Die Komposit-Sparte gilt sowohl nach Policenanzahl als auch nach Höhe der Schadensumme als sehr bedeutender Produkt- und Regulierungsbereich. Ein Vergleich unter den Sachversicherungen mit Einbezug von Nachhaltigkeitskriterien scheiterte bislang allerdings an einer mangelhaften Datenverfügbarkeit. Für Abhilfe sorgt nun ein wissenschaftlich fundiertes Rating der Greensurance Stiftung in Kooperation mit der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT). Die analysierten Sachversicherungen umfassen dabei unter anderem Haftpflicht, Hausrat und Kfz.
Konzept des Ratings
Durch Kombination von theoretisch-konzeptionellen Grundlagen mit der Analyse bereits existierender Rating-Ansätze wurde ein eigenes sogenanntes NATIVE-Sustainable-Insurance-Concept als Basis des Vergleichs entwickelt. Darin flossen über 300 analysierte Einzelindikatoren – sogenannte Key Performance Indicators (KPIs) – ein, die in folgenden Kategorien untergliedert und entsprechend der angegebenen Prozentzahlen im Ranking zueinander gewichtet wurden: Klima (25%), Produkt und Schaden (25%), Kapitalanlage (15%), gute Unternehmensführung (15%), Soziales (7,5%), Ökonomie (7,5%) und Umweltressourcen (5%).
Sachversicherer haben noch viel Potenzial
Zentrales Ergebnis des erstmals veröffentlichten Ratings: Alle Sachversicherer in Deutschland haben hinsichtlich der nachhaltigen Wertigkeit von Unternehmen und Produktlinien noch viel Potenzial nach oben. Allerdings: „Beim Vergleich von 19 Sachversicherungen sieht man Pioniere und andere auf einem guten Weg“, so Marcus Reichenberg, Geschäftsführer der Greensurance Stiftung, bei der Präsentation der Ergebnisse vor der Versicherungsbranche. Als solche Vorreiter können dem Ranking nach die Ostangler Brandgilde VVaG auf Platz 1, die Schwarzwälder Versicherung VVaG – einer Tochter der Ostangler – auf Rang 2 und die Waldenburger Versicherung AG auf Rang 3 gelten, auch wenn alle drei Versicherer weit von der vollen Punktzahl entfernt liegen. Zudem zeigt der Blick auf einzelne Kategorien, dass die Versicherer unterschiedliche Stärken haben. So liegen die R+V-Versicherungen im Gesamtranking „nur“ auf Rang 5, erlangen aber in der Kategorie „Soziales“ den Spitzenplatz unter allen 19 analysierten Versicherern. Was das Ranking allerdings schuldig bleibt, ist, welche tariflichen Mehrwerte die analysierten nachhaltigen Versicherungen im Vergleich zu konventionellen Lösungen bieten.
Wissenschaftliche Begleitung
Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von dem Team um Prof. Dr. Tobias Popovic, Professor für Corporate & Sustainable Finance an der HFT Stuttgart. „Die Branche hat beim Thema Nachhaltigkeit Nachholbedarf, zumal sie inzwischen immer stärker von Schäden infolge der Klimaveränderungen betroffen ist“, betonte er. Durch die Wetterextreme und Naturkatastrophen müssen Sachversicherer zunehmend höhere Versicherungsleistungen erstatten. Relevant ist aber auch, ob Versicherer selbst nachhaltigkeitsorientiert handeln und investieren. „Sachversicherungen und vor allem ihre Produkte haben eine große Hebelfunktion, die Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität zu unterstützen. Bisher gab es jedoch noch keinen Maßstab, um systematisch zu vergleichen, wie nachhaltig diese Versicherungen sind“, äußern sich Reichenberg und Popovic in einem gemeinsamen Statement. (as)
Bild: © blacksalmon – stock.adobe.com
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