Virtuelle Captives und datenbasierte Selbstbehaltsstrategien
Neben der technischen Prävention müssen auch neue Wege der Risikofinanzierung beschritten werden. Klassische Versicherungsmodelle stoßen bei geringen Selbstbehalten und limitierten Kapazitäten an Grenzen. Ein derzeit oft diskutierter Ansatz ist die Einführung einer virtuellen Captive als hybrider konzeptioneller Mechanismus zur Risikofinanzierung inklusive Versicherungslösung. Insbesondere bei Selbstbehalten > 250.000 Euro je Standort und Prämienvolumen jenseits von 2,0 Mio. Euro in der Feuerversicherung kann ein solcher Ansatz ökonomisch sinnvoll sein – also können so die Gesamtrisikokosten reduziert werden. Um sicherzustellen, dass die gewählten Selbstbehaltsmodelle sowohl zur Risikotoleranz des Unternehmens als auch zur operativen Realität passen, bietet Funk mit der Softwarelösung des Partners Riskeeper kostenpflichtig eine strukturierte Selbstbehaltsoptimierung an. Dabei wird ein unternehmensspezifisches Simulationsmodell aufgebaut, das den Wirkungsgrad der aktuellen Selbstbehaltsstruktur analysiert. Auf Basis aktuarieller Methoden werden risikobezogene Selbstbehalte ermittelt, die sowohl die Budgetziele der Geschäftsführung und Vorstände als auch die Risikotragfähigkeit des Unternehmens berücksichtigen.
Die Methode schafft Transparenz über die tatsächlichen finanziellen Auswirkungen der Eigentragung und liefert objektive Entscheidungskriterien, auch bei sich wandelnden Marktbedingungen. Wie die Abbildung veranschaulicht, erhöht die beispielhafte Anhebung des Selbstbehalts von 25.000 Euro auf 100.000 Euro die Streuung der Schäden im Eigenbehalt und erzeugt Volatilität in der Bilanz. Die virtuelle Captive glättet maßgeblich die Volatilität aus Schäden in der Eigentragung über mehrere Perioden, sodass der Einfluss auf die Bilanz abgepuffert wird. So lassen sich langfristig tragfähige Schwellenwerte für Selbstbehalte und Empfehlungen zur Risikotragung ableiten – ein unverzichtbarer Baustein für Unternehmen, die ihre Total Cost of Risk nachhaltig optimieren möchten.
Für kleinere und mittlere Betriebe, die zu klein für eigene Lösungen sind, bieten sich branchenspezifische Verbands-Captives an. Über einen Pool können Risiken gemeinsam getragen, Prämien geglättet und eine professionelle Risikosteuerung standardisiert umgesetzt werden. Solche Modelle sind besonders attraktiv für Branchen mit homogener Risikostruktur. Auch hier gilt: Voraussetzung ist eine belastbare Datenbasis sowie eine technologische Grundsicherung zur Minimierung von Schadenfrequenz und -höhe.
Fazit: Vom Versicherungsnehmer zum aktiven Risikomanager
Wer heute noch passiv auf klassische Versicherungslösungen bei schweren Risiken wie Galvanik setzt, riskiert spätestens mit einem Schaden in Millionenhöhe signifikante Verschlechterungen seines Versicherungsschutzes. Die Zukunft gehört den Betrieben, die Risiken aktiv steuern – technologisch wie finanziell. Risikomanager sind damit nicht länger Verwalter von Versicherungsverträgen, sondern Architekten integrierter Sicherheits- und Finanzstrategien.
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Seite 1 Neue Wege der Risikosteuerung am Beispiel schwerer Sachrisiken
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