenen Risikoanalyse und Risikobewertung sowie entsprechenden Maßnahmen.“

Maßnahmen, um Schäden zu verhindern

Darüber hinaus werden Maßnahmen für Bauherren und Immobilienbesitzer vorgeschlagen, um Schäden zu verringern oder zu verhindern, z. B. fehlende oder beschädigte Dachziegel zu ersetzen, ein Blitzschutzsystem zu installieren oder Rückstausicherung bzw. Abwasserhebeanlagen bei Hausanschlüssen unterhalb der Rückstauebene.

In Bauphase: Über 90% der Schäden durch Niederschläge, Hochwasser und Sturm

In der Bauphase sind mehr als 90% der im Zeitraum von 2014 bis 2022 von privaten Bauherren gemeldeten Schäden durch Niederschläge/Hochwasser (55,8%) und Sturm (34,5%) entstanden. Die übrigen Schäden (ca. 10% der Schadenfälle) hatten Frost (4,0%), Hagel (2,8%) und Schneedruck (2,1%) und vereinzelt auch Erdrutsch und Blitzschlag (jeweils 0,4%) als Ursache.

Maßnahmen beim Planen und während der Bauphase

Es wird in der Studie außerdem darauf hingewiesen, dass die Beschaffenheit von Materialien, Bauteilen und Gebäuden im Bauprozess naturgemäß nicht der vertraglich vereinbarten Beschaffenheit oder Qualität entspreche, weshalb (noch) nicht alle notwendigen Eigenschaften vorhanden seien. Daher können Extremwetterereignisse in der Bauphase erhebliche Schäden verursachen. Im Bauprozess seien folglich entsprechende Präventions- und Schutzmaßnahmen erforderlich, die bei der Planung und Bauvorbereitung mitgedacht, geplant, kalkuliert, ausgeführt und überprüft werden müssen, heißt es weiter. Als Maßnahmen beim Planen und während der Bauphase werden u. a. eine an Hagel- und Sturmrisiken angepasste Bauplanung oder eine temporäre Regenwasserableitung vorgeschlagen. In der Studie findet sich zudem ein Überblick über alle Maßnahmen.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden (ganz nach unten scrollen zu „Publikationen zum Download“, dann „VHV Allgemeine“ anklicken und zu IFB-Studie Klimawandel und Extremwetterereignisse 2023 gehen). (lg)

Bild: © Usman – stock.adobe.com; Grafiken: © VHV