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11. März 2021
LV 1871: Mit traditionellen Werten auf neuen, digitalen Wegen
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LV 1871: Mit traditionellen Werten auf neuen, digitalen Wegen

Die LV 1871 wird 150, steht für Tradition und investiert in die Moderne. Neueste Idee sind etwa die Media Hubs in der Maklerbetreuung. Der Maklerversicherer erlebt in Corona-Zeiten ein steigendes Bewusstsein der Bevölkerung für Absicherung und Sparen. Interview mit Hermann Schrögenauer, Vorstand der LV 1871.

Herr Schrögenauer, die Versicherer sind bisher relativ gut durch die Krise gekommen. Das Neugeschäft in der Lebensversicherung fällt jedoch zurück. Wie schätzen Sie hier den Markt und die Menschen ein?

Tatsächlich wirkt sich die Corona-Pandemie positiv auf unsere Sparprodukte und Absicherungskonzepte aus. Sie gibt dem Gedanken an Ab­sicherung eine prominente Bühne. Auch junge Menschen spüren, dass das Leben verletzbar ist. Die finan­­zielle Vorsorge rückt mehr in den Fokus – die Menschen wollen für künf­tige Situationen abgesichert sein. Das sieht man an der Sparquote, die sich letztes Jahr verdoppelt hat. Und das merken wir an unseren Zahlen: Im Jahr 2020 konnten wir unser Rekordjahr 2019 sogar toppen und mit einem Wachstum im Neugeschäft von rund 15% gegenüber dem Markt deutlich outperformen.

Können Sie uns noch Näheres zu Ihren Geschäftszahlen 2020 sagen?

Wir haben 2020 trotz Corona starke Ergebnisse erzielt: Mit einem steigenden Neugeschäftsvolumen, hoher Bestandsfestigkeit und einem Biometrieanteil von rund 50% stehen wir sehr gesund da. Mit unserer hohen Solvenzquote bleiben wir einer der finanzstärksten Anbieter im Versicherungsmarkt. Das wiederholt hervorragende Fitch-Finanzstärkerating rundet das Ergebnis ab. So konnten wir das Jahr krisensicher und zukunftsfähig abschließen und ebenso gut in das neue Jahr starten.

Das Hauptproblem der Lebensversicherer ist nicht die Pandemie, sondern die Niedrigzinsen. Der Ruf der privaten Rentenversicherung leidet immer mehr. Wo sind da noch die Argumente?

Das Niedrigzinsumfeld, der demografische Wandel und die enormen Rettungspakete der Regierungen führen jedem vor Augen, dass private Vorsorge das Gebot der Stunde ist. Die gesetzliche Rente wird nicht ausreichen und die neuerliche Staatsverschuldung lässt die Chance auf eine auskömmliche staatliche Rente weiter schwinden. Das liefert perfekte Argumente für die private Altersvorsorge, denn Versicherungsnehmer können auf ihr Geld zugreifen, es breit streuen und sinnvoll auf die Bedürfnisse ausgerichtet anlegen. Viele Gesellschaften können die Garantien nicht mehr halten. Das ebnet den Weg für die Modernisierung der Altersversorgung. Deutschland braucht mehr Aktionäre. Die private Altersvorsorge und insbesondere die fondsgebundene Lebensversicherung werden dadurch in den Köpfen der Bevölkerung eine Renaissance erleben, da mit dem vernünftigen Vermögensaufbau auch das Langlebigkeitsrisiko in den Griff zu bekommen ist.

Wie Sie sagen, sieht es in der Arbeitskraftabsicherung positiv aus. Wie sehen hier Ihre Erwartungen aus?

Positiv ist, dass die Verbraucher erkennen, wie wichtig die Arbeitskraftabsicherung ist. Allerdings hat der Wettbewerb um Preise und Bedingungen Spuren bei den Versicherern hinterlassen. Während einige die Hürden bei der Risikoprüfung enorm weit nach unten legen, drehen andere Anbieter an der Leistungsschraube. Keine der beiden Varianten ist im Sinne der Versicherungsnehmer. Unsere Vision ist eine wesentlich engere Partnerschaft mit unseren Versicherten, die mehr bietet als eine Geldleistung nach Eintritt einer Berufs­unfähigkeit. Wir haben Spaß an Leistung und beziehen das auf umfangreiche Präventionsmaßnahmen, was wiederum unseren Versicherten durch günstigere Versicherungsbeiträge zugutekommt.

Die LV 1871 wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Heute ist eher Transformation denn Tradition gefragt. Was bleibt? Was kommt?

