Die privaten Krankenversicherer (PKV) stehen wie die gesetzlichen Krankenkassen unter wachsendem Druck: Steigende Ausgaben für medizinische Leistungen, eine alternde Bevölkerung und die Kosten neuer Therapien treiben die Leistungsausgaben kontinuierlich nach oben. Für die PKV-Versicherer gilt es, finanzielle Stabilität zu sichern und gleichzeitig das Vertrauen der Versicherten zu erhalten, insbesondere in Zeiten, in denen Beitragsanpassungen unvermeidlich erscheinen.
Beitragsstabilität für Versicherungsmakler und Kunden wichtig
Für Versicherungsmakler und Kunden spielt eine relative Beitragsstabilität eine zentrale Rolle. Doch wie lässt sich erkennen, ob ein Versicherer diese Stabilität vernünftig halten kann? Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Ein genauer Blick lohnt sich aber auf die Maßnahmen der Anbieter, um Beitragserhöhungen abzufedern. Ein zentraler Mechanismus sind dabei die Rückstellungen für Beitragsanpassungen (RfB). Diese Reserven entstehen aus den Überschüssen der Vorjahre – geprägt sowohl vom Versicherungsgeschäft als auch von den Kapitalerträgen – und können die finanziellen Belastungen für die Versicherten abmildern. Ihre Wirkung lässt sich über die RfB-Quote ablesen, das Verhältnis von Rückstellungen zu den Beitragseinnahmen.
RfB: Rücklagen schrumpfen
Die RfB-Quote lag 2023 im Schnitt bei rund 34,5%, ist 2024 jedoch auf etwa 30% gesunken. Die Tendenz ist weiter fallend. Zudem variiert die Quote erheblich: Während einige Anbieter nur knapp über 10% vorhalten, liegen andere jenseits der 70%-Marke. Wie stark die Rückstellungen letztlich wirken, hängt nicht zuletzt vom Geschäftsmix und der Tarifstruktur eines Unternehmens ab. Diese Daten schlüsselt Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter bei der Ratingagentur Assekurata in einem aktuellen Beitrag auf. Für Versicherte sei diese Vielzahl an Kennzahlen schwer einzuordnen, so Cebi. Hier würden gute Ratings ansetzen: Sie leiten aus solchen Finanzdaten ein Gesamtbild ab, das die Belastbarkeit eines Anbieters nachvollziehbar macht.
Komplex: Entgegengesetzte Einflüsse wirken auf die RfB-Quote
Aktuell bleiben die Zuführungen zu den Rückstellungen hinter den Entnahmen zurück. Damit verringern sich die Mittel entsprechend. Hinzu kommt ein weiterer Faktor, schreibt Cebi: Da die RfB-Quote die Rückstellungen ins Verhältnis zu den Beiträgen setzt, verändert sich mit steigenden Beitragseinnahmen auch der Nenner der Berechnung, so dass die Quote zusätzlich sinkt. So wirken mehrere entgegengesetzte Einflüsse zusammen, was ebenfalls erklärt, weshalb sich die Quoten bei den einzelnen Unternehmen deutlich unterscheiden.
Weitere Prämienerhöhungen in Sicht
Was dies für die erwarteten Prämienerhöhungen zum nächsten Jahreswechsel bedeutet, ist noch nicht ganz klar. Denn die genannten Reserven wirken dämpfend, können die steigenden Kosten aber nicht vollständig ausgleichen. Zudem ist es unterschiedlich, wie die Versicherer ihre Reserven einsetzen.
Die Herausforderungen zeigten sich etwa bereits zum Jahreswechsel 2024/2025: Hier waren schätzungsweise zwei Drittel der PKV-Versicherten von Anpassungen betroffen, durchschnittlich stiegen die Beiträge nach Assekurata-Berechnungen um etwa 12,5%, in Einzelfällen sogar um bis zu 30%. (bh)
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