AssCompact suche
Home
Assekuranz
29. September 2022
PKV: Das sagen die Bilanzen der vergangenen Jahre

PKV: Das sagen die Bilanzen der vergangenen Jahre

Ausgesuchte Bilanzkennzahlen geben im aktuellen map-report 925 einen Überblick über die Entwicklungen in der PKV seit 2017. An der Spitze der bilanzstärksten Versicherer steht ein „alter Bekannter“, dennoch gab es aufgrund einer neuen Bewertungsskala Veränderungen im Vergleich zu den Vorgänger-Ratings.

PKV: Das sagen die Bilanzen der vergangenen Jahre

Der map-report 925 analysiert und bewertet ausgesuchte Bilanzkennzahlen privater Krankenversicherer für die Jahre 2017 bis 2021 für einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen der privaten Krankenversicherer (PKV). Insgesamt zehn Kennzahlen bilden das Gerüst für die Bewertung im Bilanz-Rating (Bewertungsschlüssel siehe nebenstehend).

„Unternehmenskennzahlen können bei Leistungsvergleichen von Unternehmen eine wertvolle Hilfe sein. Gerade in einer Zeit wie dieser, die als Krisendekade in die Geschichte einzugehen droht, nimmt die Relevanz der wirtschaftlichen Situation der Versicherer als Auswahlkriterium vor Vertragsabschluss zu. Die Beitragshöhe als Vergleichsmaßstab ist dabei ungeeignet. Denn einerseits ist die PKV keine Billig-Alternative zur GKV. Zum anderen können zu knapp kalkulierte Beiträge mit der Gefahr von geringeren Leistungen und stärker steigenden Beiträgen im Alter einhergehen“, kommentiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-report, die Ergebnisse.

ALTE OLDENBURGER weiterhin bilanzstärkster privater Krankenversicherer

Laut der aktuellen Ausgabe des map-report konnte die ALTE OLDENBURGER im Rating einmal mehr die Position als bilanzstärkster privater Krankenversicherer mit 265 von insgesamt 300 Punkten verteidigen. Und auch der LVM zählte mit 258 Punkten erneut zur Spitzengruppe, die mit der Bewertungskategorie „mmm+“ für hervorragende Leistungen ausgezeichnet wurde. Erstmals gelang es zudem der uniVersa, mit 256 Punkten in die Spitzengruppe aufzurücken.

Für die höchste Bewertungskategorie sind ab dieser Ausgabe des seit 2019 vom Analysehaus Franke und Bornberg verantworteten map-report erstmals 85% statt wie bisher 80% erforderlich – analog der Bewertungssystematik von Franke und Bornberg.

Eine Folge dieser neuen Bewertungsskala: Die SIGNAL IDUNA erzielte mit 82,7% zwar ein noch besseres Ergebnis als im Vorjahresrating (80%). Dennoch genügte es nun nicht mehr für ein Top-Rating. So führen die SIGNAL IDUNA und die R+V (238 von 300 Punkten, 79,3%) nun das kleine Feld der mit „mmm“ für sehr gute Leistungen bewerteten Krankenversicherer an. Auch die VGH Provinzial sowie die Hallesche konnten ihre sehr guten Ergebnisse der Vorjahre wiederholen. Die Landeskrankenhilfe (LKH) steht an der Spitze der Unternehmen, die mit „mm“ für gute Leistungen bewertet wurden (74,7%). Neben der LKH gelang noch zehn weiteren Versicherer ein gutes Ergebnis.

Bestandsentwicklung rückläufig

Die Entwicklung des Neugeschäfts in der Vollversicherung sei in weiten Teilen der Branche noch immer ein Geheimnis. Marktumfassend bleibe, so die Analysten, nur der Umweg über die Bestandsentwicklung, um Rückschlüsse auf das Neugeschäft ziehen zu können: Ende 2021 waren 8.716.776 Personen vollversichert. Das sind 0,1% bzw. 7.124 Versicherte weniger als im Vorjahr. Den größten Bestand hatte die Branche im Jahr 2011 mit 8.976.400 Vollversicherten. Seitdem hat der Markt fast 260.000 Vollversicherte verloren. Zwölf der 31 Anbieter mit Vollversicherten konnten die Bestände im Berichtsjahr ausbauen.

Beitragseinnahmen wachsen an

Gegenüber dem bereits seit einer Dekade schwächelnden Neugeschäft hätten die Beitragseinnahmen nach durchschnittlich 4,5% im Vorjahr mit jetzt 5,8% auf 45,16 Mrd. Euro noch einmal zulegen können, so die Analysten. Neben Kündigungen, Neuabschlüssen und Tarifwechseln innerhalb der PKV wirkten sich auch Übertritte zur und von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Geburten, Todesfälle und natürlich die oft im Kreuzfeuer der Kritik stehenden Prämienanpassungen auf die Entwicklung der Beitragseinnahmen aus, wird hierzu im map-report angemerkt.

Zweistellige Zuwächse verbuchen laut map-report R+V (15,1%), Debeka (14,1%), ARAG (12,4%), Barmenia (12,1%), FAMK (11,8%), Concordia (11,5%) und VGH Provinzial 10,3%. Unter den Gesellschaften mit mehr als 1 Mrd. Euro Beitragseinnahmen waren neben der HanseMerkur (5,8%) vor allem HUK-COBURG (5,3%), Allianz (4,1%) und AXA (3,6%) auf Wachstumskurs. Rückläufige Beitragseinnahmen verzeichnete kein Versicherer.

Bewertungsreservequoten erheblich unter Vorjahresniveau

Was die Bewertungsreservequoten angeht, lagen diese zum Jahresultimo 2021 bei allen Anbietern größtenteils erheblich unter dem Vorjahresniveau: Die höchsten Werte hatten die FAMK mit 24,3% (2020: 26,8%) gefolgt von der INTER mit 23,6% (2020: 27,8%) und der Allianz mit 23,2% (2020: 26,1%). Die höchsten Rückgänge gab es bei Concordia (−44,0%), Württembergische (−42,3%), HanseMerkur (−35,2%), Envivas (−34,7%) und Mecklenburgische (−33,3%).

„Für einen vollständigen Unternehmensvergleich sind neben Bilanzkennkennzahlen weitere Faktoren von entscheidender Bedeutung, z. B. die Dienstleistungsqualität – Service, Beratung und Betreuung – und Beitragsentwicklung“, kommentiert Reinhard Klages, Analyst des map-report, die Untersuchungsergebnisse. Da hierzu in den Geschäftsberichten keine Daten veröffentlicht und deshalb in den Bilanzanalysen auch nicht aufgeführt werden, erstellt der map-report neben diesem Bilanzrating jedes Jahr auch ein umfassendes PKV-Rating. Die Neuauflage ist für Ende Oktober vorgesehen.

Weitere Informationen zum map-report gibt es hier. (ad)

Bild: © xyz+ – stock.adobe.com