Ein Artikel von Stefan Vollmer, Leiter Wholesale Deutschland bei der DWS
Individualisierte Investmentlösungen gehören im institutionellen Segment und bei Privatkunden mit sehr hohen Vermögen zum Standard. Mit zunehmender finanzieller Bildung und digitaler Affinität – auch bei Finanzfragen – über alle Kundensegmente hinweg wird die Personalisierung und Individualisierung der Kapitalanlage auch bei Privatkunden im Retail- und Affluent-Segment ein immer wichtigeres und von den Kunden erwartetes Thema. Und warum auch nicht? Wir personalisieren heute auch unsere Sneaker, die Lunch Bowl und die Urlaubsreise. Die Finanzanlage sollte dann doch bitte auch personalisiert daherkommen und sich unserem nicht mehr ausschließlich linear verlaufenden Leben anpassen. Bisher war das allerdings noch sehr teuer und hatte hohe Eintrittsbarrieren. Dank technologischer Entwicklungen lassen sich Finanzanlagen für jeden Kunden – unabhängig vom Volumen – jetzt aber so maßschneidern, wie es bisher nur im gehobenen Privatkunden- und institutionellen Geschäft möglich war. Die Kunden entscheiden, ob sie das Ganze selbst gestalten wollen wie im Webstore eines schwedischen Möbelhauses oder durch die Inanspruchnahme von Beratung durch den Finanzberater des Vertrauens, bei der Hausbank, dem unabhängigen Beraternetzwerk oder der Versicherung.
Von der Maßanfertigung zum Massenphänomen
Hinzu kommt, dass infolge eines höheren Anteils an Selbstentscheidern, der vor allem in den vergangenen Jahren gestiegenen Nachfrage nach passiven Investmentbausteinen sowie regulatorischer Unsicherheiten bezüglich der Nachhaltigkeit aktueller Vergütungsmodelle viele Vertriebskanäle vermehrt ihre Geschäftsmodelle hinterfragen und nach neuen Absatzmöglichkeiten für ihre Lösungen Ausschau halten. Auch Neobroker und Neobanken werden ihre Angebotspalette verbreitern und mehr an der einzelnen Kundenbeziehung verdienen müssen, denn exponentielles Kundenwachstum ist und bleibt endlich.
Bausteine für individuelle Investmentlösungen
Die Kombination aus notwendiger Adaption vieler Vertriebsgesellschaften und dem verstärkten Wunsch der Kunden nach Individualisierung schafft also einen entsprechenden Trend. Und um diesem Trend gerecht zu werden, benötigen lösungsorientierte Asset-Manager neben moderner API-Technologie – so wie sie heute jedes Smartphone in der Kommunikation mit installierten Apps nutzt – verschiedene Komponenten, die im Zusammenspiel eine individualisierte Investmentlösung für den jeweiligen Kunden generieren. Die Kunden können sich dabei aus einer definierten Palette an Investment-Bausteinen bedienen:
- die strategische Asset-Allokation, die auf das individuelle Chance-Risiko-Profil sowie das gewünschte Anlageuniversum abgestimmt werden kann,
- die taktische Asset-Allokation, basierend auf dem DWS CIO View, um von kurzfristigen Opportunitäten am Markt zu profitieren, und mit der Möglichkeit, Themen je nach Kundenpräferenz zu individualisieren,
- eine große Auswahl an Selektionsbausteinen wie aktive Fonds, ETFs oder, um einen noch höheren Grad an Individualisierung zu ermöglichen, Aktien- und Anleihen-Einzeltitelmodule.
- Zu guter Letzt kann je nach Bedarf und mit Blick auf die persönlichen Lebensumstände und -ziele ein individueller Anlagelebenszyklus genau passend zur persönlichen Anspar- und Entsparphase zum Einsatz kommen.
Technologie als Enabler und Erfolgsfaktor
Diese individualisierten Investmentlösungen werden künftig über ein digitales Frontend zur Verfügung gestellt werden, das entweder bei den Vertriebspartnern selbst entwickelt oder zusammen mit einem Drittpartner integriert wird. Dabei wird auch das jeweilige Vertriebsmodell berücksichtigt, sodass entweder die jeweiligen Berater die Individualisierung für ihre Kundinnen und Kunden vornehmen oder die Kunden die Bausteine in Eigenregie zusammenstellen – ebenso wie bei Sneakern, Lunch-Bowls oder Urlaubsreisen.
Um ihre Kunden bei dieser wesentlichen Entwicklung zu unterstützen, hat die DWS als „One-Stop-Shop“ ein breites Spektrum an Lösungen etabliert. Diese umfassen neben aktiven, passiven und alternativen Anlagestrategien vor allem auch die Fähigkeit, individuelle Lösungen zu strukturieren. Hervorzuheben sind hier zum Beispiel komplexere Investment-Lebenszyklusmodelle. Bereits anlässlich des Kapitalmarkttags 2022 hat die DWS angekündigt, einen starken Fokus auf die Modularisierung der Investmentprozesse zu legen, um diese breiten Investmentkompetenzen noch besser und effizienter nutzen zu können. Was bisher vornehmlich eingesetzt wird, um im Fondsmantel maßgeschneiderte Investmentlösungen zum Beispiel für institutionelle Kunden zu produzieren, wird in Zukunft durch digitale modulare DPM-Lösungen, mit oder ohne Lebenszykluskomponenten, einem deutlich breiteren Publikum im Affluent- und Retail-Segment zugänglich gemacht werden können.
Diese Fähigkeiten und technologischen Komponenten werden zunehmend über APIs mit den Beratungsstrecken unserer Vertriebspartner verknüpft. Durch die Skalierbarkeit der dabei entstehenden Lösungen sind diese auch für kleinere Volumina vollständig digital oder im hybriden Beratungsmodell einsetzbar und bauen auf einer offenen Architektur auf.
Erwartungen an die Zukunft
Die DWS geht davon aus, dass über die kommenden drei Jahre viele ihrer Vertriebspartner solche Lösungen umsetzen werden. Die dadurch gesammelten Erfahrungen werden weitere Entwicklungen ermöglichen und mittelfristig das Geschäftsmodell weiter unterstützen. Daher blickt das Unternehmen mit Interesse, Enthusiasmus und einer großen Portion Neugier auf diesen Trend. Dafür hat die DWS eigene Teams über alle Bereiche aufgestellt, die sich genau mit dieser Entwicklung beschäftigen. Deren Aufgabe ist, die entsprechenden Lösungen gemeinsam mit den Vertriebs- und Technologiepartnern zu entwickeln und umzusetzen sowie je nach Bedarf für die Kunden zu optimieren.
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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.

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