AssCompact suche
Home
Assekuranz
23. Mai 2022
PKV: Beitragsstabilität ist kein Zufall

PKV: Beitragsstabilität ist kein Zufall

Das Feintuning im Geschäftsfeld der PKV ist anspruchsvoll und verfolgt ein hehres Ziel: angemessene Beitragsstabilität. Welche Schlussfolgerungen Vermittler und Vermittlerinnen dazu aus der Historie der jeweiligen Produktanbieter ziehen können, erläutert der HanseMerkur-Vertriebsvorstand Eric Bussert.

Ein Artikel von Eric Bussert, Vorstand für Vertrieb und Marketing der HanseMerkur

Das Kalenderjahr im Krankenversicherungsvertrieb hat traditionsgemäß so einige saisonale Schwankungen: Der Januar ist ein zweiter Dezember, es wird meist noch fleißig Jahresend­geschäft geschrieben. Grund hierfür ist die Acht-Wochen-Frist ab Zustellung des Anpassungsschreibens, die auch im Januar noch eine Kündigung aufgrund einer vorgenommenen Beitragsanpassung zulässt. Danach wird es ein wenig ruhiger, im Frühling kündigen die ersten Gesellschaften Beitragsgarantien an, versprechen also für ausgewählte oder alle Tarife, dass die Beiträge im Neugeschäft auch im kommenden Jahr stabil bleiben. Für den Rest heißt es abwarten bis zum Herbst, damit mehr oder weniger pünktlich zum vermeintlichen Saisonhöhepunkt, dem Jahresendgeschäft, endlich gerechnet werden kann. Meist im November erfahren dann auch die Bestandskunden, ob ihre Verträge beitragsstabil bleiben oder es für das nächste Jahr einen Anpassungs­bedarf gibt. Das mediale Echo auf Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung (PKV) schlägt häufig hohe Wellen, fällt in manchen Jahren aber auch aus. Woher kommt das?

Beitragsanpassungen in PKV und GKV

Wird die langfristige Entwicklung der Beiträge in der PKV und in der GKV verglichen, ist festzustellen, dass im Zehn-Jahres-Mittel die GKV mit durchschnittlich 3,3% eine höhere Beitragssteigerung vornehmen musste als die PKV mit durchschnittlich 2,6% (Quelle: WIP 2022). Über die „Quasi-Parität“ kann sich die GKV aber auch nur freuen, da milliardenschwere Steuerzuschüsse bisher verhinderten, dass der Beitragssatz signifikant angepasst werden musste. Dem entgegen stehen mittlerweile über 304 Mrd. Euro Alterungsrückstellungen der PKV, immer aktuell nachzulesen unter zukunftsuhr.de.

Festzuhalten ist: Es gibt Beitragsanpassungsbedarf in der GKV, aber natürlich auch in der PKV. Der medizinische Fortschritt und die daraus resultierende Kostensteigerung müssen sich im Beitrag wiederfinden. Das tun sie in der PKV aber nur ab dem Zeitpunkt, an dem diese Kostensteigerungen den für die Kalkulation relevanten Schwellenwert, den auslösenden Faktor, überschreiten. Erst zu diesem Zeitpunkt müssen auch neue Sterbetafeln und die Zinsentwicklung miteingerechnet werden. Das System der auslösenden Faktoren führt unweigerlich dazu, dass Beitragssprünge in der PKV unvermeidlich sind.

Klar formuliert: Beitragsanpassungsbedarf ist per se erst einmal nichts Schlechtes. Die Beitragssprünge sind es schon. Um dies zu ändern, müssten die Kalkulationsvorschriften der PKV verändert werden. Dies schiebt der Gesetzgeber aber seit Jahren auf die anscheinend sehr lange Bank. Die Krankenversicherer müssen also mit dem System arbeiten, das sie selbst nicht verändern können.

Bewegungsradius der PKV-Versicherer

Die Kostensteigerungen des medizinischen Fortschritts haben die Gesellschaften genauso wenig in der Hand wie die Sterbetafeln oder die Kalkulationsvorschrift. Gibt es darüber hinaus noch relevante Punkte, die PKV-Anbieter in diesem starren Korsett beeinflussen können? „Viele!“, lautet die Antwort auf diese rhetorische Frage. Kompetenten Vermittlern sei an dieser Stelle bei aller Zukunftsgewandtheit ein tiefer Blick in den Rückspiegel empfohlen, denn viele diese Thesen unterliegen dem mathematischen Grundsatz „Was zu beweisen war“.

Die Steuerungselemente finden sich innerhalb und außerhalb des Produktes. Zu den Punkten innerhalb gehören

  • eine klare und verständliche Struktur, verbunden mit
  • zielgruppenspezifischen Leistungsmerkmalen wie Limits und Staffeln, aber auch Erweiterungen wie der Abrechnung über GOÄ/GOZ.
  • Die Risikoselektion muss den Bestand im Sinne des Kollektives schützen.
  • Der Einzelne ist am Erfolg zu beteiligen, entweder im Rahmen von (garantierten) Beitragsrückerstattungen bei Leistungsfreiheit oder über Investitionen in Gesundheitsmanagement und Präventionsleistungen.

Zu den Punkten außerhalb der Produktebene gehören sicherlich

  • eine niedrige Kostenstruktur, die in
  • ein gutes versicherungsgeschäftliches Ergebnis mit einfließt, sowie
  • eine hohe Nettoverzinsung.

Sind die Verwaltungskosten zu hoch, stehen die Abschlussaufwendungen nicht im richtigen Verhältnis zum Neugeschäft, bleibt weniger übrig, um die Schäden zu zahlen. Ist die versicherungs­geschäftliche Ergebnisquote zu schlecht, müssen Einnahmen vom Kapitalmarkt zur Korrektur eingesetzt werden, sofern das Zinsergebnis dies zulässt.

Auf das Feintuning kommt es an

Es ist ein echtes Feintuning, auf das es im Management des Geschäftsfeldes der privaten Krankenversicherung ankommt, und das auf Versicherer- als auch auf Vermittlerseite. Beitragsgarantien, also Versprechen in die Zukunft, bekommen erst dann den richtigen Wert, wenn in der Vergangenheit die richtigen Weichen gestellt wurden. Markt­beobachtung und Kennzahlenlektüre gehören daher ins Pflichtenheft kompetenter KV-Vermittler und schützt diese als auch ihre Kunden vor unverhofften Überraschungen. Die HanseMerkur gilt unter unabhängigen Vermittlern als einer der beitragsstabilsten und gleichzeitig vertrieblich attraktivsten Anbieter. Quod erat demonstrandum: Was zu beweisen war.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 05/2022, S. 48 f., und in unserem ePaper.

Bild: © MQ-Illustrations – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Eric Bussert