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5. Oktober 2022
Nachhaltigkeit: Status Quo in der Vermittlerbranche
Ökologische Analyse von Wachstum und Nachhaltigkeit auf Tablet Computer

Nachhaltigkeit: Status Quo in der Vermittlerbranche

Wie sieht es denn gegenwärtig beim Thema Nachhaltigkeit in der Vermittlerbranche aus? Das wollte der BVK in Kooperation mit dem GSN wissen und hat beobachtet, dass dabei sowohl Überzeugung als auch Zwang vorherrschen. Große Unzufriedenheit herrscht beim Thema Regulatorik.

Seit Anfang August sind alle Versicherungsvermittler verpflichtet, Kunden nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen zu fragen. Um die aktuelle Einstellung der Vermittler zu diesen neuen Pflichten und Anforderungen zu ermitteln, haben der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e. V. (BVK) und das German Sustainability Network (GSN) im September die zweite Online-Umfrage unter Vermittlern durchgeführt. Insgesamt 17 Fragen zum Interesse, zur Alltagsrelevanz, zur Qualifikation und zum Status Quo der Nachhaltigkeitsberatung sollten darin von den Vermittlerbetrieben beantwortet werden. Bei den Befragten handelte es sich zumeist um kleinere Betriebe, denn 72% von ihnen beschäftigen bis zu drei Mitarbeiter.

Ambivalentes Stimmungsbild

Und die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass sowohl Überzeugung als auch Zwang beim Thema Nachhaltigkeit ausgeprägt sind. So gaben 34% an, sich aus voller Überzeugung mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Gleichzeitig gaben 28% der Befragten an, sich zur Beschäftigung mit Nachhaltigkeit gezwungen zu fühlen. Diese Zweiteilung der Vermittlerschaft existiert auch bei der Frage nach einer konkreten Nachhaltigkeitsstrategie im Betrieb. Während 18% der Befragten noch über keinerlei Nachhaltigkeitsstrategie verfügen und 16% lediglich regulatorische Vorschriften umsetzen, sprechen immerhin 37% der Umfrageteilnehmer ihre Kunden proaktiv auf Nachhaltigkeitsaspekte an. Interessant auch, dass sich die einzelnen Themenaspekte bei Nachhaltigkeit, mit denen sich beruflich besonders häufig beschäftigt wird, eher auf Unternehmensführung (32%), gesellschaftlichen Wertewandel (26%) und regulatorische Anforderungen (24%) und weniger auf konkrete Umweltthemen wie Klimawandel oder Treibhausgase (15%) fokussieren.

Regulatorik als größter Hemmschuh

Apropos Regulatorik: Nach wie vor sind laut Umfrage Informationsdefizite und andere Unsicherheiten in der Vermittlerschaft weit verbreitet. So fühlen sich 51% der Befragten über die Inhalte und 47% über die Ziele der Regulatorik lediglich grundlegend informiert. Ein weiteres Drittel fühlt sich wenig bis gar nicht informiert. Timo Biskop, GSN-Fokusbereichsleiter für „Beratung & Vertrieb“, resümiert daher: „Die aktuelle Blitzumfrage untermauert weiterhin das Bild einer unsicheren Branche und zeigt dringende Verbesserungsnotwendigkeiten auf. Dies betrifft allem voran die Aufklärungsarbeit zum Thema Nachhaltigkeit.“ Doch welche Akteure sollten laut Vermittler-Votum Handlungshilfen zur Verfügung stellen? Umfassende Informationen und Handlungshilfen erwarten Vermittler von Produktgebern (75%), Aufsichtsbehörden (BaFin, IHKs) (38%), Berufsverbänden (37%) sowie von Pools und Dienstleistern (30%).

Kaum ein Kunde spricht Nachhaltigkeitsaspekte an

Und wie werden die im Markt bereits zur Verfügung stehenden Hilfestellungen beurteilt? Die gegenwärtig verwendeten Abfragetools werden von 69% der Befragten als überwiegend ungeeignet bewertet. 78% der Vermittler fühlen sich zudem davon gestört, unterschiedliche Abfragelogiken verwenden zu müssen. Fragt sich nur, ob überhaupt all zu oft auf diese Tools zurückzugreifen ist. Denn 66% der befragten Vermittler gaben an, in den letzten vier Wochen nie von Kunden auf Nachhaltigkeitsaspekte angesprochen worden zu sein. Die Mehrheit der Kunden kennt nach Einschätzung der Vermittler ihre Nachhaltigkeitspräferenzen zudem nicht und vertraut ihrem Vermittler, analysiert die Studie abschließend. (as)

Bild: © Robert Kneschke – stock.adobe.com