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29. September 2025
Kündigungswelle bei Riester-Rente, Reformen lassen sich Zeit
Kündigungswelle bei Riester-Rente, Reformen lassen sich Zeit

Kündigungswelle bei Riester-Rente, Reformen lassen sich Zeit

Bei der Riester-Rente rollt eine Kündigungswelle: Das Vertrauen der Sparer schwindet, während politische Reformen weiter auf sich warten lassen. Gleichzeitig dreht sich die Debatte vor allem um die Frühstart-Rente, die Altersvorsorge darüber hinaus gerät aus dem Blick.

Der Reformdruck auf die Bundesregierung nimmt weiter zu, und das betrifft auch die private Altersvorsorge. Auch Versicherungswirtschaft und Versicherungsvermittler warten gespannt auf die Einführung einer modernen, staatlich geförderten Altersvorsorge oder noch besser auf die Reform der Riester-Rente. Doch der angekündigte „Herbst der Reformen“ verliert zunehmend an Schwung: Sowohl Finanz- als auch Versicherungsbranche zweifeln mittlerweile daran, dass es zu einer schnellen Umsetzung kommen wird. Gleichzeitig wird aber viel über die geplante Frühstart-Rente für Kinder diskutiert. Kritiker bemängeln jedoch, dass sie kaum ausreichen wird, um die Rentenlücke zu schließen, und dass ihre Wirkung erst in einigen Jahren spürbar wäre. Auch Erwachsene müssten deutlich bessere Möglichkeiten haben, eigenständig fürs Alter vorzusorgen.

Riester auf dem Rückzug: Kündigungen erreichen Rekordzahlen

Unterdessen schwindet zunehmend das Vertrauen vieler Riester-Sparer in ihre Altersvorsorgeverträge. Immer mehr entscheiden sich zur Kündigung. Allein von Januar bis August 2025 wurden fast 220.000 Verträge aufgelöst, wie aktuelle Recherchen des Informationsportals Finanztip zeigen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte 2025 zu einem traurigen Rekordjahr für die Riester-Rente werden, warnt Saidi Sulilatu, Chefredakteur von Finanztip. Insgesamt seien über die Jahre bereits 5 Millionen Verträge gekündigt worden.

Nach ihrer Einführung im Jahr 2002 stieß die Riester-Rente nach Anlaufschwierigkeiten auf großes Interesse bei den Sparern. Doch dieses ließ im Laufe der Niedrigzinsphase und aufgrund der Diskussion um hohe Vertragskosten deutlich nach. Seit 2017 ist die Zahl der Riester-Verträge kontinuierlich zurückgegangen. Ende 2024 zählte die Statistik des Bundesarbeitsministeriums noch knapp 15 Millionen Verträge, davon etwa 10 Millionen Versicherungsverträge.

Mehr Flexibilität, Transparenz und Einfachheit für Sparer

Finanztip fordert eine grundlegende Modernisierung. Die Produkte müssten deutlich kostengünstiger, transparenter und flexibler werden. Statt starrer Garantien, die Renditechancen verhindern, sollten Sparer wählen können, ob sie lieber sichere oder renditestärkere Varianten nutzen wollen. Auch die Auszahlung müsste an moderne Lebensrealitäten angepasst werden: Teilbeträge vor Rentenbeginn, einmalige Auszahlungen zum Start der Rente oder die Vererbbarkeit des Restkapitals wären notwendig, um die eigene Vorsorge wirklich nutzbar zu machen. Darüber hinaus plädiert Finanztip für ein Opt-out-System, bei dem jeder automatisch in die geförderte Vorsorge einbezogen wird, ohne dass man sich selbst darum kümmern muss. Und schließlich müsste die steuerliche Förderung klar, verständlich und unkompliziert gestaltet sein.

Frühstart-Rente als Einstieg

Reformvorschläge für die staatlich geförderte Altersvorsorge gibt es jedoch zuhauf, während die politische Umsetzung weiter auf sich warten lässt. Vorläufig springt die Finanz- und Versicherungswirtschaft auf den Zug der Frühstart-Rente auf: So hat der GDV kürzlich einen digitalen Frühstart-Rechner bereitgestellt, mit dem sich modellieren lässt, wie sich die Frühstart-Rente unter verschiedenen Annahmen entwickeln könnte. Nutzer können beispielsweise simulieren, welchen Einfluss private Zuzahlungen oder die Fortführung ab 18 Jahren auf das spätere Altersvorsorgekapital haben.

Doch auch bei der Frühstart-Rente steht die endgültige Ausgestaltung noch aus. Bis die Reformen an den Start gehen, bleibt eigentlich nur eines: nicht abzuwarten, sondern die eigene Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen und die Vorsorge nicht weiter aufzuschieben. (bh)

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