Ein Artikel von Dr. Alexander Skorna, Geschäftsführer der Funk Consulting GmbH
Die Versicherbarkeit schwerer Risikobestände wie z. B. im Recycling, von Holz- und Sägewerken oder in der Galvanik steht zunehmend unter Druck. Aufgrund hoher Feuerschäden zogen sich immer mehr Versicherer aus diesen Segmenten zurück. Gleichzeitig sehen sich Risikomanager in diesen Branchen mit signifikanten Selbstbehalten konfrontiert. Die klassische Risikotransferstrategie über Versicherungsprämien greift immer weniger. Die Folge: Selbst modernisierte Bestandsanlagen finden kaum mehr Versicherungsschutz zu akzeptablen Bedingungen. Selbstbehalte von 250.000 bis 500.000 Euro je Schadenfall sind keine Ausnahme mehr – Tendenz steigend. Die Prämienentwicklung ist ebenfalls drastisch: In den letzten zehn Jahren haben sich die Beiträge teilweise vervierfacht.
Digitale Brandschutztechnologie als „Gamechanger“
Konventionelle Brandschutzmaßnahmen sind seit Jahren bekannt, in der Praxis jedoch nicht immer durchgängig umgesetzt. So sollten Lager- und Produktionsflächen in Brandabschnitte unterteilt werden – eine Selbstverständlichkeit zur Begrenzung der Feuerausbreitung im Schadenfall. Wo großflächige Sprinkleranlagen baulich oder technisch nicht umgesetzt werden können, ist die Installation stationärer Löschanlagen (z. B. Sprühflutanlagen, Wassernebel- oder CO₂-Löschsysteme) insbesondere in Bereichen mit hoher thermischer Belastung oder möglichem Funkenflug erforderlich. Ein ausreichender Sicherheitsabstand zwischen Brandlasten, geeignete, feuerbeständige Wand- und Dachmaterialien sowie rauchdichte Raumabschlüsse sind zwingend.
Ebenfalls zur Pflicht gehört ein strukturiertes Brandschutzkonzept, das u. a. regelmäßige Schulungen des Personals, klare Zuständigkeiten und dokumentierte Kontrollgänge umfasst. Die Praxis zeigt allerdings ein anderes Bild: Brandschutzmaßnahmen erfolgen oft reaktiv – etwa nach einer behördlichen Auflage oder einem Großschaden. Eine einheitliche Umsetzung der Empfehlungen ist selten gegeben. Bemängelt werden oft die fehlende Integration moderner Sensorik in bestehende Systeme, die allein auf Sichtkontrollen oder manuelle Eingriffe setzen.
Moderne Detektionssysteme gewinnen an Bedeutung, da sie – etwa auf Basis von Thermografie, KI-gestützter Mustererkennung oder Multisensorik – eine frühzeitige Branderkennung bereits im subkritischen Temperaturbereich ermöglichen, was einen entscheidenden Vorteil gegenüber klassischen punktuellen Brandmeldern darstellt. Kamerasysteme oder Multidetektoren mit KI-gestützter Signalverarbeitung erkennen Schwelbrände innerhalb weniger Sekunden und können gezielt Löschmaßnahmen aktivieren. Besonders wirkungsvoll sind dabei Kombinationen redundanter Technologien, z. B. die Verknüpfung von Rauch- und Wärmesensorik mit Videoanalyse. Die Integration solcher digitaler Systeme in konventionelle Brandschutzkonzepte – etwa durch das Zusammenspiel von Sprinkleranlagen mit optischer Detektion und automatisierten Löschtechniken – stellt derzeit einen wirksamen Schutzstandard dar. Bereits mit vergleichsweise überschaubaren Investitionen können signifikante Verbesserungen erzielt werden. Diese Form des „intelligenten Brandschutzes“ ist auch ein zentraler Baustein zur Sicherung der Versicherbarkeit von schwereren Risiken.
Seite 1 Neue Wege der Risikosteuerung am Beispiel schwerer Sachrisiken
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