Stille Lasten wirken verbesserter Solvenzlage entgegen
Die Zinswende hat aber auch für die Bilanzsituation der Lebensversicherer Folgen. Mit Blick auf ihre Finanzstärke auf Basis von Eigenmitteln profitieren die Versicherer nämlich von teils deutlich gestiegenen Solvenzquoten. Die Solvenzquoten werden auch im Jahr 2023 ihr hohes Niveau halten können, da die Assekurata-Analysten weiterhin von einem stabilen bis leicht steigenden Leitzinsniveau ausgehen. Außerdem können die Gesellschaften erste Rückflüsse aus der 2011 gebildeten Zinszusatzreserve realisieren. Dieser Reservetopf dient der bilanziellen Absicherung von Altgarantien während der Niedrigzinsphase zwischen 2009 und 2021. Die Rückflüsse daraus stärken nun ebenfalls die Finanz- und Ertragslage der Versicherer.
Doch auch aus bilanzbezogenen Gesichtspunkten ist nicht alles Gold, was glänzt. Mit Blick auf die HGB-Bilanz der Versicherer warnt Assekurata nämlich vor stillen Lasten. „Die konservative Anlagepolitik der Branche führt in Zeiten steigender Zinsen zu erheblichen stillen Lasten in den Büchern der Lebensversicherer, sprich zu geringeren Marktwerten gegenüber den Buchwerten der festverzinslichen Kapitalanlagen“, erläutert Heermann. Dadurch mindere sich wiederum das Ertragspotenzial der Anbieter. Mittlerweile beziffert das Analysehaus die Höhe der stillen Lasten auf Branchenebene auf rund 100 Mrd. Euro.
Festverzinsliche Wertpapiere bei den Asset Managern gefragt
Und wie reagieren die Asset Manager angesichts der veränderten Situation auf den Kapitalmärkten? Welche Assetklassen gelten als attraktiv und welche nicht? Auch danach haben sich die Assekurata-Analysten mittels einer Befragung unter den Kapitalanlegern bei den Versicherern erkundigt. Im Vergleich zum Vorjahr gaben die meisten Befragten an, den Anteil an festverzinslichen Wertpapieren verstärkt ausbauen zu wollen. Aber auch alternative Investments wie in Infrastruktur gelten mittlerweile als vergleichsweise attraktiv. Dagegen agieren die befragten Asset Manager an den Aktienmärkten sowie bei Immobilieninvestments nun deutlich zurückhaltender. Gerade im Immobilienbereich wird über eine Reduzierung des Anteils im Portfolio nachgedacht. (as)
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