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14. November 2023
Norman Wirth: So positioniert sich der AfW zu aktuellen Themen

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Norman Wirth: So positioniert sich der AfW zu aktuellen Themen

Wichtig ist nun, dass sich die Vorschläge auch im Gesetzestext wiederfinden, oder?

Ja, es bleibt abzuwarten, was von den Vorschlägen der Fokusgruppe letztlich den Weg in ein Gesetzgebungsverfahren finden wird. Wenn die Vorschläge umgesetzt werden sollten, unterstreicht das auch den sozialen Auftrag an die Branche. Es betont aber auch, dass qualifizierter, guter Rat mehr denn je gefragt sein wird. Und guter Rat ist nicht umsonst zu bekommen. Wer das eine will, darf nicht beim anderen – also der Vergütung – sparen wollen. Die Uhr tickt. Reformen sind überfällig. Der AfW wird den Prozess weiter konstruktiv begleiten.

Sprechen wir auch über den Themenkomplex „Provision“. Wieso hat sich das Ziel einer stärkeren Beteiligung von Kleinanlegern an den internationalen Kapitalmärkten scheinbar nur noch auf die Frage „Provisionsverbot: ja oder nein?“ verdichtet?

Das hat es nicht. Es gibt eine Vielzahl von Kritikpunkten an dem vorgestellten Entwurf der Kleinanlegerstrategie der EU-Kommission (AssCompact berichtete). Nun ist es aber so, dass das umfassende Provisionsverbot, wie es ursprünglich von Kommissarin McGuinness angekündigt war, und damit auch die Banken, die Ausschließlichkeit, die Strukturvertriebe, die Sparkassen etc. getroffen hätte, vorerst nicht kommt. Dort findet sich dann auch kein Augenmerk mehr auf das potenzielle Provisionsverbot für die Maklerschaft. Das ist nun allein unser Thema und das der Maklerkollegen in anderen Ländern wie Österreich. Daher legen wir nun ganz besonders den Schwerpunkt unserer Bemühungen auf diesen Punkt. Wir stimmen mit letztlich allen Verbänden überein, dass wir ein Provisionsverbot für falsch halten. Zusätzlich haben wir die Aussage in einem Gutachten erhalten, dass Versicherungsmakler nach aktueller Formulierungslage darunter fallen. Was sollen wir tun? Appeasement, abwarten und damit die Interessen unserer Mitglieder gefährden? Das kann nicht der Weg sein. Wir haben einen Auftrag von unseren Mitgliedern, uns für ihre Interessen einzusetzen, und diesen Auftrag nehmen wir ernst.

Der AfW arbeitet auch mit Maklerpools und -verbünden zusammen. Sollte ein Provisionsverbot im Anlagebereich kommen, sehen wir dann größere Verschiebungen bei Pools und Haftungsdächern? Wäre man dort darauf vorbereitet?

Am 22.10.2013 wurde in Dortmund die beim AfW angesiedelte Initiative „Pools für Makler“ gegründet. Die Initiative bietet seit der damaligen Diskussion um das Lebensversicherungsreformgesetz den maßgeblichen Pools und Verbünden ein Podium für den Meinungsaustausch, gemeinsame Aktionen sowie eine einheitliche Stimme bei allen die Pools und Verbünde betreffenden Sachthemen. Diese Plattform hat sich über die Jahre einen hohen Stellenwert erarbeitet. Selbstverständlich wird auch in diesem Rahmen die gesamte Problematik der EU-Kleinanlegerstrategie einschließlich Provisionsverbot diskutiert, sehr eng begleitet und man unterstützt intensiv den Kurs des AfW diesbezüglich. Und natürlich wird in den einzelnen Häusern jedes Szenario betrachtet und durchgespielt. Das ist ein betriebswirtschaftliches Muss. Inwiefern es beim Eintreten des Worst Case zu größeren Verschiebungen käme, entzieht sich meinen hellseherischen Fähigkeiten.

Einige Verbände, wie der AfW, haben nun Stellungnahmen zum EU-Richtlinienvorschlag eingereicht. Was erhoffen Sie sich davon? Und was können die angeführten Punkte innerhalb der EU-Kommission bewirken?

Wir bringen unsere Argumente nicht nur in der veröffentlichten Stellungnahme vor. Es werden unzählige Gespräche geführt – mit Politikern in Deutschland und auf EU-Ebene, direkt oder auch über unseren europäischen Dachverband FECIF. Interessenvertretung ist wie ein Eisberg: nur ein Siebtel davon sieht man. Wir stimmen uns mit guten Partnern in Deutschland und auf EU-Ebene ab. Und natürlich erhoffen wir uns, dass die Vernunft sich durchsetzt und es keinen rechtswidrigen Eingriff in das Vergütungssystem geben wird. Der Ball liegt jetzt beim europäischen Gesetzgeber, dem Parlament und dem Rat. Die EU-Kommission hat ihren Vorschlag ja bereits gemacht.

 
Interview mit
Norman Wirth