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28. März 2022
Lebenserwartung: Schätzungen stecken in den 1970ern fest

Lebenserwartung: Schätzungen stecken in den 1970ern fest

Weil viele Menschen zur Einschätzung der aktuellen Lebenserwartung die Biografien ihrer Großeltern heranziehen, hat das angenommene Höchstalter wenig mit der Realität zu tun. Richtig liegen die meisten jedoch bei den Einflussfaktoren für ein hohes Alter. Das ergibt eine Umfrage der Initiative „7 Jahre länger“.

Die Einschätzung der Deutschen zur Lebenserwartung hinkt der Realität um Jahrzehnte hinterher. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Initiative „7 Jahre länger“, die vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) e. V. getragen wird, schätzen sie die mittlere Lebensdauer von heute geborenen Mädchen auf 85 und von Jungen auf rund 81 Jahre – ein Niveau, das allerdings bereits Anfang der 1970er-Jahre erreicht war. Tatsächlich können Neugeborene mit 93 (Mädchen) bzw. gut 90 Jahren (Jungen) rechnen.

Biografien von Eltern und Großeltern sind falsche Bezugsgrößen

Einen Grund dafür, dass die Fortschritte in der Lebenserwartung noch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen seien, sieht GDV-Geschäftsführer Peter Schwark in falschen Bezugsgrößen. So würden viele die Lebenserwartung anhand der Biografien ihrer Eltern oder Großeltern abschätzen. Solche Vergleiche führten jedoch in die Irre. „Jede Generation lebt im Schnitt etwa fünf Jahre länger als die vorherige“, betont Schwark.

Der Umfrage zufolge fällt es den Deutschen auch schwer, den Zugewinn an Lebenszeit seit 1950 richtig abzuschätzen. Dieser liegt bezogen auf beide Geschlechter bei rund 16 Jahren. Doch nur 9% der Befragten wählten auf einer sechsteiligen Skala die richtige Spanne aus. Mit je einem Viertel der Antworten bezifferten die meisten Umfrageteilnehmer den Zugewinn auf eine Spanne von sieben bis neun oder zehn bis zwölf Jahren.

Die Chancen von Neugeborenen auf einen 100. Geburtstag stufen die meisten Deutschen ebenfalls falsch ein: Von den Mädchen erreichen ihn nach Ansicht der Befragten 13%, tatsächlich kann aber fast jede Vierte (24%) darauf hoffen. Bei den Jungs sind es immerhin 17%, die Befragten trauen es aber nur 9% des Jahrgangs zu.

Richtige Einschätzung von Einflussfaktoren

Richtig liegen dagegen die meisten Deutschen mit ihrer Einschätzung, dass ein hohes Alter vor allem von einem selbst abhängt. Knapp zwei Drittel der Befragten sehen den Lebensstil als stärksten Einflussfaktor für die Lebenserwartung, nur gut ein Drittel hält die genetischen Voraussetzungen für entscheidender. Ebenso richtig sind die Beurteilungen der Folgen von Corona auf die allgemeine Lebenserwartung: Acht von zehn Befragten sind der Ansicht, dass Corona keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Sterblichkeit hat, 15% glauben an einen erheblichen Einfluss der Pandemie.

Über die Initiative

„7 Jahre länger“ ist eine Initiative der Deutschen Versicherer. Sie soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Menschen immer älter werden und länger fit bleiben. Die Initiative will einen gesellschaftlichen Dialog darüber führen, wie man das Beste aus den gewonnenen Jahren machen kann: www.7jahrelaenger.de (ad)

Bild: © Hyejin Kang – stock.adobe.com