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30. September 2021
Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell – mit Mathias Born

Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell – mit Mathias Born

In dieser Folge des Digital Insurance Podcasts spricht Digital-Experte Jonas Piela mit Mathias Born, Gründer und Management Director von Payactive darüber, inwiefern die besondere gesellschaftsrechtliche Gestaltung des Verantwortungseigentums Einfluss auf das Unternehmen hat.

Mathias Born hat unter anderem acht Jahre Berufserfahrung bei der ING Deutschland als Software Engineer und Technical Product Owner gesammelt. Schon damals machte er sich Gedanken darüber, wie sich das Geschäftsmodell von Finanzdienstleistern nachhaltiger gestalten lässt. Im April 2020 gründete er Payactive.

Payactive bietet innovative, digitale Produkte zur Abwicklung von Zahlungstransaktionen. Mit dem Social Cashback Programm werden sie ihrer in der Satzung festgelegten, gesellschaftlichen Verantwortung gerecht und setzen auf ein nachhaltiges, langfristig ausgerichtetes Geschäftsmodell.

Wie sieht das Geschäftsmodell von Payactive aus?

Payactive wickelt intelligente Lastschriftzahlungen und Rechnungen für seine Kunden ab. Diese werden Dank PSD2 und Open-Banking-Ansatz intelligent und kostengünstig gehandhabt. Auch eine individuelle Kundenbetreuung steht für das Unternehmen im Fokus. Gute User Journeys und ein enger Draht zum Kunden würden das Abwanderungsrisiko von Kunden reduzieren.

Das Besondere: Neben dieser Geschäftsgrundlage möchte Payactive mit seinem Social Cashback System einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft nehmen. Bei diesem Cashback wird eine fixe Summe pro Transaktion für ein Projekt, das der Kunde wählt, gespendet. Diese Projekte umfassen soziale und ökologische Themen, wie den Kampf gegen den Klimawandel. Der Cashback macht sich nicht beim Kunden in Form von erhöhten Preisen bemerkbar, sondern wird vom Gewinn von Payactive abgezogen. Dass das Unternehmen trotz Cashback preislich konkurrieren kann, liegt unter anderem daran, dass es Dank PSD2-Ansatz ausschließlich Direktüberweisungen vornimmt – also ohne Zwischenkontos auskommt.

Eine besondere Satzungsform

Payactive befindet sich im sogenannten Verantwortungseigentum. Hierbei handelt es sich zunächst um eine übliche GmbH, die sich allerdings gemäß ihrer Satzung dazu verpflichtet, Gewinne ins Unternehmen zu reinvestieren und die langfristige Selbstbestimmung des Unternehmens zu sichern. Zum ersten Punkt sei einschränkend erwähnt, dass Investoren durchaus Gewinnauszahlungen erhalten, da sich andernfalls die Suche nach willigen Investoren als schwierig herausstellen würde. Der zweite Punkt ist von besonderer Brisanz, da sich die Frage stellt, wie die dauerhafte Selbstbestimmung des Unternehmens gewährleistet werden soll. Dies geschieht insbesondere über die Stimmrechte, die in jedem Fall bei Payactive verbleiben – und nicht, wie etwa in Familienunternehmen üblich, durch “Blutrecht” weitergegeben werden. Zudem sind jene Anteile nicht an den Unternehmenswert gekoppelt. Des Weiteren besitzen Investoren zwar Gewinnbezugsrechte, aber keine Stimmrechte.

Diese Regelungen sollen den eigentlichen Unternehmenszweck – gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen – von rein profitmaximierenden Bestrebungen der Anteilseigner loslösen. Durch diese besondere Satzungsform bekennt sich Payactive außerdem dazu, einen Beitrag zu den Sustainable Development Goals – den 17 Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige, wirtschaftliche Entwicklung – zu leisten.

Fazit: Die in Deutschland eher unbekannte gesellschaftsrechtliche Gestaltung des Verantwortungseigentums bietet eine interessante Möglichkeit für Unternehmen, soziale Verantwortung zu übernehmen und den ursprünglichen Zweck des Unternehmens langfristig zu erhalten. Agiert ein Unternehmen dann noch so innovativ, wie es Payactive tut, kann es trotz dieser Rahmenbedingungen kostengünstig und konkurrenzfähig am Markt operieren.

Hier geht es direkt zur Episode.

Über den Podcast

Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter pielaco.com/podcast und dkm365.de.