Vom ersten Hollerith der Branche bis zum Vordenker im agilen Arbeiten – der LV 1871 ist es immer wieder gelungen, den Wandel zu gestalten und aus kleinen und großen Krisen gestärkt hervorzugehen. Tradition und Moderne gehen dabei Hand in Hand. Das beste Beispiel ist das Prinzip der Gegenseitigkeit, das sich seit 1871 durch unsere Geschichte zieht. „Füreinander da sein“ ist heute aktueller und moderner denn je. Wir sind überzeugt, dass wir durch das veränderte digitale Kaufverhalten die Interessen der Kunden noch stärker in den Mittelpunkt stellen müssen. Daher werden wir unsere Prozesse und Interaktionspunkte mit Kunden und Geschäftspartnern in Zukunft noch stärker vernetzen und so ein einzigartiges Kundenerlebnis schaffen, mit dem wir uns gegenüber der Branche differenzieren werden. Dadurch und durch unsere Rechtsform wollen wir erreichen: Der Kunde fühlt sich als Mitglied einer Gemeinschaft.

Ihr Haus investiert einiges darin, Marke und Image zu modernisieren. Können Sie die Wirkung messen?

Bereits seit zwei Jahren arbeiten wir aktiv daran, die Verjüngung unserer Traditionsmarke voranzutreiben. Auf der einen Seite steht die optische Weiterentwicklung der Marke, die über ein ausdrucksstarkes und dynamisches Corporate Design in spitze, pointierte Kampagnen übersetzt wird wie bei unserer aktuellen bAV-Kampagne „Da sind Sie bAV“. Parallel dazu bauen wir ein umfangreiches digitales B2B2C-Angebot für unsere Geschäftspartner auf und aus. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen uns in unserer Vorgehensweise: 15% organisches Geschäftswachstum. Allein unsere Produktkampagne „Wirkt angestaubt, wird aber Ihr Leben rocken“ trug zu einem 65%-Wachstum bei fondsgebundenen Rentenversicherungen bei. Unser Webshop wird von über 3.700 Geschäftspartnern aktiv genutzt; mehr als 2.000 von ihnen nahmen bisher an unseren Veranstaltungen teil.

Viele Ihrer Maßnahmen zielen eben darauf ab, Versicherungsmaklern das Bestehen im Internet zu ermöglichen. Ist es tatsächlich Aufgabe eines Versicherers, sich um diese Themen zu kümmern?

Der Beratungsbedarf bei komplexen und individuellen Produkten wie Versicherungen ist groß – ein Vermittlersterben wird es nicht geben. Wer sich zukunftsfähig aufstellen möchte, muss sich auf das veränderte und digitalere Konsumverhalten einstellen. Wie wichtig das ist, haben die meisten Vermittler schon erkannt. Oft sind sie weiter, als wir Versicherer denken. Dennoch kann es im Digitalisierungsdschungel schnell unübersichtlich werden. Hier stehen wir unseren Geschäftspartnern verlässlich zur Seite und unterstützen sie – genau daraus besteht doch eine Partnerschaft. Das Feedback unserer Partner und vielzählige Auszeichnungen zeigen, dass wir damit den Nerv der Zeit treffen. Das motiviert uns enorm.

Wenn wir es richtig verstehen, laufen die Aktionen in einem sogenannten Media Hub zusammen. Erklären Sie uns das doch bitte kurz.

Unsere Media Hubs sind die kon­sequente Fortführung unseres Trans­formationsprozesses und ein wichtiger Teil unseres B2B2C-Angebots. Während sich unser bisheriges Angebot auf Fort- und Weiterbildung fokussiert hat, stellen wir den Vermittlern die nötige Infrastruktur zur Verfügung, die für sie vielleicht zu kostspielig ist. Als Teil unserer Filialdirektionen der Zukunft schaffen wir mit den Media Hubs einen Ort für persönliche Begegnung und Austausch. Neben den bekannten Vertriebs­services werden Vermittler bei der Erstellung von audiovisuellem Content in einem professionell ausgestatteten Studio unterstützt. Gleichzeitig können sie die Infrastruktur der Media Hubs für Onlineberatung und -konferenzen nutzen. Wir bieten Trainings und Coachings vor Ort sowie Support bei Fragen. Mit diesem Angebot denken wir Maklerbetreuung und Vertriebsunterstützung noch einen Schritt weiter.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 28 f., und in unserem ePaper.

Bild: © putilov_denis – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Hermann Schrögenauer