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3. September 2019
Negativzinsen für alle: Die Büchse der Pandora

Negativzinsen für alle: Die Büchse der Pandora

Die Diskussion um Negativzinsen hat in den vergangenen Tagen kräftig an Fahrt aufgenommen. Nicht nur Großkunden, sondern auch Kleinsparern wird öffentlich mit Strafzinsen auf ihre Guthaben gedroht. Ein solcher Schritt wäre brandgefährlich, meint AssCompact-Redakteur Michael Herrmann.

Kommentar von Michael Herrmann, AssCompact

Es ist so verführerisch wie gefährlich: Billiges Geld stabilisiert die Wirtschaft – und verschafft Staaten Raum für Investitionen. Die Europäische Zentralbank hat dieses Spiel in den vergangenen Jahren auf die Spitze getrieben. Dachte man zumindest. Unter null können die Zinsen schließlich nicht sinken. Ein Trugschluss, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Zumindest Großkunden und Banken untereinander zahlen bereits Strafzinsen für Guthaben. Nun droht das aber auch Kleinsparern.

Warum auch nicht? Warum bei null aufhören, wenn man die Wirtschaft und die öffentlichen Haushalte mit Negativzinsen noch stärker unterstützen kann? Ganz einfach: Weil man damit die Büchse der Pandora öffnet. Ist der Wegfall von Leitzinsen für Sparer schon bedauerlich, so löst er zumindest keine Fehlanreize aus. Sparen und solides Wirtschaften wird zwar nicht mehr belohnt, aber auch nicht bestraft. Einige Kulturen verbieten Zinsen ohnehin aus der Tradition heraus und leben gut damit. Strafzinsen sind dagegen brandgefährlich.

Negativzinsen fördern Extremkonsum. Arbeiter und Unternehmen werden dagegen für das Erwirtschaften von Kapital bestraft. Damit rütteln Strafzinsen an den Grundfesten der Marktwirtschaft. Von Kreditzinsen zu leben, statt für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, ist eine absurde Vorstellung. Das waren Negativzinsen bis vor Kurzem aber auch. Und im Extremfall wäre das die Konsequenz von Strafzinsen. Ganz so arg wird es vermutlich zwar nicht kommen. Dennoch müsste man Kindern beibringen, Schulden zu machen, statt zu sparen. Ein solches System der Fehlanreize ist zum Kollabieren verdammt. Denn irgendwann muss die dadurch angetriebene volkswirtschaftliche Megablase platzen – und das mit vollem Karacho und Krawumm.

Bild: © BillionPhotos.com – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Michael Herrmann

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Andreas Obergfäll am 04. September 2019 - 14:35

Erstaunlicherweise werden nur die Banken kritisiert, die die Negativzinsen der EZB weiter geben wollen. Die Banken müssen Zinsen auf ihre Einlagen bezahlen, dürfen diese Kosten aber nicht weiter geben. So bekomme ich jedes System kaputt.
Warum kritisiert kaum jemand aus der Politik die falsche Politik der EZB und dessen Chef Mario Draghi. der als echter Patriot mit dieser Zinspolitik u.A. seinem Heimatland genügend Atem lässt, damit man keine Reformen vornehmen muss und so weiter wurschteln kann wie gewohnt! Die EZB hat ja hinreichend bewiesen dass ihre Politik der Niedrigzinsen und der Staatsfinanzierung völlig versagt hat.

Gespeichert von Wilfried Strassnig am 10. September 2019 - 22:04

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