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30. Januar 2015
Niedrigzinsen und LVRG – Auswirkungen auf die Verzinsung der Lebensversicherer

Niedrigzinsen und LVRG – Auswirkungen auf die Verzinsung der Lebensversicherer

Die Höhe der Verzinsung ist ein Wettbewerbsfaktor der Lebensversicherer im Neugeschäft, insbesondere die laufende Verzinsung gilt als Indikator. Im Zuge der Niedrigzinsen und des LVRG sinken nun die Zinsgutschriften und die Renditen, wobei die Spanne zwischen den Unternehmen breit ist. Die aktuelle Assekurata-Marktstudie liefert die wichtigsten Kennzahlen zur Gewinnbeteiligung der Lebensversicherer.

In der klassischen Lebensversicherung geht 2015 die laufende Verzinsung im Marktdurchschnitt über alle Tarifarten hinweg um 0,21 Prozentpunkte auf 3,33% zurück. In der privaten Rentenversicherung sinkt sie dabei auf 3,16%. Die laufende Verzinsung setzt sich dabei aus dem Garantiezins von 1,25% und laufendem Zinsüberschuss zusammen. Die Zahlen entstammen der aktuellen Assekurata-Analyse zur Gewinnbeteiligung deutscher Lebensversicherer, die gestern in Köln vorgestellt wurde. 64 Lebensversicherer nahmen an der Assekurata-Studie teil, was einem Marktanteil von 89% entspricht. Zu den Nicht-Teilnehmern zählen meist Lebensversicherer im Run-Off oder solche, die das Neugeschäft in der klassischen Lebensversicherung eindämmen oder gar beenden wollen.

Durchschnittliche Gesamtverzinsung bei 3,9%

 

Niedrigzinsen und LVRG – Auswirkungen auf die Verzinsung der Lebensversicherer

 

Analog zur laufenden Verzinsung sinkt 2015 auch die Gesamtverzinsung inklusive der sonstigen Gewinnanteile und der endfällig bestimmten Beteiligung an den Bewertungsreserven. Im Durchschnitt fällt der Wert für einen von der Assekurata betrachteten Muster-Rentenversicherungsvertrag um 0,41 Prozentpunkte auf 3,90% und damit etwas stärker als im Vorjahr. Dabei stellt Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will eine Veränderung fest: „Mit 0,42% ist nämlich der Anteil der konventionellen Schlussüberschussanteile erstmals seit einigen Jahren wieder deutlich stärker ausgeprägt als die Sockelbeteiligung an den Bewertungsreserven (0,22%).“ Während in jüngerer Zeit eine kontinuierliche Stärkung der Sockelbeteiligung zu Lasten der konventionellen Schlussüberschüsse zu beobachten gewesen sei, kehre sich dieser Trend 2015 um.

Beitragsrendite bleibt im Vergleich zu anderen konservativen Anlagen noch hoch

Da die deklarierten Überschusssätze nur bedingt vergleichbar seien und sich die Zinssätze der einzelnen Gesellschaften auf unterschiedliche Bezugsgrundlagen beziehen würden, sei der Vergleich der garantierten Beitragsrendite ein besserer Vergleichsmaßstab, so Assekurata. Hier zeigt sich die effektive Verzinsung des Kunden bezogen auf die garantierte Ablaufleistung. Bei Betrachtung eines Mustervertrags sinkt auf Basis einer Hochrechnung demnach die Beitragsrendite unter Berücksichtigung aller deklarierten Überschussanteile im Durchschnitt deutlich um 28 Basispunkte und beläuft sich im Jahr 2015 auf 2,87%. Die Spanne reicht hier marktweit von 3,99% bis 1,93%. „Trotz des Rückgangs liegt diese Effektivrendite im Branchenschnitt noch über derjenigen von konservativen zinsgebundenen Anlagen“, betont Will. Dennoch würden der erneute Rückgang und das absolute Niveau der Beitragsrenditen das klassische Neugeschäft der Lebensversicherer weiterhin vor große Herausforderungen stellen.

Kosten senken Rendite durchschnittlich um 0,79 Prozentpunkte

Erstmals hat Assekurata auch die Kostenbelastung der Produkte in ihre Analyse einbezogen. Das LVRG verpflichtet Lebensversicherer, die Effektivkosten kapitalbildender Verträge über eine Gesamtkostenquote (Reduction in Yield) auszuweisen. Entsprechend hat Assekurata bei den Versicherern Kosten ermittelt und einen Mittelwert errechnet. Im Ergebnis wird die Rendite einer privaten Rentenversicherung demnach durch die produktimmanenten Kosten um durchschnittlich 0,79 Prozentpunkte gemindert, wobei die Spannbreite zwischen den Anbietern vergleichsweise hoch ist.

Für die Deklarationsrunde 2016 erwartet Assekurata keine Trendumkehr bei den Deklarationen. Eine Veränderung des Höchstrechnungszinses werde es nach Einschätzung der Analysten vermutlich auch nicht geben. Das deckt sich mit der aktuellen Empfehlung der deutschen Aktuare, den Zinssatz bei 1,25 zu belassen.

Die rund 120-seitige Assekurata-Studie kann auf der Internetseite www.assekurata.de bestellt werden. (bh)

Foto: Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will und Lars Heermann (Bereichsleiter Analyse)

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